FinTech-Konten

Ein Modell für die Zukunft?

06:29 Minuten
Illustration eines Handys auf dem Geldstücke liegen.
Ihre Performance ist nicht makellos. Dennoch könnten Fintech-Konten für Traditionsbanken gefährlich werden. © Imago / Ikon Images / Patrick George
Von Sebastian Engelbrecht |
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Günstig, unkompliziert und digital: Fintech-Banken wie N26 bieten ihren Kunden die Möglichkeit, Bankgeschäfte bequem per Smartphone zu erledigen. Klingt gut, hat aber seine Schattenseiten. Zum Beispiel beim Kundenservice.
Eigentlich ist der Unterschied nicht groß: Traditionell machen Kunden ihre Bankgeschäfte am Laptop oder am Computer, der auf dem Schreibtisch steht. FinTech-Banken bieten Konten an, die Kunden am Mobiltelefon bedienen können. Bei der Verbraucherzentrale des Saarlandes beobachtet der Experte für Geldanlagen, Thomas Beutler, welche Konten FinTech-Banken anbieten.
"Ich glaube, dass die FinTech-Konten eben vieles richtig machen und dass sich da viele traditionelle Banken auch ein Vorbild nehmen können, wie man eben komplexere Anwendungen einfacher und auch optisch schön darstellt", sagt er. "Von daher ist der Weg der richtige, dass man eben diese Bankanwendungen auf das Smartphone bringt. Und ich glaube aber, dass die anderen Banken da auch nach und nach nachziehen werden."

Pro Tag 10.000 neue Nutzer

Sie heißen O2 Banking, 1822 Mobile, Yomo, Monese oder N26 – neben vielen anderen werben sie um Kunden, vor allem um junge Kunden. Einige mit Erfolg. Die Bank N26 zum Beispiel gewinnt täglich 10.000 Nutzer hinzu. Erst seit vier Jahren ist sie mit ihrem Girokonto auf dem Markt, und schon hat sie 3,5 Millionen Kunden – in 24 europäischen Ländern. Das Girokonto lässt sich über eine App auf dem Mobiltelefon steuern.
Einer der beiden Gründer der Bank, Valentin Stalf, erklärt:
"Wir haben eigentlich von Anfang an gesehen, dass ganz viele Kunden nach einer anderen Banking-Experience suchen, nach einem digitaleren Banking-Produkt, nach einem einfacheren Banking-Produkt und nach einem, das auch deutlich transparenter ist."
Porträtaufnahme des N26-Gründers Valentin Stalf: junger Mann mit halblangem glatten braunen Haar und Bart.
Viele Kunden wollten eine andere "Bank-Experience", glaubt N26-Gründer Valentin Stalf.© Sebastian Engelbrecht
Gute Chancen rechnet sich Vorstandschef Valentin Stalf auch auf dem US-Markt aus. Dort ist das N26-Smartphone-Konto seit Mitte Juli auch verfügbar. Die 2013 in Berlin gegründete Bank N26 hat mittlerweile 1300 Mitarbeiter in Berlin, Wien, New York, Sao Paolo und Barcelona.

Schwachpunkt Kundenservice

Stalf hat sich zum Ziel gesetzt, "in den kommenden Jahren mehr als 50 Millionen Kunden zu erreichen". Der Erfolg ist im Geschäftsfeld der FinTech-Banken keineswegs garantiert. Seit 2011 haben in Deutschland 233 von ihnen den Betrieb wieder eingestellt, wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC herausgefunden hat.
Der Kundendienst ist einer der Schwachpunkte einiger FinTech-Banken. Viele bieten keinen Service per Telefon an. Bei N26 können nur sogenannte "Premium-Kunden" anrufen, die monatlich 16,90 Euro Gebühr für das Konto zahlen. Thomas Beutler von der Verbraucherzentrale des Saarlandes sieht hier ein Problem.
"Was man sieht, ist, dass es immer mal wieder Engpässe gibt, wenn es um Support geht. Also das können wir ganz klar feststellen. Diese Banken, diese jungen Unternehmen, müssen ja auch die Kosten niedrig halten, und da wird ja dann doch gespart am Personal, da wird gespart an der Kundenbetreuung. Und deswegen haben wir da schon große Probleme gehabt, entsprechend Support oder Kundenbetreuung zu bekommen, und das ist eben bei einer sehr sensiblen Sache wie mit dem eigenen Konto, mit dem eigenen Geld, natürlich fatal in vielen Fällen."

Identifizierung per Videoanruf

Einfacher als bei traditionellen Banken ist die Eröffnung eines Bankkontos. Bei N26 dauert der Prozess nach Angaben der Bank nur acht Minuten. Wer bei N26 oder auch bei Monese ein Konto eröffnen will, muss nicht persönlich zur nächsten Postfiliale gehen und sich dort per "Post-Ident"-Verfahren vorstellen. Vielmehr funktioniert die Identifizierung über einen Videoanruf, bei dem der Kunde seinen Pass vor die Kamera halten muss.
Die Identifizierung per Video – oder auch per Foto – ist aber auch ein potenzieller Schwachpunkt. Kriminelle nutzen das Verfahren für ihre Zwecke aus: Sie unterbreiten per Internet Jobangebote. Der Interessierte muss ihnen seine persönlichen Daten schicken und sich über das Video-Ident-Verfahren identifizieren lassen. Dazu muss er sich die App von N26 herunterladen. In Wirklichkeit aber betreiben die Täter mit dem neu eröffneten Konto Geldwäsche-Geschäfte oder betrügerische Verkäufe per e-bay. Allein in Niedersachsen gab es im vergangenen Jahr 126 Verdachtsmeldungen über solchen oder ähnlichen "Identitätsdiebstahl".
Jörg Aus dem Bruch von der Polizeidirektion Göttingen befasst sich mit der Geldwäsche-Kriminalität in Niedersachsen.
"Es ist nicht per se so, dass eine Online-Bank anfälliger ist. Es gibt auch jede Menge 'Geister-Konten', nennt sie, glaube ich, die BAFin und die Finanzaufsicht, wo mit gefälschten Ausweisen auch bei Sparkassen, bei Deutschen Banken und bei Commerzbanken Konten eröffnet werden. Was halt prägnant ist bei den Online-Banken, dass dort der modus operandi, also das Konto-Einrichten ohne Wissen eines Dritten, häufig der Sachverhalt ist."

Die BaFin fordert bessere Sicherungsmaßnahmen

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, BAFin, forderte Ende Mai, N26 müsse "zur Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung angemessene interne Sicherungsmaßnahmen ergreifen".
N 26-Vorstandschef Stalf verweist darauf, in der Bank arbeite ein Team von 30 Mitarbeitern ständig daran, auf Sicherheitsdefizite zu reagieren. Das sei ein ständiger Prozess.
Die Erfolgsbilanzen von FinTech-Banken wie N26 sind also keineswegs makellos. Insgesamt aber sind sie so erfolgreich, dass Traditionsbanken aufpassen müssen – findet der Bankenexperte Thomas Beutler.
"Man darf hier jetzt nicht schlafen, man muss weiter dran bleiben, modern sein, innovativ sein, und am Ende entscheidet der Verbraucher, der Kunde."
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