Kerle für einen Euro
Die Briefmarken mit den homoerotischen Motiven des Touko Laaksonen gelten schon jetzt als Sammlerstücke. Finnlands Post hat Vorbestellungen aus 178 Ländern. Bekannt wurde der Maler und Zeichner unter seinem Pseudonym - Tom of Finland.
Er trägt Handschuhe, Uniformmütze und einen dieser Schnäuzer, für den man wohl das Wort "Pornobalken" erfunden hat. Die Fluppe baumelt lasziv im Mundwinkel. Zwischen Schenkeln und Stiefeln sitzt ein nackter Mann, der sich verdammt wohlzufühlen scheint in dieser ausgesprochen männlichen Beinschere.
Die beiden selbstklebenden Kerle gibt es in Finnland für einen Euro. Und gelten jetzt schon als Sammlerstücke, Wertzuwachs garantiert. Finnlands neue Briefmarkenserie ist ein Verkaufsschlager. Noch nie hatte die finnische Post so viele Vorbestellungen und so viele Anfragen. Und (auch das gehört zur Wahrheit) wohl noch nie gab es so viele Kunden, die diese Marken nie im Leben anfassen (geschweige denn anfeuchten) würden.
Die erste wirklich stockschwule Briefmarke der Welt provoziert.
"Aber das soll sie ja auch", sagt Markku Pentinnen von der finnischen Post:
"Aber das soll sie ja auch", sagt Markku Pentinnen von der finnischen Post:
"Der Vorschlag kommt von der Tom-of-Finland-Stiftung, die das künstlerische Erbe von Touko Laaksonen verwaltet. Wir haben die Idee geprüft und sie war gut. Deshalb haben wir diese Briefmarkenserie aufgelegt."
Schwäche für Stiefel und Leder
Touko Laaksonen war Tim of Finland. Der 1991 verstorbene schwule Zeichner hatte eine ausgemachte Schwäche für Stiefel und Leder, für grotesk breite Schultern und sichtbar ausgebeulte Jeans. Tom of Finlands Muskelmänner wurden noch bis in die 70er-Jahre hinein höchstens mal unter dem Ladentisch verkauft oder klebten an den Wänden irgendwelcher Darkrooms.
Heute hängen sie hinter Panzerglas, werden auf der Biennale gezeigt.
Tom of Finland ist Kunst, nicht Porno. Meint auch Karina Rosavaara von der Finnischen Schwulen- und Lesbenvereinigung SETA:
"Ich glaube, dass sich die Zeiten wirklich geändert haben. Tom of Finland ist kein Tabu mehr. Die Finnen wollen eine offene und tolerante Gesellschaft. Und diese Briefmarken gehören dazu."
Unterschriften gegen die nackten Kerle
Die Supermarktkette Halpa Halli will da nicht mitmachen und verweigert den Verkauf der Tom-of-Finland-Marken. Christliche Gruppen sammeln Unterschriften gegen die nackten Kerle von der Post. Sagen wollen sie aber alle nichts mehr öffentlich, denn die Unterstützung für den Protest ist doch eher bescheiden.
Finnlands Postkunden schert das sowieso nicht. Am Schalter an der Hauptpost in Helsinki stehen auffallend viele Frauen. Vor allem die Marke mit dem perfekt geformten blanken Männerpo hat es ihnen angetan. Markku Pentinnen und seine Kollegen hauen den "Suomi" Poststempel rauf. Und schicken die Tom of Finland Motive auf Reisen.
"Ich finde sie schön, wirklich gelungen ... Und ein mutiges Zeichen ... Meine Frau hat gleich 20 Briefmarkensätze mit diesen Kerlen bestellt. Wir verschicken die jetzt immer mit unserer Firmenpost."