Flämische Primitive in Brügge
Als "Flämische Primitive" werden sie bezeichnet, doch primitiv ist die Malerei der Künstler des Mittelalter in den Niederlanden wahrhaftig nicht. Das Groeningemuseum in Brügge zeigt 300 Kunstwerke aus der Ära - auch von unbekannten Meistern.
Der Kolumba-Altar von Rogier van der Weiden aus der Alten Pinakothek in München wird in Brügge nicht gezeigt, bedauert Till-Holger Borchert, der seit Langem Chefkurator am Groeninge-Museum im flandrischen Brügge ist: Er sei aufgrund seiner Dimension ganz einfach nicht reisefähig. Ganz ohne eindrucksvolle Highlights bleibt die Ausstellung natürlich nicht.
"Wir haben hier schon fundamentale Ensembles zusammengestellt. Eine Rekonstruktion, wie ich finde, an die Grenzen des Unmöglichen grenzt ist eine Rekonstruktion dieses Lochner-Diptychons aus Lissabon und München, die auf ganz wunderbare Art und Weise zustande gekommen ist."
Der van-Eyck-Experte hat dennoch nicht nur aus großen Sammlungen wahre Schätze zusammengetragen. Seltenes hat er in privaten Sammlungen gefunden und er hatte Zugang zu lithurgischen Orten, die normalerweise für Nicht-Kleriker verschlossen bleiben. So entdeckte er im Bischöflichen Palais in Breslau einen bisher nicht gezeigten Flügelaltar eines unbekannten Meisters.
"Der qualitativ auch so umwerfend ist, dass ich das Gefühl hatte, dass der allein wegen seiner Qualität verdient, einer breiteren Öffentlichkeit und Fachöffentlichkeit gezeigt zu werden. Das ist für mich eine Entdeckung.
Wir haben da einen Flügel ausgeliehen, der beidseitig bemalt ist. Um ihn von beiden Seiten zeigen zu können, haben wir ihn an der Schmalseite an die Wand gestellt."
Seinem unbestechlichen Blick entgehen Till-Holger Borchert die großen Formate ebenso wenig wie kleine Tafelbilder, Grafiken und Holzskulpturen. Seine Begeisterung für die Kunst des Mittelalters hängt auch mit deren durchweg hohen Qualität und dem Erfindungsreichtum der Künstler zusammen.
"Der aus Nürnberg stammende Bildhauer Veit Stoss hat zusammengearbeitet mit Krakau und einen der fundamentalen Marien-Altar im Krakauer Dom gemacht. Wir haben hier das sogenannte kleine Kruzifix von Veit Stoss, das aus dem Krakauer National-Museum gekommen ist. Ein Werk von einer unglaublichen Qualität."
Alle die bekannten Künstler und unbekannten Meister jener Zeit aufzuführen, die derzeit im Brügger Groeningemuseum versammelt sind, ist unmöglich. Was sie eint, ist, dass sie alle in Brügge gearbeitet haben – in eigener Werkstatt oder bei einem etablierten Meister. Denn: Mit einem flämischen Tätigkeitsnachweis ausgestattet, waren die Künstler gemachte Leute in ganz Europa.
Auch Gauner wollten davon profitieren, feixt Till-Holger Borchert über seinen Namensvetter:
"Fassen Sie sich an den Kopf: Till Eulenspiegel bewirbt sich beim Landgraf von Hessen als Hofmaler, indem er ihm Bilder zeigt, die er in Flandern gekauft hat. Und wird aufgrund dieser Qualifikation zum Hofmaler des Landgrafen von Hessen."
Man staunt, mit welchem Enthusiasmus die Künstler um neue Ausdruckformen rangen, aber auch darüber, woher sie aus dem mittelalterlichen Europa nach Flandern strömten. Im Gegensatz zu einer van-Eyck-Ausstellung in Brügge, die 2002 die kulturellen Wechselwirkungen mediterraner Künstler vergleich, geht der Blick jetzt nach Norden und Osten, erläutert Till-Holger Borchert:
"Es fällt streckenweise zusammen mit den neuen Beitrittsländern der EU: die Baltischen Staaten, Polen, Slowakei, Tschechien, Ungarn, Rumänien. Zumal von Deutschland aus und über Deutschland die Handelswege auch schon anwesend waren im Mittelalter."
Heute, im Zeitalter von Internet und anderen ständig nutzbaren Informations- und Kommunikationsmitteln, weiß man schnell, welche Themen bei Auftraggebern aus Aristokratie, Klerus und gut situiertem Bürgertum gerade angesagt sind. Aber im Mittelalter? Die Antwort ist so einfach wie einleuchtend:
"Druckgrafik war in diesem Zusammenhang ein entscheidendes Medium der Verbreitung."
Sie ist bis heute leicht und bequem zu transportieren. Zudem galt,
"dass die Themenauswahl des Mittelalters beschränkt ist: Kindheit Jesu, Passion Christi, Kreuzigung, Anbetung der Könige. Das ist ein beschränkter Kanon dessen, was dargestellt wird."
Mit 300 Arbeiten darf man die Brügger Ausstellung zweifellos als opulent bezeichnen und als äußerst anspruchsvoll.
"Die Möglichkeiten, so eine Ausstellung zu machen, sind vielfältig. Wir haben durch die Vorgaben unseres Hauses einen Parcours, der uns dazu zwingt, thematische Zäsuren zu setzen und darin regionale Schwerpunkte zu schaffen."
Jeder einzelne dieser Räume wäre eine Ausstellung für sich wert gewesen.
"Wir haben hier schon fundamentale Ensembles zusammengestellt. Eine Rekonstruktion, wie ich finde, an die Grenzen des Unmöglichen grenzt ist eine Rekonstruktion dieses Lochner-Diptychons aus Lissabon und München, die auf ganz wunderbare Art und Weise zustande gekommen ist."
Der van-Eyck-Experte hat dennoch nicht nur aus großen Sammlungen wahre Schätze zusammengetragen. Seltenes hat er in privaten Sammlungen gefunden und er hatte Zugang zu lithurgischen Orten, die normalerweise für Nicht-Kleriker verschlossen bleiben. So entdeckte er im Bischöflichen Palais in Breslau einen bisher nicht gezeigten Flügelaltar eines unbekannten Meisters.
"Der qualitativ auch so umwerfend ist, dass ich das Gefühl hatte, dass der allein wegen seiner Qualität verdient, einer breiteren Öffentlichkeit und Fachöffentlichkeit gezeigt zu werden. Das ist für mich eine Entdeckung.
Wir haben da einen Flügel ausgeliehen, der beidseitig bemalt ist. Um ihn von beiden Seiten zeigen zu können, haben wir ihn an der Schmalseite an die Wand gestellt."
Seinem unbestechlichen Blick entgehen Till-Holger Borchert die großen Formate ebenso wenig wie kleine Tafelbilder, Grafiken und Holzskulpturen. Seine Begeisterung für die Kunst des Mittelalters hängt auch mit deren durchweg hohen Qualität und dem Erfindungsreichtum der Künstler zusammen.
"Der aus Nürnberg stammende Bildhauer Veit Stoss hat zusammengearbeitet mit Krakau und einen der fundamentalen Marien-Altar im Krakauer Dom gemacht. Wir haben hier das sogenannte kleine Kruzifix von Veit Stoss, das aus dem Krakauer National-Museum gekommen ist. Ein Werk von einer unglaublichen Qualität."
Alle die bekannten Künstler und unbekannten Meister jener Zeit aufzuführen, die derzeit im Brügger Groeningemuseum versammelt sind, ist unmöglich. Was sie eint, ist, dass sie alle in Brügge gearbeitet haben – in eigener Werkstatt oder bei einem etablierten Meister. Denn: Mit einem flämischen Tätigkeitsnachweis ausgestattet, waren die Künstler gemachte Leute in ganz Europa.
Auch Gauner wollten davon profitieren, feixt Till-Holger Borchert über seinen Namensvetter:
"Fassen Sie sich an den Kopf: Till Eulenspiegel bewirbt sich beim Landgraf von Hessen als Hofmaler, indem er ihm Bilder zeigt, die er in Flandern gekauft hat. Und wird aufgrund dieser Qualifikation zum Hofmaler des Landgrafen von Hessen."
Man staunt, mit welchem Enthusiasmus die Künstler um neue Ausdruckformen rangen, aber auch darüber, woher sie aus dem mittelalterlichen Europa nach Flandern strömten. Im Gegensatz zu einer van-Eyck-Ausstellung in Brügge, die 2002 die kulturellen Wechselwirkungen mediterraner Künstler vergleich, geht der Blick jetzt nach Norden und Osten, erläutert Till-Holger Borchert:
"Es fällt streckenweise zusammen mit den neuen Beitrittsländern der EU: die Baltischen Staaten, Polen, Slowakei, Tschechien, Ungarn, Rumänien. Zumal von Deutschland aus und über Deutschland die Handelswege auch schon anwesend waren im Mittelalter."
Heute, im Zeitalter von Internet und anderen ständig nutzbaren Informations- und Kommunikationsmitteln, weiß man schnell, welche Themen bei Auftraggebern aus Aristokratie, Klerus und gut situiertem Bürgertum gerade angesagt sind. Aber im Mittelalter? Die Antwort ist so einfach wie einleuchtend:
"Druckgrafik war in diesem Zusammenhang ein entscheidendes Medium der Verbreitung."
Sie ist bis heute leicht und bequem zu transportieren. Zudem galt,
"dass die Themenauswahl des Mittelalters beschränkt ist: Kindheit Jesu, Passion Christi, Kreuzigung, Anbetung der Könige. Das ist ein beschränkter Kanon dessen, was dargestellt wird."
Mit 300 Arbeiten darf man die Brügger Ausstellung zweifellos als opulent bezeichnen und als äußerst anspruchsvoll.
"Die Möglichkeiten, so eine Ausstellung zu machen, sind vielfältig. Wir haben durch die Vorgaben unseres Hauses einen Parcours, der uns dazu zwingt, thematische Zäsuren zu setzen und darin regionale Schwerpunkte zu schaffen."
Jeder einzelne dieser Räume wäre eine Ausstellung für sich wert gewesen.