Manche Sachen sind einfach nicht sicher für jüngere Kids. Sich gegenseitig aufs Hirn zu trümmern, gehört dazu. Es gibt Alternativen, die sicherer sind. Football, so wie wir ihn jetzt erlauben, ist nicht gut für Sechs- bis Elfjährige.
Vor dem Super Bowl
Der Abgeordnete im kalifornischen Parlament, Kevin McCarty, sieht Gefahren für Kinder durch Football. © Imago / Joe Sohm
Gibt es bald ein Football-Verbot für Kids?
05:15 Minuten
Football gehört zum Alltag der meisten US-Familien - oft von Kindheit an. Allerdings zeigen Studien, dass auch Kinder schwere Hirnschäden erleiden können. In Kalifornien versucht deshalb jetzt ein Abgeordneter, das Spiel für sie zu verbieten.
Ein Park in Los Angeles: Auf einer zum Football-Feld umfunktionierten Wiese spielen die Inglewood Blackhawks gegen die Spartan Wolves. Die Spieler sind Dritt- und Viertklässler. Ihre Helme wirken riesig auf den kleinen Körpern.
Doch der Schutz ist nötig, um die harten Zusammenstöße abzufedern, die zum Sport dazugehören. Helme bewahren die Kids nicht wirklich vor schweren Schäden, sagt Kevin McCarty, Abgeordneter im kalifornischen Parlament.
Dritter Gesetzentwurf im kalifornischen Parlament
McCarty hat deshalb zum dritten Mal einen Gesetzesentwurf ins Parlament eingebracht, wonach Spielerinnen und Spieler, bis sie zwölf Jahre alt sind, nur Flag Football spielen sollen.
Das ist eine Football-Variante, bei der sich die Gegner nicht mit voller Wucht zum Stoppen bringen sondern mit Klettband befestigte Stoffbänder von den Trikots reißen. Das geht ganz ohne Körperkontakt.
Körperkontakt ist wichtig für Kids, argumentieren Gegner des Gesetzesentwurfs. Er hilft, Stress und Frust abzubauen, sagt Jay Erhart, Leiter der Vereinigung von Youth Football in Kaliforniens Hauptstadt Sacramento.
Körperkontakt ist wichtig für Kids, argumentieren Gegner des Gesetzesentwurfs. Er hilft, Stress und Frust abzubauen, sagt Jay Erhart, Leiter der Vereinigung von Youth Football in Kaliforniens Hauptstadt Sacramento.
Ein Verbot würde vor allem Kids treffen, für die es nicht viele andere Sportangebote gibt. Sie lernen hier etwas fürs Leben - und es gibt fast keine schweren Zusammenstöße. Wir mussten letztes Jahr von 9000 Spielern weniger als 20 auf Gehirnerschütterungen prüfen und werden diesen Gesetzesentwurf wie die vorigen bekämpfen.
"Hi, this is me explaining what’s wrong with me."
Das ist Wyatt Bramwell in einem Video, das er eine Woche bevor er sein Studium anfangen sollte, aufnahm. Wyatt hat mit fünf Jahren angefangen, Football zu spielen. Der 18-jährige träumte von einer Profikarriere.
Das ist Wyatt Bramwell in einem Video, das er eine Woche bevor er sein Studium anfangen sollte, aufnahm. Wyatt hat mit fünf Jahren angefangen, Football zu spielen. Der 18-jährige träumte von einer Profikarriere.
„Ich leide schon ziemlich lange unter Depressionen. Mein Kopf ist ganz schön fertig. Ich höre die ganze Zeit Stimmen, die mir sagen, was ich tun soll. Ich habe im Football viele Zusammenstöße erlebt, hatte Gehirnerschütterungen und habe weiter gespielt. Die letzten drei Jahre waren die Hölle.“
Wyatt nahm sich, nachdem er das Video aufgenommen hatte, mit einem Schuss ins Herz das Leben. Der Teenager bat seine Eltern, sein Hirn wissenschaftlich auf CTE untersuchen zu lassen – Chronische traumatische Enzephalopathie, eine degenerative Erkrankung des Gehirns nach wiederholtem Kopftrauma.
Traumatische Schäden durch Football
Die Wissenschaftler fanden CTE in Wyatts Hirn und damit ein Zeichen, dass Football auch bei jungen Spielern traumatische Schäden auslösen kann. Für den demokratischen Abgeordneten McCarty ist es eine Bestätigung, dass er mit seinen Bemühungen, auf Flag Football umzusteigen, richtig liegt.
Kinder haben nur ein Hirn, nur ein Leben. Der Schaden kann nicht rückgängig gemacht werden. Sechs-, Sieben-, Achtjährige sollten nicht 100 Schläge auf ihren Kopf oder mehr im Jahr bekommen, wenn es eine Alternative gibt.
Der Widerstand gegen McCartys Initiative ist groß. Football gehöre zu Amerika wie die Nationalflagge, Burger und Fries, argumentierten Gegner bei einer Anhörung vor dem Parlament. Eltern sollten entscheiden, was ihre Kinder in der Freizeit tun, nicht die Regierung.
Die „New York Times“ fragte Wyatt Bramwells Eltern, Bill und Christie, ob sie nachdem was sie nun wissen, ihren Sohn wieder Football spielen lassen würden.
Umsetzung des Vorschlags unwahrscheinlich
Bill meint, er hätte ihn lieber Fußball spielen lassen sollen. Mutter Christie dagegen würde ihn auch heute noch Football spielen lassen.
Sie sagt, Wyatt habe den Sport geliebt - und sie würde ihm diese Freude nicht nehmen wollen.
Dass McCartys Vorschlag Gesetz wird, ist unwahrscheinlich. Gouverneur Gavin Newsom hat gerade angekündigt ein Veto einzulegen, sollte der Entwurf auf seinem Schreibtisch landen.
Sie sagt, Wyatt habe den Sport geliebt - und sie würde ihm diese Freude nicht nehmen wollen.
Dass McCartys Vorschlag Gesetz wird, ist unwahrscheinlich. Gouverneur Gavin Newsom hat gerade angekündigt ein Veto einzulegen, sollte der Entwurf auf seinem Schreibtisch landen.
Newsom hat Ambitionen, 2028 für das Präsidentschaftsamt anzutreten. Als Kandidat, der Teenagern das Footballspielen verbietet, hätte er in den USA niemals eine Chance.