Fitness-Studio Wohnzimmer

So wird man sein eigener Coach

05:46 Minuten
Sport vom Sofa aus: Um fit zu werden, muss man nicht in teure Studios gehen. Findet auch der ältere Mann auf dem Foto, der im bequemen Yoga-Outfit auf einen Laptop-Bildschirm schaut.
Sport vom Sofa aus: Um fit zu werden, muss man nicht in teure Studios gehen © IMAGO / Westend61 / Giorgio Fochesato via www.imago-images.de
Sabine Lerche im Gespräch mit Julian Tilders |
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Die Hälfte der Deutschen nimmt sich vor, nächstes Jahr mehr Sport zu machen. Geld für teure Fitness-Geräte oder Kurse kann man sich aber sparen. Vieles geht ganz einfach zu Hause.
Viele sind von der Riesenauswahl, die der Fitness-Markt bietet, total überfordert. Teure Rudergeräte, die dazu noch eine Menge Platz brauchen, kommen für die meisten sowieso nicht infrage. Unser Sportredakteur Julian Tilders kommt mit einer Auswahl kleinerer "Fitness-Gadgets" aus, mit denen er zu Hause trainiert: Yoga-Matte, Liegestütz-Griffe, Faszienrolle und Kurzhanteln mit kleinen Gewichtsscheiben, die insgesamt zwölf Kilo schwer sind. Moderatorin Sabine Lerche setzt auf Therabänder und Kurzhanteln. Das Springseil kommt aus Rücksicht auf die Nachbarn im Stockwerk unter ihrer Wohnung nicht zum Einsatz.

Ziele definieren

Bevor man sich Geräte anschafft, sollte man sich erst mal über zentrale Fragen klar werden, empfiehlt Julian Tilders: "Wie viel Platz gibt es zu Hause? Und was ist mein Ziel? Will ich Muskeln aufbauen, oder will ich eher abnehmen, will ich meine Rückenschmerzen lindern, den Körper mobilisieren, mich dehnen … Also, wer eher ein bisschen den Rücken vom Herumsitzen im Büro mobilisieren will, dem würde ich nicht uneingeschränkt Kurzhanteln empfehlen, sondern vielleicht einfach eine Fitness-Matte und dann sucht man sich auf YouTube zum Beispiel mal ein 10-, 20-minütiges leichteres Work-out aus. Einfach mit dem eigenen Körpergewicht geht auch ganz viel."
Vor überstürzten Käufen warnt Julian Tilders. Seiner Meinung nach ist die Fitnessindustrie "natürlich scharf darauf, möglichst viele Gadgets zu verkaufen". Die Branche habe sich nach Corona "mit den ganzen Studio-Schließungen" längst wieder erholt. "Die Fitnessbranche macht in Deutschland einen Nettogesamtumsatz von rund fünfeinhalb Milliarden Euro", sagt Tilders. "Und es gibt die ein oder andere Marktforschung, die sagt, dass bis in die 2030er-Jahre der globale Markt für Fitnessgeräte generell so auf 15-einhalb Milliarden Euro wachsen soll."

Weniger ist mehr

Sabine Lerche findet, Social Media habe vieles vereinfacht: "Einfach ein Video raussuchen und schon hat man quasi seinen Privattrainer." Man wisse jedoch nicht, ob die Video-Trainer studierte Sportwissenschaftlerinnen oder zertifizierte Trainer seien, warnt Tilders. Alleroberste Regel sei: "Wenn ich merke, etwas ist unangenehm, irgendwo zwickt es, ich fühle mich dabei irgendwie unwohl oder die Bewegungen sind ein oder zwei Level zu hoch für mich, dann gilt wirklich: Weniger ist mehr, Vorsicht ist besser als Nachsicht. Also einen Gang zurückschalten, vielleicht, wenn man jetzt so ein Work-out mitmacht, nur jede zweite Wiederholung mitmachen, die irgendein muskelbepackter YouTuber einem da vormacht."

WHO: 20 Minuten "moderate Aktivität"

Austesten sei wichtig, glaubt Lerche. Schließlich könne man sich bei falschen Belastungen verletzen, gerade, wenn man zu viel wolle, "oder sich Übungen sucht, die das eigene Level übersteigen". Auch Julian Tilders hält die "richtige Selbsteinschätzung" für wichtig: "Wenn man es schafft dranzubleiben, und eben sich vielleicht eine kleine Routine zu schaffen, angenommen, man holt sich so Liegestützgriffe oder Kurzhanteln und will wirklich ein bisschen Muskeln aufbauen und fitter werden – dann stellen sich auch ganz schnell positive Effekte ein. Das muss auch nicht jeden Tag so viel sein – die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt zum Beispiel mindestens 20 Minuten ´moderate Aktivität´ am Tag. Kann man auf jeden Fall sich mal dran versuchen und dann vielleicht steigern, je nach Gefühl."
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