USA: Jesiden geht es besser als erwartet
Von bis zu 30.000 Flüchtlingen im Sindschar-Gebirge im Irak sprach die UNO zunächst, doch laut den USA sind es inzwischen "deutlich weniger" Menschen. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel hält eine groß angelegte Evakuierungsaktion deshalb für unwahrscheinlich.
Es ist eine unerwartete Kehrtwende. Ein Team amerikanischer Spezialkräfte habe die Situation auf dem Berg Sindschar bewertet und sei zu dem Schluss gekommen, dass sehr viel weniger Jesiden auf dem Berg ausharrten, als bislang angenommen, hieß es in einer Stellungnahme des Pentagon. Es handele sich nur noch um wenige Tausend Flüchtlinge, und sie seien Dank des Abwurfs von Wasser und Lebensmitteln in besserer Verfassung als erwartet. Eine groß angelegte Evakuierungsaktion sei deshalb nicht mehr wahrscheinlich, so Verteidigungsminister Hagel.
Zuvor hatten die Vereinten Nationen geschätzt, es befänden sich noch mehrere Zehntausende Menschen auf der Flucht vor den ISIS-Extremisten auf dem Bergmassiv im Nordirak.
Keine Rückkehr von amerikanischen Kampftruppen
Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Ben Rhodes, betonte noch einmal, die amerikanischen Militärberater im Nordirak hätten keinen Kampfauftrag, sondern eine humanitäre Mission.
"Das ist die Bedingung, die Präsident Obama gestellt hat: Es soll keine Rückkehr von amerikanischen Kampftruppen in den Irak geben."
Verteidigungsminister Hagel erklärte, Dank der Luftangriffe auf die Terrormiliz hätten Peschmerga-Kämpfer jede Nacht mehrere Tausend Menschen vom Berg Sindschar herunter und in sicheres Gebiet führen können. Der Irak bleibe ein Land in großer Not, so Hagel, aber das sei zumindest eine gute Nachricht.
Zuvor war darüber spekuliert worden, ob eine Luftevakuierung der Flüchtlinge möglich sei. Auch die Sprecherin des Außenministeriums, Marie Harf, erklärte, die amerikanischen Angriffe auf die ISIS-Miliz in der Region seien ein Erfolg.
"Die Luftangriffe in den vergangenen Tagen um den Berg Sindschar herum haben sehr dazu beigetragen, die Situation zu verbessern und die Voraussetzungen für eine Rettung zu schaffen. Die Angriffe auf ISIS dort waren sehr erfolgreich."
"Schnelle Regierungsbildung entscheidend"
Die Obama-Administration setzt unterdessen darauf, dass unter einer neuen Regierung in Bagdad, die eine möglichst breite Koalition ethnischer und religiöser Gruppen abbildet, die irakische Armee wieder kampftauglich werden kann. Die Weigerung des Noch-Ministerpräsidenten Al Maliki, die Rechtmäßigkeit der Nominierung seines Konkurrenten Al Abadi anzuerkennen, spiele nur eine untergeordnete Rolle.
"Wir haben schon öfter solche Rhetorik von Al Maliki gehört. Aber der politische Prozess läuft. Der designierte Premier Al Abadi hat breite Unterstützung und arbeitet an der Regierungsbildung. Angesichts der unglaublichen Bedrohung durch ISIS ist eine schnelle Regierungsbildung entscheidend."
Dann, so die Hoffnung in Washington, könnten die amerikanischen Militärberater effizienter eingesetzt und die militärische Hilfe für Bagdad verstärkt werden.