Reiche Golfstaaten zunehmend in der Kritik
Zwar stellen die Golfstaaten finanzielle Mittel zur Verfügung, doch haben die Ölscheichs im Gegensatz zu Jordanien, Libanon und Ägypten ihre Grenzen für Flüchtlinge nahezu dicht gemacht. Aus Angst vor militanten Islamisten vermeiden sie Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien.
Keinen einzigen Platz haben die Monarchien und Emirate am Golf für die Umsiedlung von syrischen Flüchtlingen angeboten, klagt Amnesty International, und nennt das ein beschämendes Verhalten. Ganz so hart will Anwar Sadat, der Neffe des früheren ägyptischen Präsidenten, nicht urteilen. Doch gegenüber dem ARD-Hörfunk in Kairo ist auch er der Meinung, dass die reichen Golfstaaten die Flüchtlinge im Stich lassen.
"Als arabische Staaten haben wir nicht genug getan. Muslimische Glaubensbrüder müssten doch für die Flüchtlinge eintreten, ihnen Hilfe zukommen lassen, indem man sie aufnimmt und ihnen die nötigen Mittel zur Verfügung stellt."
Aus der religiösen Nähe und ihrem Reichtum müsste sich für die Golfstaaten geradezu eine Verpflichtung ergeben, den Syrern Zuflucht zu bieten, meint der Politiker. Im Gegensatz zu Jordanien, Libanon und Ägypten haben die Ölscheichs ihre Grenzen aber nahezu dichtgemacht für Flüchtlinge. Saudi-Arabien zum Beispiel, das in den ersten Kriegsjahren Hundertausende Syrer noch ins Land gelassen hat als Gastarbeiter, erteilt solche Arbeitsvisa kaum noch. Die Empörung darüber macht sich vor allem in sozialen Netzwerken Luft, erst recht, seit die Fernsehsender Al Jazeera und Al Arabija die Bilder vom freundlichen Empfang der Flüchtlinge in Deutschland zeigen. Arabische Brüder und Schwestern werden schmählich verraten, heißt es da etwa. Vorwürfe, die Nabil Al Araby zurückweist, der Generalsekretär der Arabischen Liga.
"Die Kuwaitis haben anderen Ländern mit Millionensummen geholfen. In Saudi-Arabien arbeiten auch Syrer. Und die Vereinigten Arabischen Emirate haben 7-Sterne-Flüchtlingslager in Jordanien errichtet und auch im Libanon."
In Katar laufen Spendenaktionen, Saudi-Arabien hat einen Nothilfefonds gegründet. Kuwait ist einer der wichtigsten Geldgeber des Flüchtlingshilfswerks der UNO, zahlt aber nicht so viel wie etwa die USA oder Japan. Die Golfstaaten schotten sich ab, so erklären es Experten, weil sie Angst haben, unter den Flüchtlingen könnten auch militante Islamisten sein oder, für die autoritären Regime auch schlimm, Menschen mit liberalen Vorstellungen. Die Aufnahme der Syrer kann keine dauerhafte Lösung sein, wird in Riad oder Abu Dhabi argumentiert. Für den Ägypter Anwar Sadat sind das Ausflüchte.
"Wir können es nicht den Europäern überlassen, das Flüchtlingsproblem zu lösen. Wir als arabische Staaten müssten uns um eine Lösung bemühen. Die EU sollte ein Treffen einberufen, mit dem Golfkooperationsrat, mit den Golfstaaten. Die haben die Mittel, die haben den Einfluss, die haben das Geld."
Geld, das Saudi Arabien laut einer libanesischen Zeitung als Flüchtlingshilfe auch in Deutschland ausgeben - für den Bau von 200 Moscheen.