"Die haben mich einfach ausgesiebt"
Warum ist die Schufa so mächtig? Was können Verbraucher gegen schlechtes Scoring tun? Dirk Ulbricht vom Institut für Finanzdienstleistungen kritisiert die "Black Box Schufa" - er hat am eigenen Leib erfahren, dass dort manchmal nach der Postleitzahl entschieden wird.
Ein Auto leasen, einen Telefonvertrag abschließen, eine Wohnung mieten, das alles geht oft nur mit der Schufa im Hintergrund. Ein privates Unternehmen bewertet also, wie gut der einzelne Verbraucher mit Geld umgehen kann. Und die Schufa wirbt für sich mit dem Spruch: "Wir schaffen Vertrauen."
Zum Geschäftsmodell der "Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung" gehört es, Informationen zu sammeln: Wie viele Kreditkarten eine Person hat oder ob ein Kredit nicht ordnungsgemäß zurückgezahlt wurde. Diese Daten nutzt die Schufa, um die Wahrscheinlichkeit vorherzusagen, mit der eine Person zum Beispiel einen Kredit bedienen wird oder Rechnungen bezahlt.
Risikofall – ohne Schulden?
Eine Recherche des Bayrischen Rundfunks und des "Spiegel" kommt jetzt zu dem Schluss: Die Schufa erklärt offenbar auch viele Menschen zum Risikofall, die sich überhaupt nichts zuschulden kommen ließen.
"Die Daten sind einfach zu wenig, und das ist für die meisten nicht wirklich gut", sagt Dirk Ulbricht, Direktor und Senior Researcher am gemeinnützigen Institut für Finanzdienstleistungen gegenüber Deutschlandfunk Kultur. "Die Schufa erhebt unglaublich wenig Daten, und das Problem ist dann, dass am Ende nicht viele Kandidaten in Frage kommen, da bleibt oft wahrscheinlich nur die Postleitzahl übrig."
Neukölln ist schlecht für die Kreditwürdigkeit
Ihm selbst sei die Eröffnung eines Kontos bei einer Online-Bank verweigert worden, offenbar nur weil er in Berlin-Neukölln gewohnt habe − "ein hippes, aber damals leicht verrufenes Viertel, und dann haben die mich einfach ausgesiebt. Gesagt hat es mir keiner offen, und das ist Teil des Problems."
Nachteilig sei es auch, im Studium oder berufsbedingt häufig den Wohnort zu wechseln, berichtet Ulbricht. Die Schufa sage dann: "Was macht er denn da? Muss der immer wegziehen, weil die Leute ihm hinterherrennen wegen Schulden?" Man müsse deshalb bei dieser Auskunftei und ihren Entscheidungen immer schauen: "Gibt es genug Differenzierungsmöglichkeiten?"
Ulbricht nennt die Schufa eine "Black Box", in deren Arbeit man kaum Einblicke gewinnen könne. Er rät dazu, einmal im Jahr eine kostenlose Schufa-Auskunft zu verlangen und die vorhandenen Daten zu checken.
(cre)