"Foo Fighters"-Gitarrist Chris Shiflett über seinen Podcast

"Sich mit anderen hinzusetzen und zu reden, ist großartig"

05:35 Minuten
Der Gitarrist sitzt mit Hut auf einer historischen Steintreppe eines Gebäudes.
Chris Shiflett liebt es, auch Projekte ohne die Band "Foo Fighters" umzusetzen. © Chris Shiflett / Brantley Gutierrez
Von Marcel Anders |
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Chris Shiflett ist Gitarrist der Rockband "Foo Fighters" und spielt seit 20 Jahren in den größten Hallen der Welt. Doch das ist dem 48-Jährigen nicht genug: Nebenbei moderiert er einen Podcast und veröffentlicht mit "Hard Lessons" sein viertes Solo-Werk.
Gitarrist Chris Shiflett ist hauptberuflich Gitarrist der sehr erfolgreichen Rockband "Foo Fighters". Die Zeit, die übrig bleibt, nutzt er für viele andere Projekte. Zum Beispiel hat er sein viertes Solo-Album "Hard Lessons" aufgenommen.
Das habe nur wenig mit den "Foo Fighters" zu tun. Aus gutem Grund, wie er sagt: "Als Musiker ist es wichtig, mit möglichst vielen Leuten zu spielen, sich an unterschiedlichen Stilen zu versuchen und andere Seiten an sich zu entdecken. Dafür sorgen meine Solo-Sachen. Denn als ich jünger war, war ich weder Sänger noch Songwriter. Daran habe ich mich erst mit 30 gewagt. Jetzt bin ich 48. Und immer, wenn ich auf die Bühne gehe, lerne ich dazu. Ich werde sicherer im Umgang mit dem Publikum und beim Singen. Das gibt mir das Gefühl zu wachsen."
Chris Shiflett ist ein schmächtiges Kerlchen mit Vollbart und großflächigen Tattoos. In den 90ern war der Kalifornier Gitarrist der Punk-Band "No Use For A Name". 1999 stieg er bei den "Foo Fighters" ein – und wurde Rockstar. Seitdem nutzt er seine Freizeit für Coverbands und Gastauftritte, zuletzt auch für Solo-Alben, die in den Bereich Americana tendieren.

"Bei mir ist alles miteinander vermischt"

Dazu trägt er Cowboy-Hut und spielt in der Grand Ole Opry – dem Mekka des Country. Ein Genre, von dem er sich jedoch ausdrücklich distanziert: "Was ist überhaupt Country? Wer weiß das schon? Heutzutage ist das so ein weitgefächerter Begriff, dass quasi alles dazugehört. Aber ich erachte mich selbst nicht als Country-Künstler. Meine Musik ist ein Mischmasch aus verschiedenen Sachen. Klar, sind da auch Buck Owens und Merle Haggard am Start – genau wie die 'Rolling Stones', 'Social Distortion', 'Thin Lizzy', Punk und 'Kiss'. Ich mag es, Rock-Alben aufzunehmen, die eine Pedal-Steel-Gitarre und Country-Elemente aufweisen. Bei mir ist alles miteinander vermischt."
Ein überzeugender Hybrid mit Ecken und Kanten. Für traditionelles amerikanisches Liedgut wäre Chris Shiflett auch viel zu liberal. Schließlich ist er überzeugter Demokrat und verfolgt die sozio-politische Entwicklung in den USA wie auf der Welt mit Kopfschütteln.

Politische Statements und gezielte Realitätsflucht

Seine Songs sind gezielte Realitätsflucht – aber auch Aufruf zum Umdenken in der politischen Kultur. "Kann sein", sagt Shiflett, "dass wir Trump bei der nächsten Wahl aus dem Amt jagen. Aber das löst nicht das Grundproblem. Selbst, wenn wir für einen neoliberalen Demokraten stimmen. Denn in den USA lässt sich auch die Linke von der McCarthy-mäßigen Angst vor Russland anstecken. Dabei ist es doch so, führt man sich die Entwicklung seit Ende der Sowjetunion vor Augen, lässt sich nicht behaupten, dass die Russen aggressiver wären. Sondern: Wir haben Nato-Waffen auf ihrem ehemaligen Einflussgebiet geparkt – und ihre Wirtschaft zerstört. Insofern sind wir nicht unschuldig an dieser Entwicklung."
Porträt des Gitarristen mit Hut vor Palmen stehend.
Chris Shiflett lässt sich durch Gespräche mit anderen Musikern inspirieren.© Chris Shiflett / Brantley Gutierrez
Deutliche Worte von einem Familienvater mit Pick-up-Truck und geräumigem Eigenheim in den Bergen von Santa Monica. Chris Shiflett nutzt seine Reputation, um seine Meinung zu sagen. Auch im Podcast "Walking The Floor With Chris Shiflett". Darin spricht er mit Musikerfreunden über Gott und die Welt. Ein Erfahrungsaustausch mit hohem Unterhaltungswert.

Durch Interviews die Musikszene erkunden

Stolze 142 Folgen hat er in den letzten fünf Jahren produziert – ein Ende ist nicht in Sicht. Auch das gehört zur künstlerischen Selbstverwirklichung. "Ich liebe Interviews", meint der Gitarrist. "Sich mit anderen hinzusetzen und zu reden, ist großartig. Zumal das größtenteils Leute sind, die auf eine lange Karriere zurückblicken – wie Dwight Yoakam oder Merle Haggard. Doch das Beste an dem Podcast ist, dass ich dadurch mit neuer Musik konfrontiert werde. Ich meine, ich bin ein Mann mittleren Alters und bekomme nicht mehr alles mit, was in der Szene passiert. Aber durch den Podcast landet viel Neues bei mir."
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