Forderung nach einem völligen Ende aller Reparationen
Am 16. Juni 1932 begann in Lausanne eine Konferenz über das Ende der deutschen Reparationsleistungen, zu denen der Versailler Friedensvertrag Deutschland nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg verpflichtet hatte. Die deutsche Delegation wurde angeführt von Reichskanzler Franz von Papen.
"Meine deutschen Landsleute! ... Deutschland und die Welt brauchen gleichermaßen den entscheidenden Umschwung in der unheilvollen Nachkriegsepoche, den herbeizuführen Aufgabe dieser Konferenz ist, und der sowohl uns wie der übrigen Welt viel Not und Leiden erspart hätte, wenn er schon früher eingetreten wäre."
Am 18. Juni 1932 wandte sich Reichskanzler Franz von Papen von Lausanne aus an die deutsche Öffentlichkeit. Zwei Tage zuvor war dort eine Konferenz eröffnet worden, in deren Mittelpunkt die Frage einer endgültigen Regelung der Reparationen stand. Im Versailler Friedensvertrag von 1919 hatte sich Deutschland verpflichten müssen, für die Kriegsschäden in den alliierten Staaten aufzukommen. Nach dem Young-Plan vom Juni 1929 – so benannt nach dem amerikanischen Industriellen, Owen Young – sollte Deutschland bis 1988 insgesamt 112 Milliarden Reichsmark, also durchschnittlich rund zwei Milliarden jährlich zahlen. Doch die im Herbst 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise machte die Umsetzung des Plans illusorisch.
Heinrich Brüning, seit Frühjahr 1930 Kanzler eines Präsidialkabinetts, sah in der Krise auch eine Chance, um das Reparationsproblem aus der Welt zuschaffen. Er wollte die Gläubigermächte, allen voran Frankreich, davon überzeugen, dass Deutschland trotz einer rigorosen Sparpolitik seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen könne. Obwohl er dadurch die Depression verschärfte, hielt er unbeirrt an seinem Kurs fest. Vor Vertretern des Berliner Verbandes der Auswärtigen Presse erklärte er am 8. Mai 1932:
"Deutschland hat für den von ihm verlorenen Krieg wie wohl kaum ein Volk in der neueren Geschichte gelitten und Opfer bringen müssen. Einmal aber müssen diese Opfer ihr Ende haben, einmal muss auch diese Rechnung als beglichen anerkannt werden, wenn wirklich der Krieg als beendet erklärt werden soll."
Brüning konnte die teuer bezahlten Früchte seiner Politik nicht mehr selbst ernten. Am 29. Mai 1932 wurde er von Reichspräsident Paul von Hindenburg entlassen. Sein Nachfolger Franz von Papen setzte die revisionistische Linie fort.
Gleich zum Auftakt der Lausanner Konferenz trumpfte er mit der Forderung nach einem völligen Ende aller Reparationen auf. Darüber hinaus verlangte er die Streichung des Kriegsschuldartikels 231 des Versailler Vertrages und die Anerkennung der militärischen Gleichberechtigung Deutschlands. Als Kompensation bot er der französischen Delegation regelmäßige Konsultationen zwischen den Regierungen und den Generalstäben beider Länder an. Auf diese Bedingungen konnte sich der französische Ministerpräsident Edouard Herriot nicht einlassen:
"Können Sie denn nicht verstehen, dass es eine Unmöglichkeit für mich ist, vor die Kammer hinzutreten und zu erklären, dass Frankreich von Ihnen nicht einen Sou mehr zu erwarten habe! Man würde mich auf der Stelle abhalftern!"
Auch der englische Premierminister Ramsay MacDonald war über Papens Vorstoß keineswegs erbaut, fürchtete er doch, dass ein engeres deutsch-französisches Zusammengehen die britische Position auf dem Kontinent schwächen könne. Da eine bedingungslose Streichung der Reparationen für keine der Gläubigermächte in Frage kam, spitzten sich die Verhandlungen auf die Frage zu, wie hoch die von Deutschland zu fordernde Abschlusszahlung sein sollte. Frankreich verlangte sieben Milliarden, Papen bot zwei Milliarden an; schließlich einigte man sich auf drei Milliarden. Die Summe sollte frühestens nach drei Jahren in Form von Schuldverschreibungen des Reiches gezahlt werden. Am 9. Juli wurde das Abkommen unterzeichnet. Im Rundfunk feierte Papen das Ergebnis von Lausanne als Erfolg:
"Das Ziel, die völlige Beseitigung der Reparationen, ist erreicht. In keiner wie immer gearteten Form wird Deutschland vom 1. Juli 1932 ab Reparationen aufzunehmen haben. Der Young-Plan ist gefallen."
Doch in Deutschland stieß die Tatsache, dass Papen sich überhaupt zu einer Abschlusszahlung bereitgefunden hatte, ohne dafür weitere politische Zugeständnisse auszuhandeln, auf heftige Kritik aus nationalistischen Kreisen. Den Nutzen aus der Kampagne zogen vor allem Hitlers braune Kolonnen. Aus der Reichstagswahl vom 31. Juli 1932 gingen die Nationalsozialisten als weitaus stärkste Partei hervor – die Agonie der Weimarer Republik kündigte sich an.
Am 18. Juni 1932 wandte sich Reichskanzler Franz von Papen von Lausanne aus an die deutsche Öffentlichkeit. Zwei Tage zuvor war dort eine Konferenz eröffnet worden, in deren Mittelpunkt die Frage einer endgültigen Regelung der Reparationen stand. Im Versailler Friedensvertrag von 1919 hatte sich Deutschland verpflichten müssen, für die Kriegsschäden in den alliierten Staaten aufzukommen. Nach dem Young-Plan vom Juni 1929 – so benannt nach dem amerikanischen Industriellen, Owen Young – sollte Deutschland bis 1988 insgesamt 112 Milliarden Reichsmark, also durchschnittlich rund zwei Milliarden jährlich zahlen. Doch die im Herbst 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise machte die Umsetzung des Plans illusorisch.
Heinrich Brüning, seit Frühjahr 1930 Kanzler eines Präsidialkabinetts, sah in der Krise auch eine Chance, um das Reparationsproblem aus der Welt zuschaffen. Er wollte die Gläubigermächte, allen voran Frankreich, davon überzeugen, dass Deutschland trotz einer rigorosen Sparpolitik seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen könne. Obwohl er dadurch die Depression verschärfte, hielt er unbeirrt an seinem Kurs fest. Vor Vertretern des Berliner Verbandes der Auswärtigen Presse erklärte er am 8. Mai 1932:
"Deutschland hat für den von ihm verlorenen Krieg wie wohl kaum ein Volk in der neueren Geschichte gelitten und Opfer bringen müssen. Einmal aber müssen diese Opfer ihr Ende haben, einmal muss auch diese Rechnung als beglichen anerkannt werden, wenn wirklich der Krieg als beendet erklärt werden soll."
Brüning konnte die teuer bezahlten Früchte seiner Politik nicht mehr selbst ernten. Am 29. Mai 1932 wurde er von Reichspräsident Paul von Hindenburg entlassen. Sein Nachfolger Franz von Papen setzte die revisionistische Linie fort.
Gleich zum Auftakt der Lausanner Konferenz trumpfte er mit der Forderung nach einem völligen Ende aller Reparationen auf. Darüber hinaus verlangte er die Streichung des Kriegsschuldartikels 231 des Versailler Vertrages und die Anerkennung der militärischen Gleichberechtigung Deutschlands. Als Kompensation bot er der französischen Delegation regelmäßige Konsultationen zwischen den Regierungen und den Generalstäben beider Länder an. Auf diese Bedingungen konnte sich der französische Ministerpräsident Edouard Herriot nicht einlassen:
"Können Sie denn nicht verstehen, dass es eine Unmöglichkeit für mich ist, vor die Kammer hinzutreten und zu erklären, dass Frankreich von Ihnen nicht einen Sou mehr zu erwarten habe! Man würde mich auf der Stelle abhalftern!"
Auch der englische Premierminister Ramsay MacDonald war über Papens Vorstoß keineswegs erbaut, fürchtete er doch, dass ein engeres deutsch-französisches Zusammengehen die britische Position auf dem Kontinent schwächen könne. Da eine bedingungslose Streichung der Reparationen für keine der Gläubigermächte in Frage kam, spitzten sich die Verhandlungen auf die Frage zu, wie hoch die von Deutschland zu fordernde Abschlusszahlung sein sollte. Frankreich verlangte sieben Milliarden, Papen bot zwei Milliarden an; schließlich einigte man sich auf drei Milliarden. Die Summe sollte frühestens nach drei Jahren in Form von Schuldverschreibungen des Reiches gezahlt werden. Am 9. Juli wurde das Abkommen unterzeichnet. Im Rundfunk feierte Papen das Ergebnis von Lausanne als Erfolg:
"Das Ziel, die völlige Beseitigung der Reparationen, ist erreicht. In keiner wie immer gearteten Form wird Deutschland vom 1. Juli 1932 ab Reparationen aufzunehmen haben. Der Young-Plan ist gefallen."
Doch in Deutschland stieß die Tatsache, dass Papen sich überhaupt zu einer Abschlusszahlung bereitgefunden hatte, ohne dafür weitere politische Zugeständnisse auszuhandeln, auf heftige Kritik aus nationalistischen Kreisen. Den Nutzen aus der Kampagne zogen vor allem Hitlers braune Kolonnen. Aus der Reichstagswahl vom 31. Juli 1932 gingen die Nationalsozialisten als weitaus stärkste Partei hervor – die Agonie der Weimarer Republik kündigte sich an.