Politische Bildung

Wie Florian Schroeder zum politischen Menschen wurde

08:39 Minuten
Der Kabarettist Florian Schroeder im Porträt
Findet, dass die Bundeszentrale für politische Bildung wichtig für die Demokratie sei: der Kabarettist, Autor und Moderator Florian Schroeder © picture alliance / zb / Kirsten Nijhof
Florian Schröder im Gespräch mit Ute Welty |
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Die Bundeszentrale für politische Bildung feiert 70-jähriges Bestehen. Kabarettist Florian Schroeder moderiert eine "Wahl-O-Mat"-Show. Er selbst wurde "nur auf dem zweiten Bildungsweg" politisch.
"Moment mal: Wie ich zu einem politischen Menschen wurde": So lautet eine der Festveranstaltungen, mit der die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) ihr 70-jähriges Bestehen in Bonn feiert. Zwölf Prominente kommen dabei zu Wort. Zum Programm gehört auch eine Quiz-Show zu zwanzig Jahren "Wahl-O-Mat", die Florian Schroeder moderiert.
Der Kabarettist sieht die "bpb", wie sie sich abkürzt, als Institution, die einen "wichtigen Beitrag für die Demokratie" leiste. Nach seinem Eindruck könnte sie allerdings manchmal etwas mehr auffallen: Ihm sei zum Beispiel nicht klar gewesen, dass die Bundeszentrale den "Wahl-O-Maten" erfunden habe. Mit diesem Instrument kann man vor Wahlen die Parteiprogramme mit den eigenen Ansichten abgleichen. "Insofern könnte die Bundeszentrale vielleicht ein bisschen weniger 'bundeszentralhaft' auftreten und ein bisschen mehr in die Breite gehen, sodass man sich für sie interessiert und sie nicht nur für irgendein staatliches Organ hält, das irgendetwas tut, wovon man nicht so genau weiß, was es ist", findet er.

Politisch sein heißt, sich Gedanken zu machen

Schroeder hat selbst "einen sehr breiten Begriff des Politischen", wie er sagt: "Politisch sein heißt ja letztlich, sich Gedanken machen, sich beschäftigen, sich emotionalisieren lassen von dem, was außerhalb von einem selbst ist." In Deutschland werde politisches Interesse häufig auf Parteien und Politiker verengt. Das sei aber nur "ein kleiner Teil vom Ganzen", genauso wie der Aktivismus.
Wenn er auf seine eigene Biografie schaue, findet Schroeder, dass er "auch nur auf dem zweiten Bildungsweg politisch" geworden sei. Als früherer Parodist habe er "überhaupt keinen Inhalt" gehabt. Erst später habe er angefangen, sich wirklich für Politik zu interessieren. Zwei "Umstimmungserfahrungen" spielten eine Rolle dabei: Der 11. September 2001 mit dem Gefühl einer Zäsur – und die Gründung der Piratenpartei. Damals habe er gemerkt, dass seine Generation mit ihren eigenen Themen in den Fokus komme, so Schroeder.

Satire darf nicht Politkverachtung fördern

In seinen Programmen spielt Politik mittlerweile eine große Rolle. Dabei grenzt er sich ausdrücklich von einer Form der Satire ab, die Politikverachtung fördere. Diese Satire spreche von denen "da oben", die "alle gleich" seien. Das sei gefährlich.

Die Aufgabe des Satirikers ist nicht, erbaulich zu sein, aber die Aufgabe des Satirikers ist, differenziert zu sein. Gute Satiriker, die sich mit Politik beschäftigen, sind meistens Enttäuschte: Enttäuschte von der Realität, die eine Welt sehen, wie sie vielleicht besser sein könnte, auch wenn sie die nicht ausbuchstabieren können.

Es komme darauf an, ob man mitleide und Ungerechtigkeiten, Widerhaken und Zäsuren sehe, aber auch sein eigenes "Nicht-Zurechtkommen mit der politischen Welt" mit anderen teile, so Schroeder. "Dann hat das einen Moment von Melancholie, die gedreht wird in Ironie oder in Humor, und dann wird es wieder produktiv."
(bth)

Das Bürgerfest zu 70 Jahren Bundeszentrale für politische Bildung findet an diesem Freitag, den 25. November 2022, im Alten Deutschen Bundestag in Bonn statt. Das Programm zum Festakt samt Quiz-Show zum "Wahl-O-Maten" und "Moment mal" kann auch in einem Livestream verfolgt werden.

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