Prozess gegen Ex-Burgtheater-Schauspieler

Florian Teichtmeister wegen des Besitzes von Kinderpornografie verurteilt

04:49 Minuten
Der frühere Burgschauspieler Florian Teichtmeister vor Gericht
Der frühere Burgschauspieler Florian Teichtmeister vor Gericht. Er beschrieb seine Neigungen und Handlungen als Eskalationsprozess. © IMAGO / photonews.at / Georges Schneider
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Der Schauspieler Florian Teichtmeister ist wegen des Besitzes von Kinderpornografie zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Vor dem Landesgericht Wien wurden "pädo-sadistische" Texte Teichtmeisters von der Anklage vorgelesen.
Florian Teichtmeister ist unter anderem durch den Film "Corsage" über Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn - kurz Sisi - bekannt geworden, in dem er Kaiser Franz Josef spielt. Die Karriere des Film- und Theaterschauspielers scheint einstweilen vorbei, das Wiener Burgtheater trennte sich von ihm. Teichtmeister musste sich wegen Kinderpornografie-Vorwürfen vor Gericht verantworten, jetzt wurde er zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Der Fall löste auch eine Debatte darüber aus, ob das Theater zu spät reagiert hat.

Wie lautet das Urteil gegen Florian Teichtmeister?

Der österreichische Schauspieler Florian Teichtmeister ist am 5. September 2023 wegen des Besitzes und der Herstellung von Kinderpornografie schuldig gesprochen worden. Das Landesgericht Wien verhängte eine zweijährige Gefängnisstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Der aus Fernsehen, Film und Theater bekannte Darsteller muss sich außerdem Therapien unterziehen und regelmäßig Drogentests abliefern. Falls er diese Auflagen verletzt, droht ihm laut dem Entscheid des Schöffengerichts die Unterbringung in einem Zentrum für psychisch kranke Täter. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Der Angeklagte hatte sich vor Gericht des Besitzes und der Herstellung von kinderpornografischem Material schuldig bekannt. Alle Vorwürfe seien richtig, sagte der 43-Jährige. "Niemand wusste von all dem." Teichtmeister drohten in dem Prozess bis zu drei Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft hatte gefordert, den Angeklagten im Falle eines Schuldspruchs in einem Zentrum für psychisch kranke Täter zu verwahren.

Was wurde Florian Teichtmeister vorgeworfen?

Dem österreichischen Schauspieler wurde vorgeworfen, sich zwischen Februar 2008 und August 2021 online rund 76.000 Dateien mit Darstellungen von Kindesmissbrauch besorgt zu haben. Laut der Staatsanwaltschaft zeigen etwa 47.500 Dateien Kinder unter 14 Jahren.
Außerdem hatte ein Gutachter veränderte Dateien gefunden, was den Tatbestand der Herstellung von kinderpornografischem Material erfüllte und einer höheren Strafdrohung unterliegt als der reine Besitz von kinderpornografischem Material.
Staatsanwältin Julia Kalmar las vor dem Wiener Landgericht Texte vor, die Teichtmeister zu den Zehntausenden Dateien hinzugefügt hatte, die er über Jahre gesammelt hatte. Die Anklägerin bezeichnete die schriftlichen Fantasien als "pädo-sadistisch".
Das kinderpornografische Material wurden nach einer Anzeige von Teichtmeisters Lebensgefährtin bei einer Hausdurchsuchung gefunden. Der Schauspieler hatte zunächst zugegeben, 58.000 Motive von Kindesmissbrauch besessen zu haben. Der ursprüngliche Prozesstermin im Februar war wegen Krankheit des Angeklagten verschoben worden.

Wer ist Florian Teichtmeister?

Seit der Spielzeit 2019/20 war Florian Teichtmeister Ensemblemitglied im Burgtheater, der wichtigsten österreichischen Sprechbühne. Zuvor spielte er 14 Jahre im Ensemble des Theaters in der Josefstadt, ebenfalls in Wien, wo er auch seine Schauspielausbildung absolvierte.

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Neben seiner Tätigkeit am Theater wirkte Teichtmeister in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit, zum Beispiel in „SOKO Kitzbühl“ und „Kommissar Rex“, zuletzt im Historienfilm „Corsage“. Auch in einer Berliner Opernproduktion stand der gebürtige Wiener auf der Bühne – 2019 als Papageno in Mozarts „Zauberflöte“ in der Staatsoper Unter den Linden.
Ein Mann in mittlerem Alter mit dunklem Schnurrbart und hoher Stirn hat die linke Hand zur Faust geballt.
Der Wiener Schauspieler Florian Teichtmeister© picture alliance / dpa / Florian Wieser

Was sagte Teichtmeister zu den Vorwürfen?

Teichtmeister beschrieb seine Neigungen und Handlungen vor Gericht als Eskalationsprozess. Die missbrauchten Kinder, die er sich angesehen habe, seien immer jünger geworden. Zuletzt habe er seine Fantasien von Vergewaltigung und Bestrafung schriftlich festgehalten. "Es ist auf jeden Fall der letzte Schritt in einer zunehmenden Spirale zur Abscheulichkeit", sagte er über diese Texte.
Ein Rechtsbeistand betonte, sein Mandant habe selbst keine strafbaren Handlungen gegen andere Personen begangen, es handle sich deshalb um ein „rein digitales Delikt“. Teichtmeister sei seit zwei Jahren in psychologischer Behandlung, „die es ihm ermöglicht, seine seelischen Probleme aufzuarbeiten, die ihn zum Besitz der besagten Dateien gebracht haben“.

Seit wann gab es Hinweise auf den Besitz von Kinderpornografie und wie reagierte das Burgtheater?

Das Burgtheater und sein Intendant Martin Kušej berichten, nach dem Aufkommen entsprechender Gerüchte und Medienberichten im September 2021 sei ein Gespräch mit dem Schauspieler geführt worden. „Florian Teichtmeister hat damals die Vorwürfe vehement und glaubhaft bestritten“, hieß es in einer Stellungnahme vom 15. Januar 2023.
„Er hat die Anzeige gegen ihn als Reaktion auf einen Konflikt mit seiner ehemaligen Partnerin dargestellt. Florian Teichtmeister teilte uns mit, dass er alle Computer, Datenträger und sein Handy ausgehändigt hätte und alle Vorwürfe sich sehr bald entkräften werden.“ Von den Taten Teichtmeisters, seinem Schuldeingeständnis und seiner Kooperation mit den Ermittlern habe man erst am 13. Januar 2023 aus den Medien erfahren.
Die Theaterdirektion gab am selben Tag die fristlose Entlassung von Teichtmeister bekannt: Das Arbeitsverhältnis des Ensemblemitglieds sei mit sofortiger Wirkung beendet worden. Auch mehrere Fernsehsender nahmen Produktionen mit Teichtmeister nach Bekanntwerden der Vorwürfe aus dem Programm und ihren Mediatheken.

dpa, AFP, cre, tei
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