Im Netz verfangen
Die Stellnetze der Ostsee-Fischer gefährden den vom Aussterben bedrohten Schweinswal. Naturschützer fordern ein Verbot dieser Art Netze, die Fischer fürchten um ihre ohnehin sinkenden Einnahmen.
Eckhart Michelsen ist auf der Ostsee unterwegs. Mit konzentriertem Blick aufs Wasser manövriert er seinen Kutter langsam in Position. Sein Sohn steht am Heck und kontrolliert das Auslegen der Netze. Michelsen betreibt Stellnetzfischerei. Meist von kleinen Kutterfischern praktiziert, galt dies gegenüber den großen Schleppnetz-Trawlern lange Zeit als schonende Fischfangmethode:
"Das Netz soll ja nachher so im Wasser stehen. Hier ist 'ne Bleileine hier unten, die fällt auf den Meeresgrund und hier sind Schwimmkörper drinne, also Styropor und das hält das Netz dann oben und dann wedelt das nur so hin und her. Deswegen ist das bei den Fischen ja auch so, die schwimmen da rein und bleiben lebend. Die werden ja auch nicht gequält und hinterher gezogen oder durch den Druck, durch Schleppgeschwindigkeit beim Schleppen, das passiert hier ja nicht."
Einmal ins Meer gelassen, stellt sich das Netz mittels einer beschwerenden Bleileine an der Netzunterseite und Schwimmkörpern an der Oberseite senkrecht auf. Es steht dann im Wasser, wie ein Netz auf dem Tennisplatz. Die Fische schwimmen auf die Netzwand zu, die großen bleiben hängen, die kleinen schwimmen hindurch. Tags darauf holt Michelsen die Netze dann wieder ein, mit möglichst vielen zappelnden Fischen darin.
Eigentlich sollte sein Sohn die Fischerei einmal von ihm übernehmen:
"Vierte Generation. Wollen mal hoffen, datt datt bald so weit is. Aber die Aussichten sind nicht so gut. Wir werden immer mehr beschnitten von Brüssel. Kriegen dauernd Fangverbote, Quotenreduzierung. Die Fischpreise sinken, Dieselpreise gehen ständig hoch, Krankenversicherung, Rente, Abträge. Das muss man immer noch alles bezahlen können. … (rufend): Ja! – Ooh, ich muss mal eben…"
Da ist es für ihn ein Segen, dass zumindest die Änderung der Küstenfischereiverordnung – kurz Küfo – in Schleswig-Holstein vorübergehend auf Eis gelegt wurde. Wäre die so gekommen wie vom grünen Umweltminister Habeck geplant und wie im Koalitionsvertrag vorgesehen, dann hätten die deutschen Ostseefischer acht Monate im Jahr in weiten Gebieten keine Stellnetze auslegen dürfen. Stellnetze gefährden Tauchenten und den vom Aussterben bedrohten Schweinswal.
Robert Habeck: "Es gibt einen großen Konflikt in Schleswig-Holstein – es gibt eigentlich viele Konflikte in Schleswig-Holstein, aber es gibt einen, der besonders hart ist und nie angegangen wurde, politisch. Nämlich wie man die Fischerei an der Küste so weiter entwickeln kann, dass die Fischer letztendlich ne Chance haben, auch in Zukunft Fischerei betreiben zu können und andererseits, wie der Artenschutz aufrecht erhalten wird. Und nach vielen, vielen Gesprächen, nach vielen Vorortbereisungen, nach vielen Fischerstuben, in denen ich gesessen hab, hab ich gedacht, die Küfo-Änderung – also die Änderung der Küstenfischereiordnung temporären und lokalen Gebieten, zu denen dann in den Stoßzeiten keine Stellnetze ausgebracht sind – ist die Antwort, die die Gesellschaft, die die verschiedenen Akteure im Moment akzeptieren können. Und da hab ich mich getäuscht."
Den Naturschützern waren die acht Monate Schonzeit zu wenig – den Fischern zu viel. Letztere fürchten um ihre Existenz. Aufgebracht drohten sie mit Klagen vor dem Oberverwaltungsgericht in Schleswig. Damit wäre für längere Zeit Stillstand in die Sache gekommen und dem Schweinswal wäre auch nicht geholfen.
Habeck setzt nun auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Fischer. Naturschutzverbände wie Greenpeace, BUND, Nabu und der Verein Jordsand sind gespannt, inwieweit der Fischereiverband sich auf ihre Forderungen zu bewegt. Thilo Maack von Greenpeace:
"Was wir uns vorstellen können ist, dass man in diesem Bereich Fischereizonen festlegt, die wesentlich kleiner sind als die Schutzzonen für die Schweinswale. In diesen Bereichen darf weiter Fischerei stattfinden, auch Stellnetzfischerei über einen gewissen Zeitraum, aber es muss Geld bereitgestellt werden, um alternative Fischerei-Netze oder Fischerei-Geräte zu entwickeln. Das heißt, wenn innerhalb von drei Jahren diese alternativen Fischerei-Geräte fertig sind, dann sind auch nur noch die in diesen Fischereizonen zu verwenden. Die Stellnetze sollen dann für immer verboten sein."
Marckwardt: "Kein anderes Fanggerät kann dem Stellnetz das Wasser reichen."
… setzt der Vorsitzende des Fischereiverbandes Schleswig-Holstein, Lorenz Marckwardt, dagegen.
"Und dieses will man nun verbieten. So steht es im Koalitionsvertrag. Aber hier im Land steht zwar auch drin: Wir wollen die kleine, traditionelle, handwerkliche Küstenfischerei erhalten und stärken. Und auf der nächsten Seite, wir wollen aber auf Dauer das Stellnetz verbieten. Und das passt nicht zusammen. Und es sind auch schon Studien gemacht worden für alternative Fanggeräte: Fischfallen in der Lübecker Bucht, alles ausprobiert. Hier in Eckernförde hat Herr Michelsen die Fischfallen ausprobiert über einen längeren Zeitraum. Haben alles nichts gebracht! Mit Beköderung, ohne Beköderung, mit Fluchtfenster, ohne Fluchtfenster, es ist zwar mal ein Seestern oder ein Krebs da drin gewesen oder auch mal ein untermaßiger Fisch. Aber davon kann kein Fischer existieren. Bei aller Liebe nicht! Also müssen wir weiter kämpfen für dieses topp Fanggerät."
Maack: "Es gibt so die Theorie, der sich selbst erfüllenden Prophezeiung, das heißt, wenn ich irgendwie möchte, dass irgendwas nicht funktioniert, dann kann ich letztendlich alles dafür tun, dass es auch so ist. Es gibt zum Beispiel auch Dorschreusen, die man anders bauen könnte. Es gibt automatische Angeln. Es gibt eine ganze Menge an anderen Fischereigerätstypen, die man verwenden könnte, aber da muss die Fischereiseite den ersten Schritt wirklich tun."
Marckwardt: "Und da bieten wir jetzt ein paar Möglichkeiten an. Und dann muss man sehen ob der Minister damit einverstanden ist. Wir würden keine hohen Netze einsetzen über einen gewissen Zeitraum. Ein, zwei, zweieinhalb Monate, je nachdem, wo der Schweinswal hier vorkommt, würden wir nur niedrige Netze einsetzen. Oder wir würden 30 Prozent der Stellnetze reduzieren. Dass der Fischer sagt: In einem gewissen Zeitraum würden wir nicht 100 Netze auslegen, sondern nur 70."
Genaueres wird nun diskutiert. Außerdem hoffen die Fischer auf eine Weiterentwicklung der bereits im Einsatz befindlichen Pinger – kleine an den Netzen befestigte Signalgeber, deren ausgesendete Laute die Schweinswale von den Netzen vertreiben sollen. Die Naturschützer kritisieren das, werden die Meeressäuger damit doch wieder nur aus ihren Schutzgebieten verscheucht. Aber Lorenz Marckwart vom Fischereiverband setzt auf die Funktion des Nachfolgemodells:
"Da läuft jetzt ein neues Programm und das sind so genannte PALs. Und die werden zurzeit mit mehreren Ostseefischern, einer aus Eckernförde und einer aus Fehmarn, ausprobiert. Und dann muss man mal sehen, ob man die eventuell, wenn sie denn funktionieren, das heißt, die signalisieren: Hör mal zu, hier besteht eine Gefahr, halt dich mal'n bisschen weiter entfernt! Das ist keine Abschreckungsmaßnahme, sondern nur ein Warnsignal senden die aus."
Die Fischer fühlen sich zu Unrecht angegriffen, haben sie ihrer Meinung nach in den vergangenen Jahren doch schon viel ausprobiert. Vor allem seit der Leiter des Eckernförder Ostsee-Info-Centers vor fünf Jahren das Projekt "Eckernförde – Die Schweinswalfreundliche Bucht" initiierte.
Müller: "Da war nämlich gerade einen Tag vorher ein Kadaver, also ein toter Schweinswal hier direkt vor der Tür angelandet worden und dann standen die Urlauber drum herum und wir hatten hier Erklärungsnot. Und dann hab ich daraus nen Projektantrag gemacht, der ist auch bewilligt worden, und seitdem arbeiten wir zum Thema Schweinswale, zusammen mit den Fischern. Denn das geht ja darum, dass eine Konfliktsituation gelöst werden muss, ohne dass man sich ewig Schuld zuweist, sondern einfach gemeinsam überlegt, was können wir eigentlich besser oder anders machen."
"Das ist so eine Erfindung der Ökos"
Mit dieser kooperativen Vorgehensweise hat Claus Müller schon viel erreicht. Aber zunächst einmal galt es für manchen, das Problem überhaupt zu akzeptieren:
"Die Fischer haben immer gesagt: Wir haben ja gar keine toten Schweinswale, das ist so eine Erfindung der Ökos und der Öffentlichkeit, kommt bei uns eigentlich nie vor! Tatsächlich haben die Tiere aber, wenn sie hier angespült werden, Netzmarken, man sieht also schon, dass die irgendwie Kontakte mit Stellnetzen hatten und wahrscheinlich ertrunken sind. Aber der Nachweis war eben nicht zu erbringen."
Schweinswale sind die einzige Walart, die in der Ostsee vorkommt. Sie werden gerade mal etwa zwei Meter lang, weshalb man sie in Gedanken leicht bei den Fischen einsortiert. Aber die Meeressäuger müssen zum Atmen an die Oberfläche. Hängen sie unter Wasser im Netz fest, ertrinken sie. Auch für Fischer ist das ein trauriger Anblick. Eigentlich sollen sie die in ihren Netzen verendeten Wale anlanden und zu Forschungszwecken abgeben.
Müller: "Tun sie aber nicht. Jetzt haben wir gesagt: Der kann natürlich nicht mit so einem toten Wal hier im Hafen ankommen und alle Leute zeigen mit dem Finger auf ihn: Walmörder! – und keiner kauft seinen Fisch. Sondern ich muss ihm ja Gelegenheit geben, dass er diese Tiere neutral an einem Ort, wo niemand ihm zuschauen kann, ich will nicht mal seinen Namen wissen, ich will nur wissen, wo der her ist. Und Datum und Uhrzeit so ein bisschen und dann reicht das. Und das haben wir angeboten und das ist auch sehr gut angenommen worden. Seitdem werden von vielen Fischern Todfunde direkt gemeldet und wir liefern die dann nach Büsum, da werden die tierärztlich untersucht, Todesursachen und solche Geschichten. Damit haben wir angefangen."
Die ersten Berichte über die Beifänge von Schweinswalen in Nord- und Ostsee gehen zurück auf die 1990er-Jahre. Das Artenschutzabkommen ASCOBANS zum Schutz der Kleinwale trat im März 1994 in Kraft. Bis heute sind zehn Länder dem Abkommen beigetreten. Ein Schutzplan fordert schon lange – unter anderem – veränderte Fischfangmethoden, speziell für die Ostsee. Denn besonders um den Ostsee-Schweinswal steht es schlecht: Östlich von Rügen leben laut Schätzungen nur noch 3- bis 600. Diese Schweinswale der östlichen Ostsee finden oft besondere Erwähnung, weil es sich um eine genetisch andere Population handelt, als jene noch zirka 12- bis 18.000 Tiere der westlichen Ostsee. Aber auch deren Zahl ist in den vergangenen 30 Jahren schätzungsweise fast um die Hälfte zurückgegangen.
Hin und wieder finden Spaziergänger Kadaver am Strand. Wie jenen, der Claus Müller zum Handeln animierte:
"Also der Schweinswal kann einem leid tun. Die tot gefundenen Fische werden ja in Büsum untersucht und seit vielen Jahren weiß man, dass die häufig Infektionskrankheiten haben, in der Regel, oftmals an Lungenentzündungen gestorben, Verletzungen haben durch Schrauben, durch andere Begegnungen mit unserer Technik und fast alle nahezu taub sind."
Und dabei ist ihr Gehör für sie lebensnotwendig. Denn Schweinswale orientieren sich durch Echoortung. Sie senden Klicklaute aus und nehmen das von ihrer Umgebung zurückgeworfene Echo wahr. So orientieren sie sich und finden ihre Beute:
"Also der Lärm bei uns im Meer ist schon seit vielen, vielen Jahren – nicht erst seit neuestem durch diese Windkraftdiskussion oder Sprengung – eigentlich schon immer so extrem hoch, gerade in der Ostsee, dass die Tiere alle mit einem Gehörschaden durchs Meer schwimmen. Und das macht natürlich ein Problem, wenn man mit der Akustik auch guckt, das heißt Nahrung sucht und findet und dann schwer hört, dann verhungert man irgendwann. Das heißt, häufig sind die Tiere auch unterernährt. Also wenn man die ganze Palette sich anguckt, ist das Ende im Stellnetz nur die Spitze vom Eisberg."
Veränderte Fischereimethoden wären also ebenfalls nur ein Teil vom Ganzen.
"Da gibt es noch zwei Themen, die im Moment diskutiert werden zwischen Naturschutz und ich sag mal im weitesten Sinne Verursachern. Das eine sind die Sprengungen, die haben wir in der Ostsee natürlich immer wieder, ob das Altmunition ist, die am Grund weggesprengt wird, wie jetzt in jüngster Zeit wieder. Oder aber auch Versuche, die die Marine macht. Da sind wir, wie gesagt, auch im Gespräch. Aber diese Detonationen unter Wasser, die wirken noch in mehreren Kilometern Entfernung auf die Wale, unter Umständen so, dass sie ab dem Explosionszeitpunkt taub sind. Jetzt hat man sich da verschiedene Dinge überlegt mit Vergrämung vor den Sprengungen, dass man so Sektoren frei macht. Da ist die Marine sehr, sehr weit und überaus verantwortungsbewusst, also da sind wir schon sehr viel weiter gekommen. Dennoch sind die Sprengungen nicht nur für die Wale, für alle Lebewesen im Meer 'ne Katastrophe."
Dieses Thema ist für Lorenz Marckwardt vom Fischereiverband ein rotes Tuch. Allein weil bereits durch die Marine weite Fanggebiete verloren gehen. Kommen jetzt noch verschärfte Regeln für die Schweinswalschutzgebiete hinzu, bleibt für die Fischer zu wenig übrig:
"Das hab ich denen ja immer wieder gesagt: Es muss auch mit Augenmaß gemacht werden. Da schießen nicht nur Deutsche! Da schießen die Franzosen, da schießen die Engländer! Da schießen die Amis! Erproben neue Schießgeräte, Munition und Kriegsmaterial… Datt kööt se doch för de eegene Dör moken! Warum direkt in der Hohwachter Bucht? Und deswegen sage ich ja: Alle Naturschutzverbände, auch wenn sie noch so stark sind, haben keinen Arsch in der Hose, das anzufassen. Nur das schwache Glied, die Fischerei, die muss immer herhalten."
Umweltminister Robert Habeck: "Dass sich das für die Fischer so anfühlt, das ist mir klar und natürlich muss man auch einräumen, da hat Herr Marckwardt völlig recht, dass die Eingriffe, die die Marine vor der schleswig-holsteinischen Küste macht, erheblich sind."
Aber auch daran wird gearbeitet. Die Marine hat sich bereit erklärt, in den Sommermonaten, wenn das Schweinswalvorkommen besonders hoch ist, in bestimmten Zonen auf Schießübungen zu verzichten.
Habeck: "Das waren zwei Telefonate und dann hatte ich einen Schriftsatz: Für die Monate sagen wir das zu. Und das kann man garantiert auch nach zwei Jahren wieder verlängern. Und das wiederum kann den Fischern helfen, wenn dann nicht geschossen wird und die auch nachts in diese Gebiete reinfahren können beispielsweise. Dann gibt es vielleicht Einschränkungen zur Ausbringung der Netze, aber Gebiete öffnen sich dann auch, die die Fischer dann auch weiter bestellen können. Und so gibt es vielleicht eine Win-Win-Situation, wenn alle ein bisschen was geben und auf ein bisschen was verzichten."
Schall wie von einem Düsenjet
Nun steht für die Marine vielleicht nicht so viel auf dem Spiel wie für die Fischer, was ein schnelles Einlenken einfacher macht. Zugleich besteht bei einer Einigung weniger Gefahr, dass die Aktionen der Marine von Naturschützern ebenso lautstark diskutiert und skandalisiert werden wie beispielsweise der Bau von Offshore-Anlagen. Beim Rammen der Fundamente für die Windparks entstehen Schallpegel, die mit einem startenden Düsenjet vergleichbar sind, sagt Thilo Maack von Greenpeace:
"Man hat permanente Schädigungen und gerade für Schweinswale sind bereits tödliche Effekte nachgewiesen worden. Das Umweltbundesamt hat einen Grenzwert definiert, der sagt, dass beim Rammen dieser Offshore-Anlagen 160 Dezibel in der Entfernung von 750 Metern nicht überschritten werden soll. Und wir wissen, dass das trotz alledem geschieht. Das heißt, die Energiewende, die wir dringend brauchen, schreitet voran und gerade die Offshore-Windenergie hat ein riesengroßes Problem."
Claus Müller vom Ostsee-Info-Center:
"Da gibt es technisch Möglichkeiten, das nahezu lautlos zu tun. Leider Gottes hat sich die Industrie auf ein Rammverfahren vorbereitet, das heißt, entsprechende Investitionen getätigt und dieser Lärm ist ja sehr andauernd. Für die Nordsee sagt man, da sind riesige Sektoren völlig verlärmt über lange, lange Zeit. Und deswegen findet man die Schweinswale im Augenblick gerne auch in den Flussmündungen der Weser und auch in der Elbe wieder und manchmal schwimmen sie da so ein ganzes Ende rein. Während die einen sagen: Oh, seht ihr mal, bei uns ist alles so toll, die Wale kommen wieder! Da kann ich eigentlich nur vermuten: Die armen Wale, da draußen geht es gar nicht mehr, jetzt müssen sie sich irgendwo verkriechen."
Und während Fischereimethoden, Marineaktivitäten und Offshore-Anlagenbau zunehmend in den Focus geraten, bleibt eines weitgehend unbeachtet.
Maack: "Selbstverständlich sind auch kleine Motorboote oder diese Wasserscooter für Schweinswale ein großes Problem, weil sie irrsinnig schnell sind, weil sie aber auch sehr, sehr laut sind. Ich kann mich erinnern, grausam entstellte Schweinswal-Kinder gesehen zu haben, die offensichtlich in Kontakt mit so einer Schiffschraube gekommen sind. Da sind Kollisionen letztendlich vorprogrammiert. Auch da muss letztendlich gelten: Wir brauchen Gebiete, wo diese Tiere Rückzugsmöglichkeiten haben."
Alle müssen Einschränkungen hinnehmen, um den Schweinswal vor dem Aussterben zu bewahren. Und damit dies auch den kleinen Kutterfischern möglich ist, brauchen sie Unterstützung. Zum Beispiel durch den Kauf von heimischem Fisch – anstelle von importiertem billigen Pangasius. Wenn dann noch der Preis stimmt, sind sie eher in der Lage, sich auf schonende Fischfangmethoden einzulassen – die vielleicht nicht so ertragreich sind.
Sohn: "Filet hab ich noch."
Kundin: "Was für Filet?"
Sohn: "Seelachs."
Kundin: "Was kostet der?"
Sohn: "Zwölf, wie Dorsch."
Kundin: "Was für Filet?"
Sohn: "Seelachs."
Kundin: "Was kostet der?"
Sohn: "Zwölf, wie Dorsch."
Eckhart Michelsen ist mit seinem Kutter mittlerweile wieder im Hafen von Eckernförde angelangt:
"In den letzten Jahren hat sich das so entwickelt, dass du durch Eigenvermarktung deine Existenz halten konntest. Es ist schwer, aber du musst Stunden schieben, um deine Existenz eben zu halten. Durch Eigenvermarktung hältst du eben doch'n bisschen den Preis und kannst dann eben deine ganzen Kosten tragen, die du hast. Wir sind ja von morgens um acht Uhr bis 15, 16 Uhr immer da. Das ist natürlich 'ne lange Zeit. Und morgens um drei fahren wir los zum Netze ziehen, also gute zwölf bis 14 Stunden am Tag."
Fischer zu Kunden: "7,50 und 2,50 macht genau zehn Euro. Frischer geht das nicht. Gerade noch mit dem Schwanz gewedelt, schon veredelt."
Habeck: "Es ist schon auch meine Wahrnehmung, dass die Fischer, fast parallel zu der Debatte mit der Landwirtschaft, von der Naturschutzseite, von ökologisch Interessierten, hart angegangen werden. Und da hilft es auch taktisch nichts, wenn die Fischer die Naturschützer genauso hart angehen. Wenn die Fischer sagen, und das tun die jetzt glaube ich, nach all diesen Gesprächen und diesen Runden. Wenn die sagen: Ja, wir wollen unser Gewerbe ausüben, aber wir sind in dem Maße, wie es zumutbar ist, bereit, Maßnahmen zu ergreifen, um die Gefahr von Beifängen so gering wie möglich zu halten, dann werden die Fischer ein anderes Image bekommen. Und ich bin der erste, der sich dann vor die hinstellt und sagt: Ja, super so habe ich mir das vorgestellt und wir verlangen von den Jungs viel und sie geben uns viel und da kann man nur stolz drauf sein, dass das so ist. Und ich glaube, wir sind kurz davor."
Fischer: "Der Eimer sind sieben Kilo."
Kunde: "Dann mach noch drei mehr rein. … Ich muss mal gucken, ob ich das Geld noch hab."
Kunde: "Dann mach noch drei mehr rein. … Ich muss mal gucken, ob ich das Geld noch hab."