Flüchtlingsdebatte

"Wir sprechen über Menschen"

Die dänische Schriftstellerin Janne Teller auf der Frankfurter Buchmesse
Die dänische Schriftstellerin Janne Teller © dpa / picture alliance / Marc Tirl
Die dänische Schriftstellerin Janne Teller kritisiert die westliche Handelspolitik, die maßgeblich zu der aktuellen Flüchtlingskrise beigetragen habe. Gleichzeitig plädiert sie dafür, die Angst vor Flüchtlingen ernst zu nehmen.
Die dänische Schriftstellerin Janne Teller hat mit ihrem Flüchtlingsbuch "Krieg: Stell dir vor, er wäre hier" viele Menschen nachdenklich gemacht. Im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur betonte sie, wie wichtig es sei, bei der Debatte um Flüchtlinge aus Afrika immer wieder daran zu erinnern, "dass wir über Menschen sprechen". Nur so könne gute Flüchtlingspolitik gemacht werden.
Jedem Menschen könne es passieren, dass er die Kontrolle über sein eigenes Leben verliert und sein Land verlassen muss. Die "Flüchtlingskrise" gebe es laut Teller vor allem deshalb, weil der Westen versäumt habe, die ärmeren Länder reicher zu machen. "Unsere Handelspolitik ist nicht fair", führte sie aus.
"Wir unterstützen diktatorische Regime, vor denen die Leute flüchten".
"Die Leute ernst nehmen, die Angst haben"
Die zentrale Frage sei: "Haben die Leute eine Möglichkeit auf eine Zukunft zuhause - oder haben sie diese nicht?" Erst wenn Menschen keine Zukunft haben, werden sie zu Flüchtlingen.
Auf die Frage, wie man die Akzeptanz für Flüchtlinge in der Bevölkerung erhöhen könne, sagte Teller:
"Wir haben eine globalisierte Welt, wir haben eine multikulturelle Welt - und das wird sich nicht verändern."
Aber man müsse auch "die Leute ernst nehmen, die Angst haben".
Man könne nicht sagen: "Alle Menschen, die Angst vor Flüchtlingen haben, sind schlechte Leute". Das helfe niemandem. Stattdessen müsse analysiert werden, woher die Angst komme. Vor allem die Wirtschaftskrisen der vergangenen Jahre hätten den Rechtspopulisten zugespielt.
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