Fliegende Lagerhäuser

Amazon und die Beherrschung der Welt

Eine Mini-Drohne des Online-Händlers Amazon
Online-Händler Amazon arbeitet an der Auslieferung mit Drohnen: Dafür könnten riesige Lagerluftschiffe benötigt werden. © dpa / pa / Amazon
Von Laf Überland |
Neues vom Wettrennen der IT-Riesen um die Weltherrschaft: Zufällig wurde ein Science-Fiction-fähiges Vorhaben von Amazon bekannt. Der Konzern überlegt, riesige Lagerhäuser 14 Kilometer über der Erde einzurichten. "Star Wars" lässt grüßen, meint unser Autor Laf Überland.
"Die Welt gerät aus den Fugen"
Naja – zumindest will Amazon über unseren Köpfen ein Verbundnetz von Luftschiffen, Drohnen, Überwachung und Steuerung errichten. Klammheimlich hat der Internet-Player vor Jahren das Patent beantragt – und auch die Erteilung im April nicht an die große Reklameglocke gehängt.
Sein Luft-Transport-Ableger Amazon Prime Air soll nämlich alle Onlinehandels-Mitbewerber abhängen – und Amazon den Sprung an die Spitze der IT-Weltherrschaft bringen. Dafür chartert der Liefergigant bereits Flugzeuge, und die Paketauslieferung per Drohne absolvierte vor drei Wochen in England ihren Betatest.
Allerdings sind da – die schlechten Arbeitsbedingungen: Seit Jahren kommt es in den in den Logistikzentren der Firma immer wieder zu Streiks. Und wer weiß – vielleicht könnte es dabei eines Tages doch zu finanziellen Einbussen kommen? Eine düstere Aussicht wäre das – vor der Amazon jetzt – in den Himmel flüchten will!
Die Filmfigur "Master Yoda"ist am 20.05.2015 bei einem Presserundgang durch die Ausstellung "Star Wars Identities" im Odysseum in Köln zu sehen.
Die Star-Wars-Filmfigur Master Yoda in einer Ausstellung© picture alliance / dpa - Henning Kaiser
Meister Yoda: "Vorsicht walten lassen du musst, wenn in die Zukunft du blickst. Die Furcht vor Verlust ein Pfad zur dunklen Seite ist. Der Schatten der Raffgier das ist."

Warenlager am Rand zur Stratosphäre

Nein, da mag Meister Yoda noch so eindringlich mahnen: Unbeirrt will Star-Wars-Fan Jeff Bezos in der Zukunft seine Warenlager am Rand zur Stratosphäre schweben lassen – an riesigen Luftschiffen baumelnd: Dort werden viele kleine Drohnen beladen und fliegen anschließend im energiesparenden Gleitflug die Kunden an.
Bei Großereignissen wie Sportveranstaltungen oder Festivals kann das fliegende Warenhaus in der Nähe der jeweiligen Location schweben und all die kleinen Drohnen in seinem Bauch - ereignisbezogene Güter (wie Fan-Schals oder Energy Drinks) ausliefern lassen – voll computergesteuert und von Robotern verpackt und verladen: Und dann könnten die Warenhäuser aus ihrem Orbit hinuntersinken und auf den riesigen Zeppelin-Leibern Reklame leuchten lassen!
"Wir nennen es den Todesstern. Es gibt keinen besseren Namen."
Nein, denn tatsächlich hängen seit der ersten Star-Wars-Trilogie nicht nur Filmspektakelfans der Idee von Todessternen nach: Und obwohl die Kontroll-und Killer-Monsterraumstationen der ersten Star-Wars-Trilogie von Luke Skywalker und seinen Rebellen vernichtet wurden, richtete im November 2012 ein amerikanischer Bürger allen Ernstes eine Online-Petition ans Weiße Haus mit dem Ziel, die Mittel für den Bau eines Todessterns zwecks Verbesserung der nationalen Verteidigung.

Die Todesstern-Idee hat viele Anhänger

Bereits nach einem Monat wurde die nötige Unterstützerzahl erreicht. Die US-Regierung wies die Petition allerdings ab – unter anderem mit Hinweis auf die enormen Kosten von 850 Billiarden Dollar, die eine Universität errechnet hatten. (Darüber hinaus unterstütze die Regierung nicht die Sprengung von Planeten.)
Aber längst haben ja die IT-Dienstleister die Schaffung von Realitäten übernommen!
"Mit jedem Tag werden sie stärker!"
Genau!
Und während sich zig Millionen unkritischer Amazonkunden jetzt fragen: Wann kann ich endlich Prime Air als Lieferoption anklicken? – da fürchten sich Menschen mit einem Blick für die Bedrohung durch Technik vor dem Tag, an dem riesige Luftschiffe über den Städten auftauchen und die Welt verdunkeln wie das gruselige Raumschiff in "Independence Day", ach schlimmer noch: Wenn aus den Himmeln gigantische Maschinen sich (mit Zwei-Faktor-Authentifizierung) zu einem digitalen Organismus zusammenschließen, der uns – beherrscht!
"Sie nennen ihn den Todesstern. Eine schreckliche Waffe, aber es gibt einen Weg, ihn zu zerstören. Bist du dabei?"
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