Lebensmittelskandale sind rasch vergessen

Millionen Eier vernichtet, leere Eierregale - das sind die bisherigen Folgen aus dem Fipronil-Skandal. Die Verbraucher fragen sich: "Werden wir jemals wieder unbekümmert Eier kaufen und essen?" Der Wirtschaftsphilosoph Birger Priddat sagt: Wir vergessen schnell.
Mit Fipronil werden eigentlich Läuse, Milben und Flöhe bekämpft. Doch da das Gift nach dem Einsatz im Fleisch der Nutztiere und bei Hühnern in den Eiern landen kann, ist es dort seit Jahren bereits verboten. Wenn nun die massenhafte Verseuchung mit Fipronil zur millionenhaften Vernichtung von Hühnereiern und Hühnerbeständen führt, bleibt dann auch etwas übrig von der Vorsicht im Umgang mit Lebensmitteln während solcher Skandale?
"Nein", meint der Wirtschaftsphilosoph Birger Priddat im Deutschlandfunk Kultur. Wenn nach diesem Sommer die verunreinigten Ställe gesäubert und die Tierbestände ausgetauscht sind, dann bleibt bei den Verbrauchern nicht viel hängen von dieser aktuellen Vorsicht gegenüber den industriell hergestellten Eiern aus der Massenhaltung.
Der Verbraucher vergisst schnell
"Also nach allen Erfahrungen - und wir haben ja fast in jedem Jahr ein bis zwei solcher Ereignisse - vergessen die Leute das nach drei bis sechs Wochen", erklärte Priddat. Es sei für die Leute dann nicht mehr präsent, könne aber in der Erinnerung auch wieder aktiviert werden, wenn es den nächsten Lebensmittelskandal gibt.

Das Veterinäramt untersucht Eier auf Rückstände© Guido Kirchner/dpa
"Aber es wird wieder vergessen, weil das Eieressen so substantiell ist, dass man im Grund diese Nachricht gar nicht an sich herankommen lassen will." Und Priddat betont: "Beim Essen denkt man nicht über soetwas nach: Essen ist lustbetont und man sieht 'was Schönes und sagt: 'Das will ich haben!'"
Vergessen ist eine Art Schutz
Für die Leute sei es sogar sehr wichtig, die Erinnerung an solche Skandale zu löschen. "Denn sonst wäre die Folge: Sich ständig mit diesem Problem zu beschäftigen, aber das wollen die Leute nicht", sagt Priddat.
Hinzu käme, dass bei solchen Skandalen meist ein behördlich festgelegter Wert überschritten wird, der aber oft sage: Wenn man eine kaum zu bewältigende Menge dieses verseuchten Produkt zu sich nimmt, erst dann werde man krank.
"Also wenn man genauer hinsieht, dann kann man diese Eier essen, außer: Man würde eine Tonne oder einen Zentner essen, um davon krank zu werden ", so Priddat. Darum würden die Leute sich eben schützen, indem sie es klein reden und sagen: "Aha, das ist wohl eher eine aufgebauschte Pressenummer."
Untersucht werden diese Skandale allerdings schon von der Industrie: "Die werden natürlich kalkulieren, ob da sich Trends heraus entwickeln, sie werden ganz genau messen: Wie viele Leute kaufen jetzt danach weniger und wie lange kaufen sie weniger."