"Die Angst ist der Akzeptanz gewichen"
Als bekannt wurde, dass in dem kleinen Ort Sumte bis zu 1000 Flüchtlinge aufgenommen werden sollen, war die Angst bei den Einwohnern groß. Inzwischen haben sich alle etwas beruhigt - auch weil weniger Flüchtlinge kamen. Ähnlich sieht es im Nachbarort Neuhaus aus.
Assh aus Marokko soll für Siegbert Hell die Flüchtlinge vor der Neuhauser Spendenkammer fragen, ob sie Lust haben, beim Volleyball-Turnier ein Dorf weiter teilzunehmen. Assh spricht Englisch und Arabisch, doch die beiden, die er fragt, sind Iraner und sprechen nur Farsi. Aber der, der nun neugierig dazu tritt, kann Arabisch. Klar machen wir mit, meint er, haben ja nichts anderes zu tun. Und Assh …
"Yes, they say, they don't have anything to do."
… kann Siegbert Hell vermelden: Geht klar.
"Yes, they want to play."
… kann Siegbert Hell vermelden: Geht klar.
"Yes, they want to play."
Die Spendenkammer ist zum Treffpunkt geworden
Drinnen, in der Spendenkammer, die am Samstag um die Mittagszeit ein paar Stunden geöffnet ist, sortiert Katrin Greve zwischen den Metallregalen die Kleiderspenden.
Greve: "Hier kommen halt die Flüchtlinge, um zu schauen, ob es was Neues gibt, das sie gebrauchen können. Das ist schon ein Treffpunkt. Wir bewältigen jede Woche das Chaos. (lacht)"
Hell: "Ja, relativ wichtiger Punkt zur Kommunikation zwischen den Neu-Neuhäusern und auch zu uns. Und auch umgekehrt."
Das mit dem Volleyball-Turnier wäre damit geklärt, Treffen halb zehn an der Tankstelle. 100 Flüchtlinge sind in den alten Plattenbauen aus DDR-Zeiten in Neuhaus untergekommen.
Greve: "Joooh, mittlerweile, so die Namen sich auch ein."
Katrin Greve, Nageldesignerin und Fachfußpflegerin, bekommt auch in der Woche - in Anführungsstrichen - "Fremden"-Besuch in ihrem Studio.
Greve: "Hier kommen halt die Flüchtlinge, um zu schauen, ob es was Neues gibt, das sie gebrauchen können. Das ist schon ein Treffpunkt. Wir bewältigen jede Woche das Chaos. (lacht)"
Hell: "Ja, relativ wichtiger Punkt zur Kommunikation zwischen den Neu-Neuhäusern und auch zu uns. Und auch umgekehrt."
Das mit dem Volleyball-Turnier wäre damit geklärt, Treffen halb zehn an der Tankstelle. 100 Flüchtlinge sind in den alten Plattenbauen aus DDR-Zeiten in Neuhaus untergekommen.
Greve: "Joooh, mittlerweile, so die Namen sich auch ein."
Katrin Greve, Nageldesignerin und Fachfußpflegerin, bekommt auch in der Woche - in Anführungsstrichen - "Fremden"-Besuch in ihrem Studio.
Auf der Straße: Viel mehr Leben, viel mehr Freundlichkeit
Greve: "Ab und zu kommen sie mal mit dem Fahrrad vorbei, sagen einfach Hallo, setzen sich hin. War auch schon, dass jemand Kaffee getrunken hat und einfach nur … oder wenn sie Probleme haben. Wenn irgendwas ist, mal fragen, ich brauch mal das oder das."
Das Straßenbild von Neuhaus, meint Katrin Greve, hat sich verändert.
Greve: "Ja, viel mehr Leben, viel mehr Freundlichkeit, die strahlen auch eine andere Freundlichkeit aus."
Wiltrud Tewes: "Helfen tut gut, das ist so meine Devise. Als die Flüchtlinge kamen – alle waren in Aufregung –habe ich gesagt, lasst sie doch erst einmal ankommen. Und dann sehen wir weiter."
Wiltrud Tewes hat das Elektrogeschäft hinter der Neuhauser Kirche. Als November 2015 das Camp im vier Kilometer entfernten Sumte öffnete, stieg sie in die Flüchtlingsarbeit ein:
Tewes: "Wir haben den Flüchtlingen von Anfang an geholfen, ihre Handys, ihre ausländischen Handys mit deutschen Karten in Betrieb zu nehmen. Dazu mussten Einstellungen vorgenommen werden, die hätten sie alleine gar nicht hinbekommen."
Das Straßenbild von Neuhaus, meint Katrin Greve, hat sich verändert.
Greve: "Ja, viel mehr Leben, viel mehr Freundlichkeit, die strahlen auch eine andere Freundlichkeit aus."
Wiltrud Tewes: "Helfen tut gut, das ist so meine Devise. Als die Flüchtlinge kamen – alle waren in Aufregung –habe ich gesagt, lasst sie doch erst einmal ankommen. Und dann sehen wir weiter."
Wiltrud Tewes hat das Elektrogeschäft hinter der Neuhauser Kirche. Als November 2015 das Camp im vier Kilometer entfernten Sumte öffnete, stieg sie in die Flüchtlingsarbeit ein:
Tewes: "Wir haben den Flüchtlingen von Anfang an geholfen, ihre Handys, ihre ausländischen Handys mit deutschen Karten in Betrieb zu nehmen. Dazu mussten Einstellungen vorgenommen werden, die hätten sie alleine gar nicht hinbekommen."
"Jeder hat gedacht, die kommen und klauen hier"
Auch ein Weg, sich Fremden anzunähern.
Tewes: "Also, es war anfangs ganz anders. Jeder hat gedacht, oh, die kommen und klauen hier. Das war wirklich das, das Allerschlimmste. Und das hat sich heute denk' ich, größtenteils gelegt. Die meisten Flüchtlinge benehmen sich hier ganz normal und werden hier angenommen."
Neuhaus, Samstag, gegen 15 Uhr. Im "Haus des Gastes" stapelt sich auf den Tellern der Butterkuchen. Migranten-Volleyball-Coach Siegbert Hell gießt Kaffee ein.
Hell: "Wir sind hier zu Gast und dürfen hier alle vier Wochen unser 'Kaffee miteinander' - so nennen wir das - veranstalten."
Im Garten in der Sonne sitzen an den Tischen an die 30 Einheimische und Migranten.
Holger Hogelücht: "Die ersten Male wurde noch ein bisschen gefremdelt."
Holger Holgelücht betreibt "Das Haus des Gastes".
Hogelücht: "Irgendwann fing es an so … so sich zu mischen, indem der eine sich mal hier, der eine sich mal da hinsetzte. Das hat sich auch schon positiv im Verständnis ausgewirkt."
Tewes: "Also, es war anfangs ganz anders. Jeder hat gedacht, oh, die kommen und klauen hier. Das war wirklich das, das Allerschlimmste. Und das hat sich heute denk' ich, größtenteils gelegt. Die meisten Flüchtlinge benehmen sich hier ganz normal und werden hier angenommen."
Neuhaus, Samstag, gegen 15 Uhr. Im "Haus des Gastes" stapelt sich auf den Tellern der Butterkuchen. Migranten-Volleyball-Coach Siegbert Hell gießt Kaffee ein.
Hell: "Wir sind hier zu Gast und dürfen hier alle vier Wochen unser 'Kaffee miteinander' - so nennen wir das - veranstalten."
Im Garten in der Sonne sitzen an den Tischen an die 30 Einheimische und Migranten.
Holger Hogelücht: "Die ersten Male wurde noch ein bisschen gefremdelt."
Holger Holgelücht betreibt "Das Haus des Gastes".
Hogelücht: "Irgendwann fing es an so … so sich zu mischen, indem der eine sich mal hier, der eine sich mal da hinsetzte. Das hat sich auch schon positiv im Verständnis ausgewirkt."
Die Angst ist der Akzeptanz gewichen
Bei den Bürgerversammlungen wegen des Camps in Sumte war im Herbst 2015 nicht nur da sondern auch in Neuhaus die Angst vor den Flüchtlingen groß. Jetzt, wo immer weniger Flüchtlinge nach Sumte kommen, ist in der Gemeinde in der Niederelbtalaue die Angst der Akzeptanz gewichen, sagt Holger Hogelücht.
"Jetzt ist es aber so, dass die Leute sagen, ach, jetzt sind da nur so wenige Flüchtlinge. Und was ist denn eigentlich, wenn das im Oktober geschlossen wird, das wäre ja schade. Natürlich: Arbeitsplätze. Sumte gehört ja momentan hier zu den größten Arbeitgebern."
Natürlich haben einige Bürger weiter Ressentiments gegen die Fremden, Hogelücht macht sich keine Illusionen.
"Die haben wir immer noch, das lässt sich nicht wegdiskutieren. Das lässt sich nicht wegleugnen, dass Leute da gewisse Sorgen haben. So nach dem Motto: Na ja, jetzt war ja Winter, und jetzt ist alles gut, aber wehe, da ist Sommer und die laufen alle draußen rum. Wer weiß, was die dann machen. Solche Ressentiments gibt es auch. Das kann man nicht wegleugnen. Es ist ja keine heile Welt."
Aber sollte Sumte geschlossen werden, würden nicht nur die Arbeitsplätze fehlen:
Hogelücht: "Man sieht zum Beispiel Frauen mit Kopftuch herumlaufen. Man sieht Schwarze herumlaufen, was man vorher überhaupt nicht gesehen hat. Dann haben sich dann auch Kontakte zwischen den Leuten – man sieht das ja auch hier beim Kaffee –ergeben. Dass man doch bei einigen Leuten merkt, so schrecklich ist das mit den Leuten gar nicht."
Wiltrud Tewes stimmt zu.
"Jetzt ist es aber so, dass die Leute sagen, ach, jetzt sind da nur so wenige Flüchtlinge. Und was ist denn eigentlich, wenn das im Oktober geschlossen wird, das wäre ja schade. Natürlich: Arbeitsplätze. Sumte gehört ja momentan hier zu den größten Arbeitgebern."
Natürlich haben einige Bürger weiter Ressentiments gegen die Fremden, Hogelücht macht sich keine Illusionen.
"Die haben wir immer noch, das lässt sich nicht wegdiskutieren. Das lässt sich nicht wegleugnen, dass Leute da gewisse Sorgen haben. So nach dem Motto: Na ja, jetzt war ja Winter, und jetzt ist alles gut, aber wehe, da ist Sommer und die laufen alle draußen rum. Wer weiß, was die dann machen. Solche Ressentiments gibt es auch. Das kann man nicht wegleugnen. Es ist ja keine heile Welt."
Aber sollte Sumte geschlossen werden, würden nicht nur die Arbeitsplätze fehlen:
Hogelücht: "Man sieht zum Beispiel Frauen mit Kopftuch herumlaufen. Man sieht Schwarze herumlaufen, was man vorher überhaupt nicht gesehen hat. Dann haben sich dann auch Kontakte zwischen den Leuten – man sieht das ja auch hier beim Kaffee –ergeben. Dass man doch bei einigen Leuten merkt, so schrecklich ist das mit den Leuten gar nicht."
Wiltrud Tewes stimmt zu.
"Neuhaus hat sich verändert. Es hat die ganze Gemeinde belebt. Ich finde, es ist eine Bereicherung."