"Die am stärksten verfolgte Minderheit der Welt"
8000 Flüchtlinge, größtenteils muslimische Rohingya aus Myanmar, treiben in Booten auf dem Meer - und keiner will sie aufnehmen. Dabei wäre es eine "leichte Aktion", meint Werner Strahl und fordert internationalen Druck auf die Anrainerstaaten.
Nicht nur im Mittelmeer spielen sich derzeit Flüchtlingsdramen ab. Auch auf den Meeren in Südostasien treiben Boote, in denen Flüchtlinge auf Rettung warten, zum Teil schon seit Wochen. Fast überall werden sie abgewiesen. Die meisten der Flüchtlinge gehören der muslimischen Minderheit der Rohingya im buddhistischen Myanmar an.
Die Rohingya seien dort völlig rechtlos und bekämen nicht einmal die Staatsbürgerschaft. Ihre Situation sei dramatischer als die der Flüchtlinge auf dem Mittelmeer, sagt Werner Strahl, Kinderarzt und Vorstandsvorsitzender der Hilfsorganisation Cap Anamur. Nicht nur müssten die Flüchtlinge viel Geld bezahlen, um auf die brüchigen Boote zu kommen. "Sondern sie werden noch vergewaltigt, sie werden entführt, sie werden als Sklaven verkauft."
Internationaler Druck ist notwendig
Angesichts der dramatischen Situation der Bootsflüchtlinge in Südostasien fordert Strahl internationalen Druck auf die südostasiatischen Staaten, die den Flüchtlingen die Aufnahme verweigerten. 8000 Flüchtlinge müsste für die bevölkerungsreichen Anrainerstaaten, die sich alle im wirtschaftlichen Wachstum befänden, eine "leichte Aktion" sein, so der Cap-Anamur-Chef.
Auch auf Myanmar müsse Druck ausgeübt werden, um die Fluchtgründe für die Rohingya zu beseitigen. Diese müssten zuallererst die Staatsbürgerschaft erhalten. In Bangladesch, wohin viele Rohingya geflohen seien, würden diese ebenfalls unterdrückt und diskriminiert, beklagt Strahl. "Es ist nach Meinung der Vereinten Nationen die am stärksten verfolgte Minderheit auf der Welt."