Wenn der Spekulant die Krankenschwester vertreibt
Die Versorgung kranker Kinder könne nicht mehr gewährleistet werden, warnen Ärzte in München. Denn: Weil sich Pflegekräfte keine Wohnung leisten können, gibt es zu wenig Personal. Auch Busfahrer, Polizisten oder Erzieherinnen verlassen die Stadt.
Susanne Knorr war jahrelang als Krankenschwester am Münchner Klinikum Rechts der Isar tätig. Vor einigen Monaten wechselte sie nach Augsburg. Nicht aus beruflichen Gründen, sondern wegen der Miete.
Knorr: "Ich find’s schon krass, also ich find’s frech. Man arbeitet ja für eine Wohnung, es ist ja nicht so, dass wir das geschenkt haben wollen. Ich bin seit ich 17 bin Krankenschwester, man ist immer für andere da, man möchte aber auch einfach so Grundbedürfnisse haben."
Susanne Knorr verdient knapp 2000 Euro netto. Weil sie zusammen mit ihrem Partner eine größere Wohnung brauchte, zogen die beiden in die Nähe von Augsburg. In München habe sich nichts Passendes aufgetan.
Knorr: "Wir haben schon gesucht, circa ein Jahr, haben uns nicht stadtteilspezifisch festgelegt. Aber irgendwann will man halt auch weiterkommen, weil die Wohnung, das waren zwei Zimmer. Der Sohn von meinem Partner kam die Wochenenden. Es ist halt ein großer, offener Wohnbereich gewesen und ein abgeschlossenes Zimmer, das heißt zu eng."
Knorr: "Ich find’s schon krass, also ich find’s frech. Man arbeitet ja für eine Wohnung, es ist ja nicht so, dass wir das geschenkt haben wollen. Ich bin seit ich 17 bin Krankenschwester, man ist immer für andere da, man möchte aber auch einfach so Grundbedürfnisse haben."
Susanne Knorr verdient knapp 2000 Euro netto. Weil sie zusammen mit ihrem Partner eine größere Wohnung brauchte, zogen die beiden in die Nähe von Augsburg. In München habe sich nichts Passendes aufgetan.
Knorr: "Wir haben schon gesucht, circa ein Jahr, haben uns nicht stadtteilspezifisch festgelegt. Aber irgendwann will man halt auch weiterkommen, weil die Wohnung, das waren zwei Zimmer. Der Sohn von meinem Partner kam die Wochenenden. Es ist halt ein großer, offener Wohnbereich gewesen und ein abgeschlossenes Zimmer, das heißt zu eng."
Trotz Prämien: Krankenschwestern verlassen die Stadt
Die Landeshauptstadt München sucht dringend Pflegekräfte – lockt sogar mit Prämien. Das städtische Klinikum bietet für einen neuen Mitarbeiter bis zu 8000 Euro. Kinderkrankenhäuser müssen inzwischen regelmäßig Notfälle abweisen, weil sie wegen fehlender Pflegekräfte die Patienten nicht betreuen können. Ärzte schlagen Alarm: Die Grundversorgung kranker Kinder sei nicht mehr gewährleistet – man steuere, so wörtlich, auf eine "Katastrophe" zu. Und in einer solchen Situation wandern Krankenschwestern wie Susanne Knorr ab, weil sie keine bezahlbare Wohnung finden. Die Münchner Sozialreferentin Dorothee Schiwy sagt:
"Das ist natürlich das größte Dilemma, auf das wir im Moment großes Augenmerk haben müssen. Denn München wird als Stadt auch nicht funktionieren, wenn wir nicht eine Wohnbevölkerung haben, die auch das Dienstleistungsgewerbe abdeckt. Meine Horrorvision ist die Vorstellung, dass hier nur noch Zweitwohnungen von reichen Menschen aus London oder New York existieren, und unsere eigentliche Bevölkerung irgendwo in der Peripherie wohnen muss, weil sie sich München nicht mehr leisten kann."
Schon jetzt liegen die Mieten bei durchschnittlich 16 Euro pro Quadratmeter, das sind fast 1300 Euro kalt für 80 Quadratmeter. Ein kleines Reihenmittelhaus kostet mehr als 2000 Euro Miete im Monat. Viele Münchner geben längst mehr als die Hälfte ihres Einkommens fürs Wohnen aus, Fachleute empfehlen höchstens ein Drittel. Inzwischen ziehen sogar 40-Jährige in WGs, weil sie sich allein nichts leisten können. Die Preise sind in den vergangenen Monaten und Jahren immer weiter gestiegen. Das liegt unter anderem daran, dass so viele Menschen zuziehen: München wächst jährlich um fast 30.000 Einwohner – das entspricht der Größe einer Kleinstadt, sagt Sozialreferentin Schiwy:
"Dieser Trend ist auch dadurch geprägt, dass gerade Zugereiste oft hohe Einkommen erzielen bei großen Münchner Wirtschaftsunternehmen und auch Mietpreise damit bestimmen. Das ist natürlich für den alteingesessenen Münchner, nehmen wir eine alte Dame, die ihre Wohnung verliert, eine ganz schwierige Situation. Sie muss mit einem Konkurrenten umgehen, der locker das Dreifache an Finanzmitteln zur Verfügung hat als sie selbst. Da geraten wir jetzt in ein Ungleichgewicht."
Schon jetzt liegen die Mieten bei durchschnittlich 16 Euro pro Quadratmeter, das sind fast 1300 Euro kalt für 80 Quadratmeter. Ein kleines Reihenmittelhaus kostet mehr als 2000 Euro Miete im Monat. Viele Münchner geben längst mehr als die Hälfte ihres Einkommens fürs Wohnen aus, Fachleute empfehlen höchstens ein Drittel. Inzwischen ziehen sogar 40-Jährige in WGs, weil sie sich allein nichts leisten können. Die Preise sind in den vergangenen Monaten und Jahren immer weiter gestiegen. Das liegt unter anderem daran, dass so viele Menschen zuziehen: München wächst jährlich um fast 30.000 Einwohner – das entspricht der Größe einer Kleinstadt, sagt Sozialreferentin Schiwy:
"Dieser Trend ist auch dadurch geprägt, dass gerade Zugereiste oft hohe Einkommen erzielen bei großen Münchner Wirtschaftsunternehmen und auch Mietpreise damit bestimmen. Das ist natürlich für den alteingesessenen Münchner, nehmen wir eine alte Dame, die ihre Wohnung verliert, eine ganz schwierige Situation. Sie muss mit einem Konkurrenten umgehen, der locker das Dreifache an Finanzmitteln zur Verfügung hat als sie selbst. Da geraten wir jetzt in ein Ungleichgewicht."
Auf die Schnelle gibt es keine Lösungen
Den starken Zuzug gebe es erst seit etwa acht Jahren, deshalb will Schiwy nicht von langfristigem Planungsversagen sprechen. Nur: Die jetzigen Probleme lassen sich kaum auf die Schnelle lösen, denn neue Wohnungen zu bauen dauert Jahre. Und mit der Verantwortung ist das so eine Sache: Berlin macht die Miet-Gesetze, die Bauordnung ist Ländersache, planen tut die Stadt. Die will nun nicht als alleiniger Buhmann dastehen, obwohl sie natürlich von hohen Steuereinnahmen profitiert.
Schiwy: "Wir müssen aus diesen Gewerbesteuer-Einnahmen schon jede Menge Dinge finanzieren. Da wird erwartet: Öffentlicher Nahverkehr, Stromversorgung, Müllentsorgung, Wasserzufuhr, Kulturangebote, Kindertagesstätten und Schulen. Und dann sollen wir auch noch dafür sorgen, dass jeder, der zuzieht, eine Wohnung hat, das empfinde ich persönlich als ungerecht."
Schiwy: "Wir müssen aus diesen Gewerbesteuer-Einnahmen schon jede Menge Dinge finanzieren. Da wird erwartet: Öffentlicher Nahverkehr, Stromversorgung, Müllentsorgung, Wasserzufuhr, Kulturangebote, Kindertagesstätten und Schulen. Und dann sollen wir auch noch dafür sorgen, dass jeder, der zuzieht, eine Wohnung hat, das empfinde ich persönlich als ungerecht."
Wie verhält es sich also mit dem Wunsch, dort zu wohnen, wo man arbeitet? Manuela Jahnke ist angehende Erzieherin – noch so ein Beruf, der in München mindestens so begehrt ist wie eine Eintrittskarte für ein Bayern-Spiel. Ihre Ausbildung macht die Erzieherin in der Landeshauptstadt, sie wohnt jedoch außerhalb bei ihren Eltern.
Jahnke: "Das Haus steht in Geroldsbach, ungefähr eineinhalb Stunden von München entfernt. Wenn’s gut läuft sind‘s eineinhalb Stunden, weil es kann ja auch sein, dass die Bahn streikt. Neulich gab’s in Dachau eine Selbstmorddrohung, ich musste viermal umsteigen mit dem Bus, bis mich mein Papa abgeholt hat. Und da habe ich schon öfter die Idee gehabt, nach München zu ziehen."
Zu Beginn ihrer fünfjährigen Lehrzeit verdiente Manuela Jahnke 300 Euro im Monat, im letzten Ausbildungsjahr wird sie auf gut 1000 Euro kommen.
Drei Stunden täglich für die Fahrt zum Job
Jahnke: "Ich hatte erst die Überlegung, mit drei Freundinnen in eine WG zu ziehen. Und wir haben uns auch nach Wohnungen umgeschaut: Im Internet, in Zeitungen, und wir haben ein Amt zurate gezogen. Aber wir haben leider keine passende Wohnung für uns gefunden und nach drei Monaten die Suche beendet. Ich kann das einfach preislich nicht stemmen. Egal in welchem Stadtteil ist das Leben einfach viel zu teuer. Und wenn ich mir weiter außerhalb eine Wohnung suche, dann kann ich auch fast zuhause bleiben."
Die angehende Erzieherin schätzt, dass 80 Prozent aus ihrer Klasse weite Strecken in die Stadt pendeln. Das gilt auch für andere Berufsgruppen: Taxifahrer kommen jeden Tag aus Augsburg, Polizisten sogar aus dem Fränkischen. Die Zeit, die sie in der Bahn oder im Auto verbringen, fehlt: für Familie, Freunde, Hobbys. Deswegen nehmen längst nicht alle solche Wege auf sich.
Jahnke: "Wir sollten so gefördert werden in so einem Beruf, der händeringend gesucht wird. Und für viele ist es eben ausschlaggebend, dass sie keine eineinhalb Stunden nach München fahren wollen, und machen eben den Beruf dann nicht, sondern suchen sich ne Ausbildung im ländlichen Bereich. Zum Beispiel meine Schwester hat Industriekauffrau gemacht bei uns in der Ecke, weil sie einfach nicht bis nach München fahren wollte."
Bauer: "Die Folgen für München sind absehbar: Es wird dann mehr in Technik investiert werden müssen, also mehr in Automatisierung von Bussen, U-Bahnen und dergleichen mehr. Aber es wird auch auf der menschlichen Ebene zu mehr Vereinsamung kommen."
Günther Bauer ist Vorstand der Inneren Mission München. Der Sozialverband betrachte bezahlbares Wohnen inzwischen als das "Mega-Thema" schlechthin. Die Politik hingegen nehme die Probleme nicht ausreichend ernst.
Die angehende Erzieherin schätzt, dass 80 Prozent aus ihrer Klasse weite Strecken in die Stadt pendeln. Das gilt auch für andere Berufsgruppen: Taxifahrer kommen jeden Tag aus Augsburg, Polizisten sogar aus dem Fränkischen. Die Zeit, die sie in der Bahn oder im Auto verbringen, fehlt: für Familie, Freunde, Hobbys. Deswegen nehmen längst nicht alle solche Wege auf sich.
Jahnke: "Wir sollten so gefördert werden in so einem Beruf, der händeringend gesucht wird. Und für viele ist es eben ausschlaggebend, dass sie keine eineinhalb Stunden nach München fahren wollen, und machen eben den Beruf dann nicht, sondern suchen sich ne Ausbildung im ländlichen Bereich. Zum Beispiel meine Schwester hat Industriekauffrau gemacht bei uns in der Ecke, weil sie einfach nicht bis nach München fahren wollte."
Bauer: "Die Folgen für München sind absehbar: Es wird dann mehr in Technik investiert werden müssen, also mehr in Automatisierung von Bussen, U-Bahnen und dergleichen mehr. Aber es wird auch auf der menschlichen Ebene zu mehr Vereinsamung kommen."
Günther Bauer ist Vorstand der Inneren Mission München. Der Sozialverband betrachte bezahlbares Wohnen inzwischen als das "Mega-Thema" schlechthin. Die Politik hingegen nehme die Probleme nicht ausreichend ernst.
Wohnraum darf keine Ware sein
Bauer: "Es ist alles viel zu wenig. Auch in der Koalitionsvereinbarung auf Bundesebene ist ja das Thema Wohnungsbau nur am Rande gestreift. Wenn man eine Milliarde zur Verfügung stellen will, dann ist das in etwa so viel, wie die Landeshauptstadt München auch investiert. Allein in Oberbayern brauchen wir etwa 200.000 Wohnungen, von denen viele preisgünstig sein müssen. Da kann man sich ganz leicht ausrechnen, dass die staatlichen Mittel und Anreize zur Wohnbauförderung nicht ausreichen."
Die Innere Mission fürchtet in Großstädten wie München soziale Verwerfungen, wenn sich nicht dringend etwas tut. Bauer verweist auf die Bayerische Verfassung, in der es heißt: "Eigentum verpflichtet." Und: "Die Verteilung und Nutzung des Bodens wird von Staats wegen überwacht."
Bauer: "Das ist eine Verfassungsbestimmung, die immer zu Feierlichkeiten thematisiert wird, aber im Alltag hat das leider keine so große Bedeutung. Wir fordern, dass auch der Freistaat selber in Wohnraum investiert, nicht alles allein dem Markt überlässt, sondern vor allem für Menschen, die wenig Geld haben, Wohnraum anbietet."
Die Innere Mission fürchtet in Großstädten wie München soziale Verwerfungen, wenn sich nicht dringend etwas tut. Bauer verweist auf die Bayerische Verfassung, in der es heißt: "Eigentum verpflichtet." Und: "Die Verteilung und Nutzung des Bodens wird von Staats wegen überwacht."
Bauer: "Das ist eine Verfassungsbestimmung, die immer zu Feierlichkeiten thematisiert wird, aber im Alltag hat das leider keine so große Bedeutung. Wir fordern, dass auch der Freistaat selber in Wohnraum investiert, nicht alles allein dem Markt überlässt, sondern vor allem für Menschen, die wenig Geld haben, Wohnraum anbietet."
Die Verfassung geht sogar noch weiter: "Steigerungen des Bodenwertes, die ohne besonderen Arbeits- oder Kapitalaufwand des Eigentümers entstehen, sind für die Allgemeinheit nutzbar zu machen." Sprich: Grundstücke dürfen nicht zum Objekt von Spekulanten werden. Das aber geschehe in München längst, sagt Sozialreferentin Dorothee Schiwy:
"Vor diesem Hintergrund wäre es angebracht, auf Bundesebene darüber nachzudenken, wie man im Bundesgesetz verankern kann, dass Bodenpreise nicht ins Unendliche spekulativ in die Höhe getrieben werden können. Darüber hinaus kann man natürlich auch über Bodenwertsteigerungssteuern nachdenken. Das heißt das Einbremsen von Großspekulationsprojekten, wo hier Bauträger mit Investmentfonds-Gedanken versuchen, die Rendite ihrer Anleger zu steigern."
In der Landeshauptstadt gebe es kaum noch Flächen für größere Wohnbauprojekte, so die Sozialreferentin. Und Günther Bauer von der Inneren Mission sagt:
"Ähnlich wie Wasser und Luft gehört das Wohnen zu den Grundbedingungen des Lebens. Und deswegen kann Wohnraum nicht einfach eine Ware sein, weil dieser Wohnraum auf der Erde steht. Dieses Grundstück, das ist eine begrenzte Ressource, und damit kann man nicht wie mit beliebig reproduzierbaren Waren umgehen. Dass wir sorgsam damit umgehen, und nicht wie Händler."
Die Lage spitzt sich weiter zu
Die Engpässe werden sich sogar noch verschärfen. Denn viele Sozialwohnungen fallen in nächster Zeit aus der 50-jährigen Bindung heraus, sie landen auf dem freien Markt. Die Verantwortlichen müssen also an etlichen Stellen gleichzeitig reagieren: Die Mietpreisbremse nachbessern, weil sie wegen vieler Ausnahmeklauseln kaum wirkt. Das Gesetz zum Mietspiegel reformieren, weil ältere und damit niedrigere Bestandsmieten bisher nicht einbezogen werden. Und vor allem: bauen, bauen, bauen. Die Stadt fordert Konzerne wie Allianz, BMW und Siemens auf, Werkswohnungen zu errichten. Auf bestehende Häuser müssen Stockwerke draufgesetzt, am Stadtrand neue Viertel gebaut werden. Allerdings muss zugleich die Infrastruktur mitwachsen: Kindergärten, Schulen, Nahverkehr, Parkplätze, sagt die Architektin und Professorin für Städtebau, Sophie Wolfrum:
"Man kann nicht einfach nur Wohnungen bauen, sondern das hängt damit zusammen, dass man dann auch ein ganzes Verkehrskonzept entwickelt. Da ist ein Riesenaufgabengebiet der Stadtentwicklung und des Städtebaus. Dass man nicht einfach nur sagen kann: Jetzt bauen wir mal Wohnungen, dass es kracht."
Daneben plädiert die Regionalplanerin dafür, beim jetzigen Bauen auch an neue Wohnformen zu denken:
"Viele Menschen suchen so etwas wie ‚alleine gemeinsam‘: Zum Beispiel das Modell der Clusterwohnung, da hat jeder so ein kleines Appartement, aber man hat zusammen eine riesengroße Wohnküche. So dass man sich zurückziehen kann, wenn man seine Ruhe haben will, aber nicht vereinsamt."
Städte werden im Vergleich zum Traum vom Häuschen auf dem Land wieder attraktiver, sagt Sophie Wolfrum – für ältere und jüngere, auch für Familien. Sprich: für Krankenschwestern, Erzieherinnen und Polizisten wird es in München wohl erstmal nicht leichter.
Wolfrum: "Ich sehe den Druck noch nicht raus, weil alle haben auf der Agenda, deutlich mehr Wohnungsbau zu machen. Aber ehe das mal auf dem Markt so richtig wirksam wird, muss man schon sehr viele Wohnungen bauen. Und insofern wird man noch eine ganze Weile diesem Bedarf hinterherrennen."
"Man kann nicht einfach nur Wohnungen bauen, sondern das hängt damit zusammen, dass man dann auch ein ganzes Verkehrskonzept entwickelt. Da ist ein Riesenaufgabengebiet der Stadtentwicklung und des Städtebaus. Dass man nicht einfach nur sagen kann: Jetzt bauen wir mal Wohnungen, dass es kracht."
Daneben plädiert die Regionalplanerin dafür, beim jetzigen Bauen auch an neue Wohnformen zu denken:
"Viele Menschen suchen so etwas wie ‚alleine gemeinsam‘: Zum Beispiel das Modell der Clusterwohnung, da hat jeder so ein kleines Appartement, aber man hat zusammen eine riesengroße Wohnküche. So dass man sich zurückziehen kann, wenn man seine Ruhe haben will, aber nicht vereinsamt."
Städte werden im Vergleich zum Traum vom Häuschen auf dem Land wieder attraktiver, sagt Sophie Wolfrum – für ältere und jüngere, auch für Familien. Sprich: für Krankenschwestern, Erzieherinnen und Polizisten wird es in München wohl erstmal nicht leichter.
Wolfrum: "Ich sehe den Druck noch nicht raus, weil alle haben auf der Agenda, deutlich mehr Wohnungsbau zu machen. Aber ehe das mal auf dem Markt so richtig wirksam wird, muss man schon sehr viele Wohnungen bauen. Und insofern wird man noch eine ganze Weile diesem Bedarf hinterherrennen."