"Er muss sich um alles kümmern - das ist sein Credo"
Mitte Februar hat ein türkisches Gericht den Schriftsteller Ahmet Altan zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Programmleiter des Fischer Verlages Hans Jürgen Balmes erinnert sich an ein besonderes Treffen mit Altan vor über zehn Jahren.
Wenn er gewusst hätte, wie wichtig dieses Treffen sein würde, hätte er Tagebuch geführt, sagte der Fischer-Programmleiter Hans Jürgen Balmes im Deutschlandfunk Kultur.
"Was ich noch erinnere, ist diese unheimliche Großzügigkeit, mit der er sich selber den Leuten gewidmet hat. Man merkte darin eine große Gastfreundschaft gegenüber allen Menschen. Diese Gastfreundschaft ist auch das, was er von seinen Lesern fordert. Er sagt: Wenn ihr meine Romane lest, dann gebt ihr mir Gastfreundschaft. Dann bin ich in meinem Gefängnis nicht mehr allein."
Der Fischer-Verlag habe nach Bekanntwerden des Urteils gegen Altan sofort beschlossen, dessen einzigen auf Deutsch erschienenen Roman "Der Duft des Paradieses" wieder lieferbar zu machen und alle Erlöse daraus dem Autor zufließen zu lassen, so Balmes. Nun erscheint eine Neuausgabe des Romans mit einem Titel, der dem Original angepasst wurde: "Wie ein Schwertstreich".
Altan habe mehrfach darauf hingewiesen, wie wichtig dieses Buch für ihn sei, weil er darin eine Art "Präfiguration seiner jetzigen Situation" gesehen habe.
"In dem Roman geht es darum, dass große Leidenschaften - die Gier nach Macht, die Leidenschaft für die sinnliche Welt, die Leidenschaft die Geschichte besser zu verstehen und zu gestalten – wie diese Leidenschaften miteinander kollidieren", sagte Balmer.
"Unbändiger Freiheitswille"
Fischer-Programmleiter Balmer sagte weiter, Ahmet Altan wisse, dass er als türkischer Autor - anders als etwa ein britischer Autor - sehr viel mehr für alles um ihn herum, mitverantwortlich sei:
"Er muss sich um alles kümmern. Das ist sein Credo. Er muss in allen Dingen Meinung haben. Er wird in allen Dingen auch nach Meinung gefragt."
Altan habe einmal gesagt, als türkischer Autor müsse man immer damit rechnen, mit einem Fuß im Gefängnis zu stehen. Das sei auch seinem Vater immer wieder passiert. Die Rede, mit der er sich vor Gericht selbst verteidigt habe, zeuge von einem "unbändigen Freiheitswillen."