Flüchtlinge in Portugal

"Die Leute behandeln uns wie Familie"

Ministerbesuch in der Flüchtlingsunterkunft in Penela.
Ministerbesuch in der Flüchtlingsunterkunft in Penela. © imago/Global Images
Von Daniel Sulzmann |
Flüchtlinge haben in Portugal keinen gesetzlichen Anspruch auf direkte Unterstützung, die Hilfe kommt in der Regel von Privatleuten. Mitten auf dem Land, in dem kleinen Ort Penela, bietet nun eine Unterkunft rund 200 Menschen Platz.
Ein kleiner Ort in Portugal. Mitten auf dem Land, in Penela, im Zentrum von Portugal, nicht weit von der berühmten Universitätsstadt Coimbra. Hier sind sie untergebracht. Ein paar Dutzend Flüchtlinge.
Das mehrstöckige Haus hat vergitterte Fenster, aber alles ist renoviert, die Wohnungen großzügig und modern eingerichtet. Neu. Bezahlt von der EU und dem portugiesischen Staat.
Natalja von der Flüchtlingshilfeorganisation "Projekt Frieden" erklärt, was hier auf dem platten Land in Portugal passiert:
"Wir können insgesamt etwa 200 Leute aufnehmen, denn das Projekt ist ausgearbeitet, hat eine Strategie und finanzielle Mittel, eine besondere Infrastruktur, wir können sogar Behinderte aufnehmen oder alleinreisende Minderjährige."

"In Aleppo haben wir den gleichen Ausblick"

Da ist zum Beispiel Fuad aus Aleppo. Der Mann aus der umkämpften und zu großen Teilen zerstörten Stadt im Norden von Syrien war schon mit seiner Familie mit drei Kindern in Ägypten gestrandet, bevor er auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg in seinem Heimatland dann doch nach Portugal kam. Vermittelt vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen. Fuad gefällt es in Portugal.
"Es ist schön hier. In Aleppo in Syrien haben wir den gleichen Ausblick. Wie zuhause!"
Selbst in Portugal mit seinen rund 200 Flüchtlingen denken die Beteiligten darüber nach, wie viele Personen die jeweiligen Gemeinden aufnehmen können. Natalja glaubt aber, bis zu einer gewissen Größenordnung laufe es gut:
"20 Personen ist ja schon viel für einen Ort wie Penela. Aber es ist einfach leichter, hier noch mehr unterzubringen als anderswo. Hier haben wir schon alles am laufen und die nötigen Infrastrukturen. Die Verbindung zu den Schulen klappt, zum Gesundheits- und Sozialsystem. Hier ist alles gut organisiert."

Mit rund 150 Euro pro Woche unterstützt

Die Familien werden von der Hilfsorganisation mit rund 150 Euro pro Woche unterstützt. In Portugal ist das viel Geld. Der Durchschnittslohn beträgt rund 700 Euro im Monat. Und Fuad hat eine Arbeitserlaubnis. Das aber nützt ihm im immer noch krisengebeutelten Portugal nicht viel. Denn Arbeit gibt es im Land kaum, und im kleinen Ort Penela noch weniger. Dabei will der Syrer, der fließend Englisch spricht, unbedingt arbeiten und seine Familie selbst ernähren:
"Es ist alles ok. Eines allerdings macht uns Sorgen, die Arbeit. Denn sie haben uns gesagt, nach neun Monaten müssen wir auf eigenen Füßen stehen."
Was danach wird, weiß niemand. Flüchtlinge haben in Portugal keinen gesetzlichen Anspruch auf direkte Unterstützung, die Hilfe kommt in der Regel von Privatleuten. Der Staat kümmert sich wenig um ihr Schicksal. Portugal als klassisches Auswandererland hat wenig Erfahrung mit Migranten, die dort – wenigstens zeitweise – Schutz suchen.
Die Bevölkerung aber hat mit den Flüchtlingen in Penela kein Problem. So erlebt es zumindest Fuad, wenn er durch die 2000-Seelen-Gemeinde Penela läuft:
"Die Leute behandeln uns wie Brüder, wie Familie. Sie sind sehr gut. Alle in Portugal. Wo immer man hingeht, begrüßen uns alle mit 'olá' und 'boa tarde'."
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