Image-Politur mit einer Multikulti-Kandidatin
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Weshalb kandidiert eine mehrsprachige Einwandererin aus Burkina Faso ausgerechnet für die flämischen Nationalisten von der N-VA, die die Unabhängigkeit Flanderns und eine härtere Einwanderungspolitik fordern? Es geht um Werte, sagt Assita Kanko.
Seit 2004 wohnt, lebt und arbeitet sie in Brüssel, erst im Walkampfvideo, dann höchstpersönlich spricht Assita Kanko über ihre Kindheit in Burkina Faso, darüber, wie sie ihren Weg von der Putzfrau zur Unternehmerin ging.
Assita Kanko ist der Shooting Star der N-VA, der flämisch nationalistischen Partei Nieuw Vlaams Alliantie, und der Star an diesem Wahlkampfabend im Antwerpener Vorort Edegem.
Erst im Dezember hat Assita Kanko überraschend ein Angebot des cleveren Parteichefs Bart de Wever angenommen, auf dem sicheren Listenplatz 2 für das Europaparlament zu kandidieren. Die Entscheidung kam für viele überraschend – fünf Jahre lang saß sie nämlich für die liberale Partei Mouvement Réformateur als Gemeinderätin im französischsprachigen Brüsseler Stadtteil Ixelles.
"Ich bin zur N-VA, weil ich die Werte verteidigen will, die uns schützen und ich will auch, dass Frauen Thema auf europäischer Ebene werden", sagt die Unternehmerin, Mutter, Beraterin und Autorin mehrerer Bücher, unter anderem über Beschneidung von Frauen. An jenem Wahlkampfabend signiert sie ihre Bücher und beantwortet Fragen.
Weshalb kandidiert eine Einwandererin ausgerechnet für die flämischen Nationalisten, die im Dezember die Regierungskoalition des wallonischen Liberalen Charles Michel über den UN-Migrationspakt platzen ließen?
"Ich stehe hinter vielen Ideen der N-VA"
"Die N-VA ist überhaupt nicht rassistisch. Das sind nur Vorurteile. Ich bin nicht nur eine schwarze, sondern vor allem eine freie Frau, die nicht unterwürfig ist. So kann ich mehr bewirken. Ich stehe hinter vielen Ideen der N-VA."
Für den ehemaligen Immigrationsstaatsekretär Theo Francken, der für mehr Einwanderungskontrolle und Auffangzentren außerhalb Europas plädiert, empfindet Assita Kanko nach eigenen Worten tiefen Respekt. Weder mit der harten Linie in der Einwanderungspolitik, noch mit dem Unabhängigkeitsstreben der flämischen Nationalisten scheint die mehrsprachige Belgierin aus Burkina Faso zu hadern.
"Mein ganzes Leben habe ich für die Rechte der Frauen gekämpft. Deshalb möchte ich mich jetzt weiter dafür einsetzen. Alle Mädchen und Frauen haben ein Recht, in Sicherheit zu leben, sei es auf der Straße oder zu Hause, sich zu emanzipieren und ihre Träume wahr werden zu lassen. Außerdem bin ich Unternehmerin und ich möchte mich dafür einsetzen, dass die Unternehmen der Europäischen Union leichter Geschäfte mit dem Ausland machen können."
Beim konservativen Publikum in der Mehrzweckhalle von Edegem kommen solche Töne gut an, auch wenn man sich den Namen wohl erst noch merken muss.
"Gemeinschaft, mit flämischer Identität"
"Wenn Sie heute diese Frau da gesehen haben – in Antwerpen und anderen Städten haben wir viele Leute wie sie und das ist wirklich, was wir wollen: Eine inklusive Gemeinschaft, aber mit einer flämischen Identität."
Wer sich wie die 38-jährige Assita Kanko anzupassen versteht, dem stehen bei der N-VA viele Türen offen, sagt Premierministerkandidat Jan Jambon:
"Man kann nach Flandern kommen und Flämisch lernen. Wir haben Beispiele: Assita Kanko, Zuhal Demir – das sind alle Leute mit einer Abstammung aus Afrika, und bei Zuhal Demir aus der Türkei. Und sie sind jetzt unsere Kandidaten und Spitzenkandidaten. Das ist unser Modell und das ist ganz anders als der Vlaams Belang."
Auch um sich von den extremen Nationalisten abzugrenzen, setzt die Nieuw Vlaamse Alliantie auf Multi Kulti – wenn auch nur ein wenig.