Flying Lotus macht Star Wars-Musik
Die Star Wars-Filme sind Kult und ihre Musik ist es erst recht. Auf dem nun erschienenen Album "Star Wars Headspace" haben 15 Künstler Geräusche und Zitate der Reihe verarbeitet. Darunter auch der kalifornische Avantgarde-Jazzer Flying Lotus: "R2 Where R U?" heißt sein Beitrag.
"R2, where are you?" Die gleichermaßen vorwurfsvoll und besorgt klingende Frage stammt aus dem Mund von C-3PO, dem goldglänzenden Roboter aus dem Star-Wars-Universum, der immer etwas ungeschickt und blasiertes Britisch plappernd durch die Filme tapst. Adressat der Frage ist natürlich sein bester Freund und Sidekick, der possierliche Mechanikerroboter R2-D2. "R-zwo, wo bist Du?" Der gesamte Text des Tracks von Flying Lotus, zu hören auf dem nun erschienenen Album "Star Wars Hadspace", besteht aus diesem einen Satz.
Wobei: So ganz stimmt das nicht. Neben der Stimme von C-3PO - oder genauer: des Schauspielers Anthony Daniels - hören wir andauernd auch die von R-zwo-D-zwo. Die Sprache des Astromechdroiden besteht bekanntlich aus einer Reihe von Fiep- und Pfeiflauten, die an das Zwitschern eines elektronischen Wellensittichs erinnern und eigentlich nur von seinem goldglänzenden Blechkameraden verstanden werden.
Wie C-3PO dieses Gezwitscher dekodieren kann? Es handelt sich bei ihm um einen so genannten 'Protokolldroiden': Er beherrscht über sechs Millionen verschiedene Sprachen, fungiert in den Filmen als interplanetarischer Dolmetscher - und weist damit auf eine zentrale Frage der Reihe hin: "Wie ist es möglich", so der Schweizer Philosoph Yves Bossart, "dass sich im Star Wars-Universum die unterschiedlichsten Lebewesen aus den entferntesten Ecken und Winkeln der Galaxie problemlos verständigen können?"
Trotz Robotern: Bei Star Wars menschelt es überall
Nun: Zum einen haben sie C-3PO. Zum anderen aber, und wichtiger: Letzten Endes verhalten sich sämtliche Kreaturen im Star Wars-Kosmos, bei allen äußeren Unterschieden, zutiefst menschlich. Selbst eine flimmernde, blinkende Blechtonne wie R2-D2 kann sich freuen, schämen, beleidigt sein. Sogar ein programmierter Kunstmensch wie 3-CPO macht sich Sorgen, wenn sein bester Freund verloren geht.
Es gehört zur Ironie der Star-Wars-Filme, dass ausgerechnet die Droiden oft emotionaler agieren und psychologisch differenzierter gezeichnet sind als ihre menschlichen Besitzer. Und: Es gehört zur Tragik dieses Songs, dass die beiden elektrischen Freunde, wie im alten Lied von den zwei Königskindern, einander einfach nicht finden. Da kann der Protokolldroide noch so oft "R2?" rufen, da kann der Angerufene noch so verzweifelt fiepen: Sie konnten zusammen nicht kommen; das Wasser, oder vielmehr der Weltraum, war viel zu tief.