Mehr zum "Theaterpodcast"
Einmal im Monat greift Der Theaterpodcast die wichtigen Debatten rund um das Theater und seine Macher und Macherinnen auf. Über die Kunst und den Betrieb, in dem immer noch zu wenig Frauen das Sagen haben, sprechen zwei Theaterredakteurinnen, Susanne Burkhardt vom Deutschlandfunk-Kultur-Theatermagazin Rang 1 und Elena Philipp vom Online-Portal nachtkritik.de.
Auszüge aus dem Theaterpodcast sendet Deutschlandfunk Kultur an jedem dritten Samstag im Monat im Theatermagazin Rang 1. Hier geht’s zum Theaterpodcast des Monats August.
Die Stimmen: Susanne Burkhardt studierte Kulturwissenschaft, Betriebswirtschaft und Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin und in London (Middlesex University). Sie ist Diplom-Medienberaterin und begann ihre Radio-Karriere als Hörspielregieassistentin beim Sender Freies Berlin (später RBB). Nach einem Volontariat beim Deutschlandradio ist sie seit 2001 Redakteurin, Autorin und Moderatorin beim Deutschlandfunk Kultur ("Fazit", "Rang 1 – Das Theatermagazin").
Elena Philipp studierte in Freiburg Politik und Soziologie, entschied sich nach einer Regiehospitanz aber für ein Studium der Theater-, Film und Literaturwissenschaft in Berlin. Dort arbeitete sie für Tanzfestivals, gründete ein Literaturmagazin und ein Text-Ton-Festival mit und etablierte beim Literaturwettbewerb Open Mike das Livebloggen. Seit 2006 schreibt sie für Tageszeitungen und Fachmedien über Theater und Tanz. 2017 wurde sie Redakteurin beim Online-Theaterfeuilleton nachtkritik.de.
"Siegreich" und "schiffbrüchig"
36:17 Minuten
Was steckt hinter der Theaterkrise in Wuppertal und den Vorwürfen gegen Jan Fabre? Warum sind die Arbeiten des Regisseurs Jürgen Gosch so unvergesslich? Im September-Theaterpodcast schauen wir auf "siegreiche" und "schiffbrüchige" Theatermacher.
Nach nur einem Amtsjahr fristlos gekündigt wurde im Juli 2018 die Intendantin des Tanztheaters Wuppertal, Adolphe Binder. Warum? Was war passiert, dass die international strahlkräftige Institution der 2009 verstorbenen Tanztheater-Erfinderin Pina Bausch derart in die Krise stürzen konnte? Letztlich unklar sind die Kündigungsgründe; auch der Vorfall als Ganzes ist bislang nur vage nachvollziehbar.
Mit der Tanzkritikerin Dorion Weickmann sprechen Susanne Burkhardt und Elena Philipp in Folge 8 des Theaterpodcasts über die Leitungsquerelen in Wuppertal. Außerdem geht es in der September-Ausgabe 2018 um Machtmissbrauchsvorwürfe gegenüber dem Choreographen und Regisseur Jan Fabre – und um das (Schauspiel-)Theater von Jürgen Gosch, der dieses Jahr 75 Jahre alt geworden wäre.
Theater vor dem Arbeitsgericht
Von den "Wuppertaler Wirren" schrieb Dorion Weickmann, als die angestrebte Kündigung Adolphe Binders öffentlich wurde. Zeitgleich mit der Beiratssitzung des Tanztheaters war – offenbar aus der Geschäftsführung – einzelnen Zeitungen die Liste mit Vorwürfen gegenüber Adolphe Binder zugespielt worden. Die Intendantin habe keinen Spielplan für die kommende Saison vorgelegt und immer wieder eigenmächtig gehandelt, sogar von Mobbing war zu lesen. Öffentlich wurde ein länger schwelendes Zerwürfnis, das die Lokalpresse zuspitzt auf das Kürzel "Binder vs. Stadt". Hintergründe zum Vorfall trägt der September-Podcast zusammen. In Wuppertal geht die Auseinandersetzung in die nächste Runde: das Arbeitsgericht wird sich mit den Umständen von Adolphe Binders Entlassung befassen.
Offener Brief gegen Einschüchterung und Erniedrigung
Auch der Fall Jan Fabre wird gerichtlich verhandelt. Dem belgischen Multikünstler und seiner Kompanie Troubleyn warfen 20 Tänzerinnen und Tänzer in einem Offenen Brief Einschüchterung, öffentliche Erniedrigung und sexuelle Übergriffigkeit vor. "No sex, no solo", sei eine gängige Besetzungspraxis des Choreographen, Regisseurs und bildenden Künstlers Fabre gewesen. Im Offenen Brief zeichnet sich das bisweilen noch gängige (Zerr-)Bild des geniehaften, grenzüberschreitenden Künstlers ab. Er kündet aber auch von einem neuen Selbstbewusstsein der Ausführenden, die sich nicht mehr zu bloßen Instrumenten des Choreographen machen möchten. Sind diese Emanzipationsbestrebungen tragfähig? Wie wären sie nachhaltig zu verankern? Darüber diskutieren Susanne Burkhardt und Elena Philipp mit ihrem Studiogast Dorion Weickmann.
Einblicke in die Arbeitspraxis von Regisseur Jürgen Gosch
Dass großartiges Theater auch im arbeitsrechtlichen Rahmen entstehen kann, bewies Jürgen Gosch. Der 2009 verstorbene Regisseur ermutigte Schauspielerinnen und Schauspieler zu wahrhaftigen Darstellungen, forderte dabei auch viel, wahrte aber Respekt vor den privat-persönlichen Grenzen. Ansichtig wird das in Probenmitschnitten eines Dokumentarfilms, der Gosch anlässlich seines 75. Geburtstags würdigt. Was machte Gosch als Regisseur einzigartig? Worin liegt der Kern seiner Kunst? Ikonischen Inszenierungen aus den letzten fünf Jahren seines Schaffens wie "Macbeth", "Onkel Wanja" oder "Idomeneus" widmet sich Folge 8 des Theaterpodcasts.