Russischer Trainer ohne Gehalt

Man stelle sich vor, Bundestrainer Joachim Löw müsste im Bundestag Bericht erstatten, weil sein Team gerade eine schwache Phase hat - und auf sein Gehalt müsste er auch verzichten. So ergeht es derzeit Fabio Capello, dem Trainer der russischen Nationalmannschaft.
Im Dezember 2010 herrschte großer Jubel, als FIFA-Chef Sepp Blatter verkündete, dass die Fußball-WM 2018 in Russland stattfindet. Doch die Fanfaren sind verklungen, und es läuft nicht alles glatt in Russland. Die Finanz- und Rubelschwäche hat inzwischen auch den Fußball erreicht und Auswirkungen auf die Fußballweltmeisterschaft.
Die Anweisung von Sportminister Mutko lautet nun: Die WM-Organisatoren müssen zehn Prozent sparen, allerdings nicht an Infrastruktur und Stadien. Mutko sagte, zwei Spielstätten bekämen statt 45.000 Sitzplätzen nur 35.000. Noch mehr Kürzungen erlaube die FIFA aber nicht.
Schätzungen zufolge belaufen sich die Kosten für das WM-Turnier 2018 auf 30 Milliarden Euro, etwa doppelt so teuer wie die WM in Brasilien.
Auch die russischen Erstliga-Clubs leiden unter der Finanzkrise. Sie sollen ihre Spieler gebeten haben, auf 20 Prozent ihrer Löhne zu verzichten. Viele Stars werden in Euro oder Dollar bezahlt, deren Wert gegenüber dem Rubel in letzter Zeit massiv gestiegen ist.
Finanzielle Probleme hat seit einiger Zeit auch der russische Fußballverband. Seit dem vergangenen Sommer, genauer, seit dem Ausscheiden der russischen Nationalmannschaft bei der Fußball WM in Brasilien hat Trainer Fabio Capello kein Gehalt bekommen. Vertraglich stehen ihm elf Millionen Euro im Jahr zu und das bis 2018.
"Das sieht einfach unanständig aus"
Das russische Parlament, die Duma, lud ihn vor, um den Volksvertretern zu erklären, warum die Sbornaja so schlecht abgeschnitten hatte. Immerhin findet die nächste WM 2018 in Russland statt.
In einer Krisensitzung des russischen Fußballverbandes hieß es im Dezember: es sei kein Geld da, um den Trainer zu bezahlen. Peinlich, findet sogar Sportminister Mutko.
"Ehrlich gesagt, ist es für eine Schande dass wir überhaupt darüber reden. Man sollte jetzt auch nicht Präsident Putin mit so etwas belästigen, sondern die Sache erledigen. Das sieht einfach unanständig aus"
Zum Buhmann wurde Verbandschef Tolstych erklärt, der erklärte:
"Wir haben darüber gesprochen, dass wir alles dafür tun, um die Vertragsbedingungen zu erfüllen. Sobald diese Verpflichtungen erfüllt sind, werden wir die Presse informieren."
Vor kurzem hieß es dann, es sei ein Sponsor gefunden worden, der Capellos Gehaltsscheck unterschreibt. Die Gasfirma Novatek sollte nach Vermittlungen von Sportminister Mutko einspringen und bezahlen, schrieb die Sportpresse. Doch ein Novatek-Sprecher erklärte umgehend, das sei alles Unsinn. Also geht die Suche nach einem Geldgeber weiter, denn für den russischen Fußballverband ist alles besser als eine vorzeitige Vertragsauflösung. Denn in diesem Fall bekäme Fabio Capello 30,5 Millionen Euro.