Finanzdefizit bei der documenta

Das Fünf-bis acht-Millionen-Euro-Loch

documenta-Geschäftsführerin Annette Kulenkampff mit dem künstlerischen Leiter Adam Szymczyk bei Eröffnung der Weltkunstausstellung. Die Exponate sind noch bis 17. September in Kassel und bis 16. Juli in Athen zu sehen.
Unter Druck: documenta-Geschäftsführerin Annette Kulenkampff. Neben ihr der künstlerische Leiter Adam Szymczyk. © Imago/ epd
Lutger Fittkau im Gespräch mit Julius Stucke und Nicole Dittmer |
Bei der documenta ist nicht seriös gewirtschaftet worden, ein millionenschweres Defizit ist die Folge. Die Stadt Kassel und das Land Hessen springen nun ein - denn auch 2022 soll es wieder eine documenta geben.
Die Kunstausstellung documenta hat im laufenden Jahr bis zum jetzigen Zeitpunkt ein Defizit von 5,4 Millionen Euro erwirtschaftet. Das gaben heute Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) und Hessens Kunstminister Boris Rhein (CDU) auf einer Pressekonferenz bekannt.
Stadt und Land wollen nun Bürgschaften von jeweils vier Millionen Euro zur Verfügung stellen - damit auch Zahlungsverpflichtungen, die bis zum Jahresende auflaufen, bedient werden können. Das Defizit könnte also noch wachsen. Erst Ende des Jahres wird feststehen, wie hoch es tatsächlich ist. Dieses wollen sich dann Kassel und Hessen teilen.
Eines der markantesten Kunstwerke der documenta 14: der Tempel "Parthenon Of Books" der argentinischen Künstlerin Marta Minujin auf dem Friedrichsplatz in Kassel.
Eines der markantesten Kunstwerke auf der documenta 14 war der Tempel "Parthenon Of Books" der argentinischen Künstlerin Marta Minujin auf dem Friedrichsplatz in Kassel.© picture-alliance/dpa
Als Ursache für die Finanzlücke wird der zweite Ausstellungsstandort Athen genannt. Die Frage aber, wo das Geld genau geblieben ist, bedürfe noch der "Vertiefung und weiteren Aufklärung", so Kunstminister Rhein. Klar ist derzeit nur, dass es um Miet-, Energie-, Transport- und Personalkosten in Griechenland geht.

Wer hat wann was unterschrieben?

Wer wann was unterschrieben und genehmigt hat, sei hingegen noch unklar, berichtete unserer Hessen-Korrespondent Lutger Fittkau in unserer Sendung "Studio 9". Deswegen soll sich auch der Aufsichtsrat im November noch einmal näher mit dem Fünf-bis-acht-Millionen-Euro-Loch befassen.
Unter Druck stehe vor allem die documenta-Geschäftsführerin Annette Kulenkampff, sagte Fittkau. Diese habe den Aufsichtsrat erst Ende August über die drohende Insolvenz informiert.

Hessen und Kassel wollen neuen Strukturen

Folge des Defizits könnte auch eine Reorganisation der documenta sein - das Land Hessen und die Stadt Kassel denken über neue Strukturen nach. So sei angedacht, den Bund als weiteren Partner mit ins Boot zu holen, sagte Fittkau.
Installationskünstler Hiwa K. (unten, 2.v.r.) sitzt am 10.06.2017 bei der Eröffnung der documenta 14 in Kassel (Hessen) in einer Röhre seines Kunstwerks "When We Were Exhaling Images
"When We Were Exhaling Images": Röhren-Kunst auf der documenta© picture alliance / dpa / Swen Pförtner
Gefährdet ist die Schau nicht - Rhein bezeichnete sie als "Glücksfall für Hessen und Kassel". An die beiden Standorte Kassel und Athen kamen insgesamt 1,2 Millionen Besucher. Damit ist die documenta 14 nach eigenen Angaben die meistbesuchte Kunstausstellung aller Zeiten. (ahe)
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