Folgen der Pandemie

Corona wirft Gleichberechtigung von Frauen um Jahre zurück

06:37 Minuten
Eine Mutter hilft ihren beiden Töchtern zu Hause beim Lernen, ein Mädchen ist im Videounterricht mit ihrer Klasse.
In vielen Familien helfen vor allem die Mütter bei den Schulaufgaben ihrer Kinder. © picture-alliance / Jochen Tack
Jenny Friedrich-Freksa im Gespräch mit Anke Schaefer |
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Die Corona-Pandemie beschert vielen Frauen echte Rückschritte in der Gleichstellung, besagt eine Studie des Wieltwrtschaftsforums. Die Journalistin Jenny Friedrich-Freksa wünschte sich, dass Rollenbilder stärker ins Wanken kommen.
Die Gleichberechtigung von Frauen werde in der Corona-Pandemie um Jahrzehnte zurückgeworfen, heißt es in einer aktuellen Studie des Weltwirtschaftsforums. Erst in 136 Jahren könne man eine Gleichstellung erleben. Auch Deutschland schneidet dabei schlecht ab.
Die Ergebnisse zeigten, dass die meisten Frauen heute nicht mehr während hrer Lebenszeit mit einer echten Gleichstellung rechnen könnten, sagt die Journalistin Jenny Friedrich-Freksa, Chefredakteurin der Zeitschrift "Kulturaustausch".


Sie selbst mache in ihrer Redaktion die Erfahrung, wie schwer es sei, Kinderbetreuung und Arbeit zu vereinbaren. "Ich sehe das bei zwei Redakteurinnen, die beide drei Kinder haben, das ist echt volles Programm", so Friedrich-Freksa. "Da kann man auch nicht davon ausgehen, dass die genauso konzentriert arbeiten können, wie das sonst der Fall ist und ihre Männer wahrscheinlich auch nicht."
Porträt der Kulturjournalistin Jenny Friedrich-Freksa
Die Journalistin Jenny Friedrich-Freksa kennt die Probleme von Vereinbarkeit von Beruf und Familie aus der eigenen Redaktion. © Max Lautenschläger
Sie bemühe sich da andere Lösungen zu finden, aber das sei bei fest getakteten Arbeitsabläufen nicht so leicht. Viele arbeiteten gerade unter den schwierigen Herausforderungen Familie und Beruf zusammenzubringen und flexibler zu werden. "Gleichzeitig finde ich das gut, dass man daran erinnert wird, dass das zusammengehört für alle Menschen."

Wirkungsmacht der Rollenbilder

Dass die Familienarbeit meist an den Frauen hängen bleibe, würde Friedrich-Freksa so nicht sagen. Sie kenne zwar die Studien, aber eben auch viele Männer, die ebenfalls sehr beansprucht würden durch Familie und Beruf. Dennoch sei sie erstaunt, wie stark Rollenbilder sich immer noch auswirkten.

Die Journalistin sagt, sie wünsche sich, dass mehr Männer auch in sozialen Berufen tätig würden. Warum sollen nicht mehr Männer Senioren pflegen? Warum sollen nicht mehr Männer Kinder betreuen?" Sie fände es gut, dazu mal eine Kampagne zu starten, um das Bild aufzuweichen, dass die Frauen das Betreuungspersonal seien.
(gem)

Die Journalistin Jenny Friedrich-Freksa, geboren 1974 in Berlin, studierte Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste Berlin. Nach Auslandsaufenthalten in Paris, Genf und Rom arbeitete sie mehrere Jahre für die "Süddeutsche Zeitung" in München. Seit 2005 ist sie Chefredakteurin der Zeitschrift "Kulturaustausch" in Berlin. Herausgeber des monatlich erscheinenden Magazins ist das Institut für Auslandsbeziehungen.


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