"Er hat ein Gespür für das, was in der Luft liegt"
Der Rowohlt Verlag ist in diesem Jahr besonders erfolgreich. Trotzdem entschied man sich, die Verlagsleitung mit dem Bestsellerautor Florian Illies ab Januar neu zu besetzen. Eine gute, wenn auch überraschende Besetzung, findet unser Kritiker.
"Ich glaube, das hat weniger mit den Umsatzahlen zu tun, als vielmehr mit der Person von Florian Illies", sagt Literaturkritiker Hellmut Böttiger im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur.
Zwar gebe es in der Buchbranche große Umwälzungen und Herausforderungen. Aber eigentlich habe die bisherige Verlagsleiterin Barbara Laugwitz als beste Verlegerin des Jahres gegolten, denn "Rowohlt führte die Charts an und sie war eigentlich die Verlegerin der Stunde".
Wunsch nach Führung mit Glamourfaktor
Darum sei der Wechsel an der Spitze von Rowohlt überraschend. Fachlich sei Barbara Laugwitz eine gute Verlagsfrau und komme aus der Branche. Darüber hinaus sei sie aber außerhalb des Verlagswesens wenig bekannt. Und sie trete nicht in der Öffentlichkeit auf, wie man es von ihrem Vorgänger Alexander Fest und Florian Illies kenne: "Das sind natürlich Personen, die mehr Glamour ausstrahlen."
Dieser Faktor habe den Leuten, die das Sagen hatten, womöglich gefehlt. Barbara Laugwitz habe sehr gute inhaltliche Arbeit gemacht: "Aber in der Öffentlichkeit als Repräsentantin ist sie natürlich jemand anders als ihr Vorgänger Alexander Fest es gewesen ist und was man sich vermutlich von Florian Illies jetzt verspricht."
Illies sei tatsächlich eine der interessantesten Figuren, die es im Verlagsgewerbe überhaupt gebe, sagt Böttiger: "Er ist ein Bestseller-Autor – er wurde berühmt, indem er ja die ‚Generation-Golf‘ im Grunde verkörpert."
Gespür für den Zeitgeist
Sein Bestseller "Generation Golf" habe dazu geführt, dass Illies die "Berliner Seiten" der FAZ gründen konnte, was dann mehrere Jahre lang auch eine Innovation des Feuilletons gewesen sei. Illies habe ein Gespür für aktuelle Themen: "Er hat einen Riecher für das, was in der Luft liegt."
Die "Generation Golf" zeichne aus, dass diese damals die neue deutsche Popgeneration war, die endgültig die 68er-Generation abgelöst habe. Und dazu gehörten auch das Bekenntnis zum Konsum, also den "Genuss des Kapitalismus, das Auskosten der Möglichkeiten. Und das zeichnet Florian Illies aus, dass er immer das Näschen im Wind hatte".
Seine beruflichen Stationen belegten, dass er immer ein Kaleidoskop an Möglichkeiten hat und davon verspreche man sich im Verlag anscheinend einiges. An namhaften und erfolgreichen Autoren herrsche mit Daniel Kehlmann, Eckart von Hirschhausen und Martin Walser kein Mangel.
"Ich glaube, es geht um diesen Faktor des Verlegertypus. Florian Illies ist zuzutrauen, dass er wirklich das Näschen im Wind hat und Rowohlt auf jeden Fall in die Schlagzeilen bringen kann."