Im Einsatz für finanzielle Unabhängigkeit von Frauen
Helma Sick kämpft seit den 80er-Jahren dafür, dass Frauen von ihren Partnern finanziell unabhängig bleiben. Einst verhöhnt und verspottet, ist sie heute eine der gefragtesten Beraterinnen.
Wozu brauchen Frauen eine besondere Finanzberatung? Das wurde Helma Sick in ihrem Berufsleben oft gefragt. Seit dreißig Jahren berät die heute 77-Jährige Frauen in Geldfragen und setzt sich dafür ein, dass sie finanziell unabhängig von ihren Partnern bleiben. Auch heute noch, sagt Helma Sick, opferten viele junge, gut ausgebildete Frauen ihren Beruf für die Familie:
"Es sind immer noch überwiegend Frauen, die eine unterbrochene Erwerbsbiographie haben. Für Männer gilt das nicht – Männer steigen nicht jahrelang aus dem Beruf aus wegen ihres Kindes, im Gegenteil, die arbeiten Vollzeit weiter. Frauen dagegen pausieren, verdienen nichts, tun nichts für ihre Altersvorsorge – und das rächt sich dann eben später."
Von der Sekretärin zur Finanzexpertin
Helma Sick selbst musste gegen viele Widerstände kämpfen, um neben dem Familienleben weiter arbeiten zu können. Aus schwierigen familiären Verhältnissen stammend, konnte sie kein Abitur machen und arbeitete in den 50er- und 60er-Jahren zunächst als Sekretärin und Schreibmaschinenlehrerin, bis sie schließlich die Leitung eines Münchner Frauenhauses übernahm:
"Es gab wirklich viele misshandelte Frauen, das hat sich ja bis heute nicht verändert, nur damals war das noch ein absolutes Tabuthema. Aber es kamen von Anfang an sehr viele Frauen, das Haus war voll. Und es war unglaublich, was ich da gesehen und gehört habe. Besonders erschüttert hat mich, dass sich keine dieser Frauen vorstellen konnte, ihr Leben finanziell ohne ihren Mann bewältigen zu können. Und da dachte ich: das kann einfach nicht sein! Es kann nicht sein, dass Frauen ihr Leben mit jemanden verbringen müssen – nur, weil sie kein Geld haben!"
Helma Sick absolvierte ein Abendstudium in Betriebswirtschaft, gründete schließlich ihre Beratungsfirma "frau & geld" und gab und gibt seit vielen Jahren Finanztipps in der Zeitschrift "Brigitte". Mit der Familienministerin a.D. Renate Schmidt hat sie das Buch "Ein Mann ist keine Altersvorsorge" geschrieben, Anfang Oktober ist ihre Autobiographie "Aufgeben kam nie in Frage" vor.