Flüchtlinge

Belgien macht die Grenzen dicht

Ausfahrtsschild der P&O-Ferries im Hafen von Zeebrügge, Belgien.
Bloß draußen bleiben! Belgien fürchtet ein zweites Calais. © picture alliance / dpa / Laurent Dubrule
Von Karin Bensch |
Belgien macht im Küstenbereich die Grenze zu Frankreich dicht. Die angekündigte Räumung des Zeltlagers in der französischen Stadt Calais nährt die Befürchtung, die Flüchtlinge könnten ins belgische Zeebrügge ausweichen, um nach England überzusetzen.
Es war das Thema der Abendsendungen: Belgien macht zeitweise ein Stück seiner Grenze nach Frankreich dicht.
An den küstennahen Grenzübergängen sollen bis zu 290 zusätzliche Polizisten eingesetzt werden. Grund für die neuen Kontrollen ist die geplante Teilräumung des Flüchtlingslagers in der nordfranzösischen Hafenstadt Calais. Auch wenn die Räumung verschoben wurde, gehen die belgischen Behörden davon aus, dass sie in den nächsten Tagen passieren wird.

Zeebrügge soll nicht das neue Calais werden

Die Belgier fürchten, dass sich dann Tausende Flüchtlinge von Calais auf den Weg in die belgische Hafenstadt Zeebrügge machen, um von dort aus mit dem Schiff nach Großbritannien zu gelangen. Zeebrügge soll nicht das neue Calais werden.
"Wir wollen um jeden Preis verhindern, dass es Zeltlager bei uns gibt", sagte der belgische Innenminister Jan Jambon. Frankreich könne die Grenzkontrollen sicher gut verstehen.
Immerhin habe Frankreich das Gleiche nach den Terroranschlägen von Paris gemacht, sagte der Politiker der rechtspopulistischen Partei NVA. Und wie er es sagt, klingt es ein wenig wie eine Retourkutsche.

Kontrollen im kleinen Grenzverkehr

Nun stehen also belgische Polizisten an den kleinen Grenzübergängen nach Nordfrankreich. Sie halten Autos und Lastwagen an, kontrollieren Papiere und schauen in Kofferräume. Das muss gemacht werden, bei allem, was derzeit passiert, sagt eine Autofahrerin dem belgischen Fernsehen. Sie wurde an der belgisch-französischen Grenze nahe des Ferienortes De Panne kontrolliert.
Und ein anderer Autofahrer meint, Belgien interessiert die Flüchtlinge doch gar nicht, sie wollen weiter nach England.
Bereits im Januar hat die belgische Polizei nahe der Küste rund 950 Migranten aufgegriffen, die eigentlich nach Großbritannien wollten. Etwa die Hälfte davon in Zeebrügge. Die meisten Menschen stammten aus dem Irak und dem Iran. "Ich möchte nach England", sagt dieser Flüchtling dem Nachrichtensender euronews in gebrochenem Englisch.
"Dort leben mein Onkel und mein Cousin, die helfen wollen".

Gouverneur untersagt Hilfe für Flüchtlinge

Anfangs halfen viele Bewohner von Zeebrügge den Flüchtlingen. Doch dann forderte der Gouverneur von Westflandern sie auf, die Hilfe einzustellen, denn die Behörden fürchten Zustände wie im französischen Calais.
Das ärgert Menschen wie Pfarrer Maréchal, der Migranten Zuflucht in der Kirche gewährte. An der belgischen Küste ist es verboten, Möwen zu füttern, weil es zu viele davon gibt, sagt er. Doch, wenn sich Menschen in einer schwierigen Lage befinden, brauchen sie Nahrung. Wenn man ihnen kein Essen gibt, dann werden sie vielleicht kriminell und brechen irgendwo ein.
Der Bürgermeister der belgischen Stadt Brügge, nahe der Küste, sieht das anders. Bei den meisten Menschen, die kämen, handele es sich nicht um Bürgerkriegsflüchtlinge, sondern um Wirtschaftsmigranten und Opfer von Menschenschleusern. Seine Botschaft lautet: Belgien ist nicht Frankreich.
Und Zeebrügge soll nicht Calais werden.
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