Flug MH17

Obduktion der Leichen könnte Hinweise auf Absturzursache liefern

Hinter Trümmern tragen zwei ukrainische Arbeiter eine Bahre, auf der ein abgedecktes Todesopfer liegt.
Ukrainische Arbeiter tragen die Leiche eines Absturzopfers vom Unglücksort weg. © picture alliance / dpa / Igor Kovalenko
Rechtsmediziner Rüdiger Lessig im Gespräch mit Marianne Allweiss und André Hatting |
Fast alle Opfer des Flugzeugabsturzes in der Ukraine sind geborgen. Nun sollen die Leichen in den Niederlanden identifiziert werden. Wie der Rechtsmediziner Rüdiger Lessig sagt, könnte die Obduktion auch Hinweise auf die Absturzursache liefern.
Bereits am Mittwoch sollen die ersten Opfer des Flugzeugabsturzes in der Ostukraine in den Niederlanden eintreffen. Das kündigte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte am Dienstag in Den Haag an. Ein Transportflugzeug steht bereits am Flughafen von Charkow in der Ukraine, wo der Zug mit den Leichen angekommen war. Nach einer ersten Untersuchung dort sollen alle Opfer in Phasen nach Eindhoven unweit der deutschen Grenze ausgeflogen und dann in den Niederlanden identifiziert werden.
Obduktion könnte auch Informationen zum Flugzeugabsturz liefern
Rüdiger Lessig, Professor für Rechtsmedizin am Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Halle/Saale, geht davon aus, dass die Identifizierung der Leichen unter Umständen "sehr lange" dauern könnte. Dabei werde ein international standardisiertes Verfahren angewandt, das zwischen primären und sekundären Identifizierungsmerkmalen unterscheide, sagte Lessig am Dienstag im Deutschlandradio Kultur. Zu den primären Merkmalen gehörten die DNA, die Fingerabdrücke und der Zahnstatus der Verstorbenen. Sekundäre Merkmale seien vor allem Dinge, die man im Umfeld der Leichen gefunden habe, wie zum Beispiel Pässe und Scmuck.
Auch die Todesursache könne bei einem entsprechenden Auftrag näher bestimmt werden. Unter bestimmten Umständen ließe sich dann auch etwas zur Ursache des Absturzes sagen, beispielsweise "wenn kleinere Partikel bei der Explosion das Flugzeug durchdringen, die dann auch in den Leichen wiedergefunden werden könnten", sagte Lessig, der im Jahr 2004 an der Identifizierung der Tsunami-Opfer beteiligt war.
Niederlande leiten Untersuchung zu Absturzursache
Die Niederlande haben inzwischen auch die Leitung der internationalen Untersuchung zur Absturzursache von Flug MH17 übernommen. Dies sei auf Ersuchen der ukrainischen Regierung geschehen, teilte Rutte mit. Niederländische Experten sollten nun so schnell wie möglich die Absturzstelle untersuchen. Ziel sei die "restlose Aufklärung", sagte Rutte.
Priorität habe zunächst, die noch nicht gefundenen Leichen und das persönliche Eigentum der Opfer zu bergen. Wie viele der 298 Opfer bisher nach Charkow gebracht wurden, sei unklar. Nach unbestätigten Berichten waren die Überreste von 282 Opfern in dem Zug, der am Dienstag aus dem Katastrophengebiet in Charkow eingetroffen war. Um die Identifizierung der Opfer zu beschleunigen, hatten sich die Niederlande für einen Transport in Phasen entscheiden. "Wir wollen das so gut wie möglich und so schnell wie möglich machen", sagte Rutte.
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