Folksängerin Alix Dobkin gestorben

Symbolfigur weiblicher Selbstbestimmung

10:19 Minuten
Die Folksängerin Alix Dobkin, eine historische Aufnahme in der sie das berühmt gewordene T-shirt trägt: "The Future is Female", 1975.
Unabhängig gemacht: In den 1970er-Jahren gründete die Feministin Alix Dobkin ihre eigene Plattenfirma, um ihr Debütalbum herausbringen zu können © YouTube
Jens Balzer im Gespräch mit Mathias Mauersberger |
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Hierzulande ist Alix Dobkin eher unbekannt. Zu Unrecht, findet Musikjournalist Jens Balzer. Die politisch aktive Künstlerin, die jetzt mit 80 Jahren starb, habe viel für den Feminismus getan. Sie gründete auch das erste Frauen-Plattenlabel.
Im Alter von 80 Jahren ist die US-Folksängerin Alix Dobkin  am 19. Mai in Woodstock gestorben. Sie erlag den Folgen eines Hirnaneurysmas. Dobkin gehörte zu den politischen Musikerinnen; spielte eine wichtige Rolle in der feministischen Emanzipationsbewegung der 1970er-Jahre.
Ihre Karriere startete in der New Yorker Greenwich Village-Szene, in der auch Bob Dylan seine ersten Schritte als Musiker tat. Mit trat Dobkin in den 60er-Jahren auch gemeinsam auf.

Debütalbum über ihr Leben als Lesbe

Musikjournalist Jens Balzer hat Dobkins "wunderbare Stimme" in Erinnerung. Prägend sei Dobkin vor allem durch ihre politischen Botschaften und ihren offenen Umgang mit ihrem Lesbischsein gewesen: "Ihr Debütalbum, das 1973 erschien, hieß ‚Lavender Jane Loves Women‘, und es war tatsächlich das erste Folk- und Pop-Album überhaupt in der Geschichte einer offen lesbisch lebenden Frau, das sich in vielen Songs mit der lesbischen Liebe befasste und mit der lesbischen Emanzipation", sagt Balzer.

Die Siebziger seien zwar das Jahrzehnt der sexuellen Revolution und der neuen Frauenbewegung gewesen, sowie die Zeit des Glamrocks eines David Bowie. Dennoch hätten für Frauen in der Musik nicht die gleichen Regeln gegolten wie für Männer, erläutert der Musikjournalist:
"Da turnen David Bowie und die New York Dolls schon in Frauenkleidern herum und flirten mit der schwulen Ästhetik. Aber Frauen, die Frauen lieben, kommen in dieser ganzen popkulturellen Befreiung nicht vor. Was man schon daran sieht, dass Alix Dobkin für ihr Debüt trotz langer Bemühungen keine Plattenfirma fand. Denn die Musikindustrie war – damals noch krasser als heute – männlich dominiert."

Weibliches Empowerment

Dobkin gründete einfach eine eigene Plattenfirma: "Womens‘ Wax Works" – das erste Label, das vollständig in Frauenhand war. In ihrer Band gab es ausschließlich Frauen, und das erste Konzert der Band fand im "Women’s Centre" in Manhattan statt. "Das heißt, sie war auch die Mitbegründerin einer kulturellen Infrastruktur, die völlig autonom war von den patriarchalen Strukturen der sonstigen Kulturindustrie. Heute würde man sagen, da entstanden ‚safe spaces‘", sagt Balzer.
Alix Dobkin habe immer wieder gesagt, es gehe ihr in ihrer Musik nicht darum "irgendwelchen Männern irgendwas zu erklären, sondern darum, Musik von lesbischen Frauen für lesbische Frauen zu machen". Dobkin hatte dabei Szene-Magazine wie "Dyke" an ihrer Seite, herausgegeben von ihrer Lebensgefährtin Liza Gowan.
Bis in die 90er-Jahre war die Folksängerin aktiv, sie spielte unter anderem mit Melissa Etheridge. Danach zog sie sich zwar aus der Musik zurück, blieb aber als politische Aktivistin weiterhin in der Öffentlichkeit.
(mkn)
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