Gebt die Hälfte der Plätze frei!
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Weniger Gäste bedeuten weniger Einnahmen: Selbst die größten Opernhäuser Deutschlands, Österreichs und der Schweiz leiden unter den Corona-Maßnahmen. Weil sich Opernbesucher allerdings meist vorbildlich verhalten, drängen die Häuser auf eine Lockerung.
"Ich bin der Meinung: Es gibt kaum einen sichereren Ort als ein Opernhaus derzeit, weil unser Publikum unglaublich diszipliniert ist", sagt der Frankfurter Opernintendant Bernd Loebe. Er ist auch Vorsitzender der Deutschsprachigen Opernkonferenz. Die Vertreterinnen und Vertreter der 13 größten Opernhäuser Deutschlands, Österreichs und der Schweiz beendeten ihre Herbsttagung mit der Forderung an die Politik, mindestens die Hälfte der Plätze im Zuschauerraum freizugeben.
Wegen des vorbildlichen Verhaltens der Opernbesucherinnen und -besucher hoffe man "doch sehr auf eine Lockerung in der nächsten Zeit, zumal uns ja parallel dazu gedroht wird, dass diverse Einnahmedefizite nicht von der Stadt oder von dem jeweiligen Träger ausgeglichen werden können", sagt Loebe.
Lage in Österreich und der Schweiz ist besser
In Österreich, wo Kultur einen höheren Stellenwert als in Deutschland habe, sei den Opernhäusern und Theatern hingegen versichert worden, die Defizite auszugleichen, so Loebe. Auch in der Schweiz sei die Lage insgesamt besser, weil die Häuser weit mehr Gäste einlassen dürfen als in Deutschland. Loebe spricht von bis zu 800 Menschen im Vergleich zu seinem Opernhaus in Franfurt an Main, wo nur 360 Gästen Einlass gewährt wird.
Die aktuelle Krise werde den Häusern noch drei Jahre zu schaffen machen, prognostiziert Loebe. Das öffentliche Gerede von Corona als Chance für die Theater empfinde er als Zynismus. Von einer Chance könne nicht die Rede sein, wenn alleine sein Haus zum Ende der Spielzeit ein Defizit in Höhe von neun Millionen Euro erwarte und er nicht genau wisse, wie diese neun Millionen ausgeglichen werden könnten.
Ein wenig Hoffnung bleibt
Angesichts der zu erwartenden "Riesendefizite" in den städtischen Haushalten könne er die rigide Finanzpolitik gegenüber den Opern durchaus verstehen, dennoch hätten die Häuser "ein bisschen die Hoffnung, dass auf den letzten Metern doch ein bisschen Bereitschaft zum Helfen vorhanden ist", so Loebe.
(ckr)