Floria "Croft" Tosca
In ihrem Operndebüt haucht Jette Steckel Puccinis "Tosca" mit üppigen Bildideen in einem spektakulären Bühnenbild Frische ein. Ein guter Saisonauftakt, in dem die Hauptfigur Floria Tosca ihre tragische Geschichte wieder und wieder durchleben muss.
Schon klar, "Tosca" kann man so heute nicht mehr spielen. Was anfangen mit dem historischen Sakralquatsch, den Machtgelüsten und Folterfreuden Scarpias, der in höchster Tragik endenden Liebesgeschichte von Floria Tosca und Mario Cavaradossi? Letzterer scheidet ja durch das Missglücken einer Fake-Hinrichtung aus dem Leben, aus dem Schein wird plötzlich reales Nicht-Sein.
Als junge Regisseurin muss man sich schon genau überlegen, wie und was man von diesem Stoff überhaupt noch erzählen mag. Jette Steckel entscheidet sich für eine Mischung aus genauer Lesart und üppig mäandernden Bildideen. Das sieht dann so aus: Im spektakulär gelungenen Bühnenbild (Florian Lösche), welches aus eifrig hin und her geschobenen, rabenschwarzen Wandteilen besteht, interpretieren die Sänger überwiegend glaubwürdig Puccinis "Tosca". Die Titelfigur tritt allerdings zweimal an die Rampe und haucht einen melancholischen Lovesong in ein Mikrofon. Ebenjene Sängerin ist es, die uns ihre tragische Geschichte vermittelt und sie gleichsam rituell wieder und wieder durchlebt.
Natürlich handelt es sich dabei um einen etwas simplen Kunstgriff, aber wenn man ihn akzeptiert, so funktioniert der Abend recht gut. Mit sicherer Hand führt Steckel ihre Protagonisten (wenn man von gewissen Leerläufen, vor allem im dritten Akt, absieht). Aus dem Sakralpomp der Vorlage macht sie knallbunten Sakralpop. Eine Nacktstatistin erscheint als erotisches Madonna-Model, große Neonkreuze schweben herab, es gibt viel Ornat, sogar der Kinderchor trägt T-Shirts mit Marienbildern (Kostüme: Pauline Hüners).
Als junge Regisseurin muss man sich schon genau überlegen, wie und was man von diesem Stoff überhaupt noch erzählen mag. Jette Steckel entscheidet sich für eine Mischung aus genauer Lesart und üppig mäandernden Bildideen. Das sieht dann so aus: Im spektakulär gelungenen Bühnenbild (Florian Lösche), welches aus eifrig hin und her geschobenen, rabenschwarzen Wandteilen besteht, interpretieren die Sänger überwiegend glaubwürdig Puccinis "Tosca". Die Titelfigur tritt allerdings zweimal an die Rampe und haucht einen melancholischen Lovesong in ein Mikrofon. Ebenjene Sängerin ist es, die uns ihre tragische Geschichte vermittelt und sie gleichsam rituell wieder und wieder durchlebt.
Natürlich handelt es sich dabei um einen etwas simplen Kunstgriff, aber wenn man ihn akzeptiert, so funktioniert der Abend recht gut. Mit sicherer Hand führt Steckel ihre Protagonisten (wenn man von gewissen Leerläufen, vor allem im dritten Akt, absieht). Aus dem Sakralpomp der Vorlage macht sie knallbunten Sakralpop. Eine Nacktstatistin erscheint als erotisches Madonna-Model, große Neonkreuze schweben herab, es gibt viel Ornat, sogar der Kinderchor trägt T-Shirts mit Marienbildern (Kostüme: Pauline Hüners).
Tragik, die sich wiederholt
Floria Tosca wandelt sich unterdessen vom eher gediegen auftretenden Persönchen zur blutdürstigen Amazone, nach Scarpias letztem, für ihn tödlichen Annäherungsversuch ritzt sie ihm ein blutiges "Tosca"-Tattoo auf den Oberkörper und eilt hernach durch eine per Film zugespielte Stadtlandschaft – ein freier Geist mit freien Oberarmen. Doch hilft ihr diese Power-Emanzipation letztlich wenig, Lara "Croft" Tosca stürzt sich zu Tode, nachdem ihrem geliebtem Mario die Sinne entschwanden. Die Bühne dreht sich und wir sehen erneut eine gut gekleidete Sängerin, die uns traurig anguckt. Neben ihr liegt ein zweites Cavaradossi-Häuflein. Das kann man durchaus so machen.
Ärgerlich sind hingegen die zu häufig eingesetzten Videos und ein Bündel banaler Regiegags, einmal wird etwa ein Mistkratzerli – pardon, Hühnchen – übers Mikro gestülpt. Nicht nur dieser Einfall dürfte auf den dramaturgischen Mitarbeiter Carl Hegemann zurückzuführen sein, der grundsätzlich gern für Verwirrung und Überfrachtung sorgt. Verzichtbar wäre auch das grimmige Herumirren der Geheimpolizei im Publikum.
Ganz und gar unüberfrachtet klingt das von Enrico Delamboye geleitete Sinfonieorchester Basel. Delamboye bevorzugt rasche Tempi und raue, grobkörnige Figuren. Selbst bei den höchsten Schmelzereien befindet man sich nahe am Abgrund, hohle Streicher und klirrendes Blech sorgen für ein packendes Klangbild. Svetlana Ignatovich singt die Titelpartie mit großem vokalem und körperlichem Einsatz, wobei ihre an sich sehr schöne, junge Stimme teilweise schon ein wenig verletzt, ja überhitzt wirkt. Maxim Aksenovs Cavaradossi tönt frisch und elegant, Davide Damiani gelingt eine exzellente Scarpia-Studie. Summa summarum ist dem Theater Basel ein guter Saisonauftakt gelungen.
Ärgerlich sind hingegen die zu häufig eingesetzten Videos und ein Bündel banaler Regiegags, einmal wird etwa ein Mistkratzerli – pardon, Hühnchen – übers Mikro gestülpt. Nicht nur dieser Einfall dürfte auf den dramaturgischen Mitarbeiter Carl Hegemann zurückzuführen sein, der grundsätzlich gern für Verwirrung und Überfrachtung sorgt. Verzichtbar wäre auch das grimmige Herumirren der Geheimpolizei im Publikum.
Ganz und gar unüberfrachtet klingt das von Enrico Delamboye geleitete Sinfonieorchester Basel. Delamboye bevorzugt rasche Tempi und raue, grobkörnige Figuren. Selbst bei den höchsten Schmelzereien befindet man sich nahe am Abgrund, hohle Streicher und klirrendes Blech sorgen für ein packendes Klangbild. Svetlana Ignatovich singt die Titelpartie mit großem vokalem und körperlichem Einsatz, wobei ihre an sich sehr schöne, junge Stimme teilweise schon ein wenig verletzt, ja überhitzt wirkt. Maxim Aksenovs Cavaradossi tönt frisch und elegant, Davide Damiani gelingt eine exzellente Scarpia-Studie. Summa summarum ist dem Theater Basel ein guter Saisonauftakt gelungen.