"Hoyerswerda hat sich weiterentwickelt"
Seit 1991 gilt Hoyerswerda als Symbol für Gewalt gegen Ausländer. Damals griffen Rechtsradikale - unter Beifall von Anwohnern - ein Asylbewerberheim an. Seine Bewohner verließen daraufhin die Stadt. Jetzt gibt es eine neue Unterkunft für Asylsuchende.
Walkenhorst: "Hier haben wir mal ein Musterzimmer, da haben wir mal auf einem Bett ausgestellt, wie das dann aussehen wird."
Renate Walkenhorst zeigt auf die Einrichtung des schlichten etwa 18 Quadratmeter großen Zimmers, hinter ihr ein Pulk von Menschen, die ihr interessiert zuhören, alles aufmerksam begutachten. Es gibt nur das Nötigste: Ein paar Etagenbetten stehen an den Wänden, in der Mitte ein Tisch, Stühle. Renate Walkenhorst arbeitet für European Home Care GmbH aus Essen, den Betreiber des Asylbewerberheims in Hoyerswerda.
Bürgerin: "Gibt es denn hier auch Radio oder Fernsehen?"
Walkenhorst: "Ja, das kommt hier noch rein, aber auch nicht überall, nicht in jedem Zimmer."
Bürgerin: "Ah ja, und Gemeinschaftsräume gibt es auch?"
Das Gebäude an der Dillinger Straße liegt direkt neben dem Behördenpark. Auch das Amtsgericht ist hier, das Neue Rathaus nicht weit und eine Polizeistation ist in Sichtweite. Eine Tatsache, die bei der Auswahl des Standorts eine Rolle gespielt hat und jetzt viele beruhigt.
Es ist ein großzügiger, heller Bau mit Wänden in Apricot und Hellgelb. 120 Asylbewerber sollen hier einmal wohnen. Derzeit sind es 36. Sie sind wenige Tage nach der öffentlichen Besichtigung eingezogen. Der Termin war bis zuletzt geheim gehalten worden. Bis auf weiteres ist keine Kontaktaufnahme möglich lässt das Landratsamt mitteilen. Die Flüchtlinge sollen Zeit zum eingewöhnen haben.
Dabei interessiert die ehemalige Förderschule, die zu einem Asylbewerberheim umgebaut wurde, durchaus viele in Hoyerswerda. Zum Besichtigungstermin in der letzten Woche schieben sich Menschen jeden Alters und auch Familien mit Kindern durch die Zimmer, schauen sich Gemeinschaftsduschen und Klos an. Viele sind überrascht, dass die Räume so einfach sind.
"Es ist ordentlich, aber spartanisch, das sollten sich die Leute anschauen, die denken, hier wird ein Vermögen reingesteckt….
Da gibt es so fiese Meinungen manchmal. Es ist sauber, es ist ordentlich, aber es ist auch kein Luxus."
Erna Skoppnik ist Rentnerin aus Hoyerswerda und hat sich heute mit ein paar Bekannten auf den Weg gemacht, um sich einen eigenen Eindruck vom neuen Asylbewerberheim zu machen. Schon seit dem letzten Herbst diskutiert sie ständig mit ihren Nachbarn über die Flüchtlinge, die erwartet werden. Erna Skoppniks Haltung zu dem Thema ist klar:
„In der Familie sind wir uns einig, das ist alles in Ordnung. Wir wollen auch helfen. Wir suchen auch hier die Ansprechpartner, für Spenden und so weiter.“
Während sie spricht nickt ihre Freundin Gisela Kunze zustimmend. Die Rentnerin hat der Besuch hier im Heim nachdenklich gemacht:
"Und unsere Generation, die ja auch den Krieg miterlebt hat, die sagt sich ja auch, wir sind auch hierher gekommen in die Neustadt oder in den Osten und sind aufgenommen worden."
Toleranz bei den einen, diffuse Angst bei den anderen
Über 1.500 Menschen sind Ende Januar an diesem „Tag der offenen Tür“ ins künftige Asylbewerberheim in Hoyerswerda gekommen. Für die Organisatoren, Landkreis, Stadt, Heimbetreiber und Bürgerinitiative ist das ein voller Erfolg: Sie wollen aufklären, Vorurteile abbauen, zeigen, dass die Flüchtlinge hier nicht in Saus und Braus leben, wie gerne verbreitet wird.
Der Hintergrund der Entscheidung, wieder ein Asylbewerberheim in Hoyerswerda zu eröffnen: In Sachsen werden die Unterbringungsplätze knapp. Denn der Freistaat erwartet wie alle Bundesländer mehr Asylsuchende. In diesem Jahr werden es voraussichtlich rund 8.000 sein. Mehr als in den vergangenen Jahren. Der Landkreis Bautzen, der nordöstlich der Landeshauptstadt Dresden liegt, suchte deshalb nach neuen Unterbringungsmöglichkeiten und entschied sich für die ehemalige Schule in Hoyerswerda. Die Organisatoren des Tags der offenen Tür wollen Vorurteile gegen über den Asylbewerbern abbauen, doch nicht alle, die ins Asylbewerberheim gekommen sind, wollen sich davon erreichen lassen.
"Ausländer ist ja alles schön und gut. Aber es kann nicht sein, dass alles nach Deutschland gewandert kommt, wir haben ja hier auch Probleme."
Ein anderer: "Die kommen hier her, weil sie wissen, dass in Deutschland jeder abgesichert ist."
Der Mann, der in seinen Fünfzigern zu sein scheint, will seinen Namen nicht nennen. Doch die diffusen Ängste, die er hat, sind in Hoyerswerda öfter zu hören: Die Befürchtung, dass es den Ausländern besser gehe, als den Deutschen. Dass für deren Unterbringung Geld ausgegeben werde, das ihnen hier in Hoyerswerda doch so dringend fehle. Der Mann empfindet die Asylbewerber als potentielle Bedrohung, fürchtet Beschädigungen am ehemaligen Schulgebäude.
"Jetzt ist es noch schön hier, aber kommen sie mal in einem Monat, da ist das nicht mehr so schön. Die haben nicht so eine schöne Kultur, wie die Deutschen."
Und auch diese zwei Männer besuchen heute das Asylbewerberheim, obwohl es ihnen eigentlich ein Dorn im Auge ist. Sie nennen weder Alter noch Namen, sind schätzungsweise in ihren Vierzigern. Einer von ihnen trägt eine Jacke von "Thor Steinar", einer Kleidungsmarke, die in der rechten Szene sehr beliebt ist, ein Life-Style-Produkt. Sie wollen:
"Gucken, was mit unseren Steuergeldern gemacht wird"
"Naja, für 'die' wird es wohl reichen"
Sie kommen auf die ausländerfeindlichen Ausschreitungen von 1991 zu sprechen. Ja, eine ausländerfreie Stadt, das ist es, was sie wollen. Ja, nicken die Männer, die seien dabei gewesen, damals:
"Naja, wir gehören zur Generation 91 und das sagt schon alles."
"Naja, wir waren dabei, da bin ich grad 21 gewesen, wir haben mitgefeiert. Mehr will ich jetzt aber nicht sagen."
Die schwere Last der Übergriffe von 1991
1991 – diese Jahreszahl ist an diesem Tag oft zu hören im neuen Asylbewerberheim. Es wird das erste Mal seit den ausländerfeindlichen Übergriffen sein, dass eine solche Einrichtung wieder in der kleinen Stadt in der Lausitz eröffnet wird.
Rückblende: Auf die Planstadt aus DDR-Tagen schaute plötzlich die Welt. Am 17. September 1991 griffen acht Skinheads vietnamesische Händler auf dem Markt in Hoyerswerda an. Die Angegriffenen flohen in ein Wohnheim für Vertragsarbeiter aus Mosambik und Vietnam, die in der heimischen Braunkohleindustrie arbeiteten.
Über mehrere Tage belagerte ein grölender Mob das Haus, schleuderte Steine und Molotowcocktails. Auch ein Flüchtlingsheim wurde angegriffen. Die Polizei reagierte, aber viel zu spät. Am Ende wurden 32 Menschen verletzt. 230 Ausländer mussten aus der Stadt evakuiert werden.
Es war der erste ausländerfeindliche Übergriff im wiedervereinigten Deutschland. Die Stadt steht im Fokus, Medien im In- und Ausland berichten über die Übergriffe.
Viele in Hoyerswerda fühlen sich seitdem zu Unrecht stigmatisiert. Das verbindet sich mit dem Gefühl, auch wirtschaftlich vollkommen abgehängt worden zu sein.
Denn die Stadt hat seit der Wiedervereinigung einen radikalen Wandlungs- und Schrumpfungsprozess erlebt: Vor der Wende lebten über 70.000 Menschen in Hoyerswerda. Sie waren der Stolz der Republik: Die Arbeiter vom nahegelegenen Tagebau "Scharze Pumpe" galten als die Zukunft des Landes, die Lausitz als das Energierevier der DDR. Mit der Veredelung der Braunkohle wollte man unabhängig werden von der Steinkohle aus dem Westen. Dieser Anspruch starb mit der Wiedervereinigung und mit ihr Zehntausende Arbeitsplätze.
Von den ehemals über 70.000 Einwohnern sind heute mit 34.000 nur noch knapp die Hälfte geblieben. Heute möchte sich Hoyerswerda als Kommune präsentieren, die eine schmerzhafte Phase des Stadtumbaus, des Schrumpfungsprozesses erfolgreich gemeistert hat.
Zurück zum Tag der offenen Tür im Asylbewerberheim
Die Bürger der Stadt Hoyerswerda "haben aus den Ereignissen von 1991 gelernt". Das ist die Sprachregelung, die Verantwortliche in Stadt und Landkreis oft und ausdauernd wiederholen, wenn es um das schwierige Erbe geht. So auch bei Geert Runge, Zuständiger des Landkreises Bautzen. Dort liegt die Verantwortung für die Unterbringung der Asylbewerber. Vor der Schlüsselübergabe an den Betreiber European Homecare sagte Runge in einer kurzen Ansprache:
"Hoyerswerda hat sich weiterentwickelt. Und nutzt gerade jetzt die Chance, mit Offenheit Vorurteile abzubauen."
Runge spricht in seiner kurzen Rede ein weiteres Argument aus, dass oft zu hören ist, wenn es um die Übergriffe von 1991 geht:
"Im übrigen war, jedenfalls meiner Auffassung nach Hoyerswerda 1991 eher Opfer als Täter. So ist bekannt, dass viele derjenigen, die Asylheime in der Stadt attackiert haben, gar nicht aus Hoyerswerda kamen. Dass hier eine ganze Stadt unter Generalverdacht gestellt, in Sippenhaft genommen und schlecht geschrieben wurde, habe ich immer als sehr unfair und als sehr unanständig empfunden."
Es waren nicht die Menschen aus Hoyerswerda. Und: Die Medien hätten alles aufgebauscht, falsch berichtet, übertrieben. Das sind die gängigen Argumente.
Oberbürgermeister Stefan Skora, CDU, glaubt, dass die Bürger seiner Stadt die richtigen Schlüsse gezogen haben:
"Die Masse der Bevölkerung Ja! Ich kann in die Köpfe der Leute nicht reinschauen. Man kann auch keinen Schalter umlegen."
Aufklären und Vorurteile abbauen, das hat sich der Oberbürgermeister auf die Fahnen geschrieben.
Hotline gegen Ressentiments
"Im Vorfeld das Thema immer wieder wachhalten und auch informieren, weil ja auch viele Unwissenheiten zum Thema Asylrecht da sind."
Dafür hat Skora eine eigene Hotline ins Rathaus eingerichtet. Dort können Bürger seiner Stadt anrufen und Fragen zum geplanten Asylbewerberheim stellen. Allerdings scheint das Interesse nicht besonders ausgeprägt zu sein, seit Oktober haben lediglich 30 Menschen diese Hotline genutzt.
Zentraler Dreh- und Angelpunkt seiner Strategie "Aufklären und Informieren" ist für Skora die Zusammenarbeit mit dem Bürgerbündnis "Hoyerswerda hilft mit Herz". 120 Menschen haben sich hier zusammengefunden, um gegen diffuse Ängste anzugehen, aber auch um die Flüchtlinge, wenn sie da sind, ganz konkret zu unterstützen.
Evelyn Scholz ist eine der Initiatorinnen, am Tag der offenen Tür im Asylbewerberheim verteilt sie selbst gebackenen Kuchen, unterhält sich mit Interessenten, wirbt für ihre Sache:
"Wir haben das Bürgerbündnis in drei Arbeitsgruppen unterteilt. Und ich bin für Sport und Bildung zuständig. Deutschkurse anbieten. Oder einen Nähkurs, ein Frauenfrühstück!"
Bei der Initiative ist der evangelische Pfarrer Jörg Michel einer der führenden Köpfe. Der 49-Jähriger war bereits zu DDR-Zeiten in der Friedensbewegung "Schwerter zu Pflugscharen" aktiv.
"Wichtig wird für mich sein, wie wir dann auch bei den zu erwartenden rechtslastigen Demos auch ein Gegengewicht bilden können. Das wird dann noch mal die Nagelprobe, ob die Bürger von Hoyerswerda, die sich verantwortlich fühlen, ob die sich auch bewegen lassen."
Kein Ende der Hetze
Doch die Hetze gegen Ausländer oder Andersdenkende gibt es trotz aller Bemühungen in Hoyerswerda immer noch: Selbst einem nicht so aufmerksamen Besucher der Stadt müssen die zahlreichen Aufkleber mit rechten Parolen ins Auge fallen, die an vielen Orten der Stadt kleben.
Auch ist der Überfall auf ein junges Paar, das sich in Hoyerwerda gegen Rechts engagierte, noch gar nicht so lange her. Im Oktober 2012 wurde das Paar, das in der Stadt immer wieder Aufkleber mit rechten Parolen entfernt hatte, angegriffen. Auch hier konnte die Polizei nicht umfassend schützen Die beiden verließen in Todesangst ihre Heimatstadt.
Eines der Opfer, der als Ronny S. bekannt ist, schildert die Nacht in einem Interview mit dem MDR-Fernsehen. Eine Gruppe von mindestens 15 Neonazis hatte das Mehrfamilienhaus umlagert, war in den Hausflur vorgedrungen, und hatte an die Wohnungstür geklopft, dem Paar gedroht.
Ronny: "Und im Blick nach draußen war klar, dass es die Nazis sind. Die Kleidung, die Aggression. Und dann war da die Todesangst."
Monique: "Ich war im Schlafzimmer und hab mir überlegt, wenn die wirklich hier reinkommen, dann springst du aus dem Fenster raus."
Das Paar lebt noch immer außerhalb seiner Heimatstadt. Anonym im Schutz einer Großstadt. Zu groß ist die Angst, wieder nach Hoyerswerda zurück zu kehren.
Ende Januar, Amtsgericht Hoyerswerda: Acht der Neonazis, die bei dem Überfall dabei waren stehen vor Gericht. Angeklagt wegen Bedrohung und Beleidigung. Einige der acht Männer zwischen 18 und 36 Jahren haben ein ansehnliches Vorstrafen-Register, einer von ihnen sitzt bereits wegen Widerstand gegen Vollzugsbeamte in Haft.
Kurz vor Prozessbeginn: Die acht jungen Männer sitzen auf der Anklagebank, feixen, machen Scherze, winken Unterstützern und Familie im Publikum zu, fotografieren sich mit dem Handy. Auch während des Prozesses lassen sich die Neonazis deutlich anmerken, wie wenig sie vom Gericht und der Anklage beeindruckt sind. Bestreiten nicht, zur rechten Szene zu gehören. Ihnen gegenüber sitzen blass die Opfer Ronny und Monique als Nebenkläger.
Am Ende werden die acht Neonazis zu Freiheitsstrafen verurteilt, - die jedoch in fast allen Fällen zur Bewährung ausgesetzt werden. Mit ihren Familien verlassen sie das Gerichtsgebäude.
Ein Urteil, das bei einigen Prozessbeobachtern Kritik auslöst:
"Wer sich gegen rechts engagiert, der kriegt Ärger mit Neonazis. Auch ganz direkt, die lauern einem auf. Und die Stadt sieht alle, die an 1991 erinnern, als Nestbeschmutzer an."
Sagt der 27-Jährige Matthias von der Gruppe "Pogrom 1991", die sich für das Gedenken an die Übergriffe vor 23 Jahren einsetzt. Er will seinen Nachnamen lieber nicht nennen.
Besorgt zeigt sich auch Bundestagsabgeordnete Caren Lay, stellvertretende Fraktionsvorsitzender der Partei "Die Linke", deren Wahlkreis in Hoyerswerda liegt. Ihr Wahlkreisbüro wurde schon mehrfach von Rechten angegriffen.
"Die rechten Kräfte sind in Ostsachsen gut organisiert. Das ist ein Problem. Aber das noch größere Problem ist die Anschlussfähigkeit von rechtem Gedankengut in die Gesellschaft."
Sie erkennt an, dass die Stadt in letzter Zeit Fortschritte im Umgang mit dem Thema "rechtes Gedankengut" gemacht habe, aber lange Zeit war das anders:
"Ich muss ganz ehrlich sagen, ich hatte nicht immer das Gefühl, dass das Problem Neonazis, das Problem Rechtsradikalismus ernst genug genommen wurde."
Sie fordert Oberbürgermeister Skora auf, sich noch deutlicher gegen Rechts zu bekennen.
Mobilisierung von rechts
Denn abseits des viel beachteten Prozesses, wird auch im Internet gehetzt: Bei Facebook gibt es etwa eine Gruppe: "Nein zum Heim in Hoyerswerda". Dort versammeln sich diejenigen, die sich von den Argumenten und Informationsangeboten nicht erreichen lassen wollen. Im Logo zur Gruppe senkt ein grimmiges Smiley den Daumen. Im Untertitel heißt es: "Hier können alle Bürger von Hoyerswerda ihre Kritik und ihren Unmut zu dem geplanten Heim loswerden."
Verbreitet werden Fotos mit dem Titel "Hoyerswerda – Abschiebebahnhof", passenderweise am Tag der offenen Tür im Asylbewerberheim. Dazu kommen und Beiträge, in denen es darum geht, Deutschland gegen Heerscharen von angeblich raffgieren Ausländern oder so genannten "Schein-Asylanten" zu verteidigen.
Welche Mobilisierungsfähigkeit solche Facebook-Gruppen entfalten können, musste im Herbst die Stadt Schneeberg im Erzgebirge erleben. Im November zogen über 1.000 Menschen durch die Stadt, um gegen die Ankunft von Flüchtlingen in Schneeberg zu protestieren.
Organisiert hatten sie sich über die Facebook-Gruppe "Schneeberg wehrt sich", die sich als Protest besorgter Bürger ausgab, im Hintergrund jedoch von der NPD gesteuert wurde.
Doch auch die Stadt wehrte sich, mit Demos für Toleranz, Friedensgebeten, zahllosen Interviews. Im Rathaus sitzt ein engagierter CDU-Mann: Frieder Stimpel, seit fast 20 Jahren Bürgermeister, seit fast 20 Jahren kämpft er gegen Vorurteile:
"Ich hab eher den Eindruck, dass es gut ist, dass die Diskussion, die dadurch ausgelöst wird, geführt wird und dass sie auch zu Ende geführt wird. Um da mal Klarheit reinzubringen über bestimmte Dinge, die mit Neid zusammenhängen. Bei manchen haben sie ja den Eindruck, die kriegen vom Teller die Schnitte geklaut, so reagieren sie in Bezug auf Asylbewerber. Es ist bis jetzt niemandem was Schlechter gestaltet worden oder er ist benachteiligt worden, weil man jetzt hier ein paar Menschen Obdach gegeben hat für eine bestimmte Zeit."
Rückblickend auf die Demonstrationen im Herbst ist er immer noch schockiert, wie schnell und umfangreich die Mobilisierung der NPD funktioniert hat. Die Rechtsextremen, so glaubt er, instrumentalisieren die Ängste der Bürger und betreiben so vorgezogenen Wahlkampf.
"Man muss sich klar positionieren, da gibt es kein Wegschauen, kein Abducken. Sondern man muss sich den Aufgaben stellen. Und dazu gehört es auch, dass man Menschen, die nun mal hier sind, und Hoffnungen haben, die auch schwere Schicksale haben, wie sagte es eine Frau aus Tschetschenien, die viel Leid erlebt hat: Man hat mir gesagt, die Deutschen sind gut und die Deutschen helfen."
Die Deutschen sind gut. So die klar formulierte Hoffnung der Flüchtlinge. Es ist eine Chance für Hoyerswerda nun zeigen zu können, dass diese Hoffnung auch berechtigt ist.