Florian Huber: "Rache der Verlierer"

Die Ursprünge des Rechtsterrorismus

14:49 Minuten
Eine Gruppe Männer in einem Wagen mit Totenkopf Symbol fahren als Freikorps auf den Straßen in Berlin in den 1920er Jahren.
Die erste Phase des Rechtsterrorismus in Deutschland: Mitglieder eines Freikorps auf den Straßen Berlins in den 1920er-Jahren. © imago-images
Moderation: Thorsten Jantschek |
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Junge Männer, die "Verlierer" sind: Aus diesem Reservoir schöpft der Rechtsterrorismus heute wie vor hundert Jahren. Denn bereits vor Hitler nahmen politische Morde von rechts ihren Anfang, wie Florian Hubers Buch "Rache der Verlierer" zeigt.
Die Geschichte des Rechtsterrorismus in Deutschland beginnt nicht erst mit Hitler und den Nationalsozialisten, sondern bereits unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg. Bis dahin habe es in Deutschland keine politischen Morde gegeben, sagt der Historiker, Autor und Dokumentarfilmer Florian Huber: "Und auf einmal bricht das auf, nach 1918, in einer Art und Weise, dass da innerhalb von drei oder vier Jahren fast 400 Menschen ermordet werden, zum Teil auf offener Straße. Und das meiste ging auf das Konto der Rechtsextremisten."
Zum Beispiel die Ermordung des liberalen Politikers und deutschen Außenministers Walther Rathenau im Juni 1922. Täter in diesem und anderen Fällen: meist junge Männer.
Von diesen Anfängen des Rechtsterrorismus handelt Florian Hubers Buch "Rache der Verlierer". Denn das seien die Täter – Verlierer. "Die Verlierer waren zunächst einmal alles Männer, meistens junge Männer, die aus dem Ersten Weltkrieg kamen, aus einem Krieg, den sie verloren hatten, wo sie sich aber als Sieger gefühlt haben", sagt Huber.
Zudem hätten diese Männer nicht nur den Krieg, sondern auch ihre Werteordnung verloren: "Das Kaiserreich war auf einmal weg, von heute auf morgen. Und am Ende war das für sie auch das Gefühl zu sagen: Wir haben auch Deutschland verloren, wir haben unsere Heimat verloren, und das war der Impuls zu sagen: Und genau dieses Deutschland holen wir uns jetzt zurück!"
(uko)

Florian Huber: "Rache der Verlierer. Die Erfindung des Rechtsterrors in Deutschland"
Piper Verlag 2020
288 Seiten, 24 Euro

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