Der Herr der Maden
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Was sagt der Madenbefall einer Leiche über Todeszeitpunkt und Verbrechenshergang aus? Diesen Fragen geht Mark Benecke nach. Bekannt ist der Kriminalbiologe aber auch für sein ungewöhnliches Auftreten und sein Interesse an Parapsychologie.
Trotz seines auffälligen Auftretens und seiner hohen Medienpräsenz wird der Kriminalbiologe Mark Benecke nach wie vor als ernsthafter Sachverständiger bestellt, um den Verwesungsgrad von Leichen festzustellen. Und er ist auch immer für jede Eventualität ausgerüstet:
"Also bei uns sind die Leichen ja nicht immer langsam verwesend, sondern öfter auch mal schnell verwesend und deswegen ist das Gewebe sehr weich und da können wir dann mit einer Federstahlpinzette, die ist aus so ganz, ganz flach gewalztem Stahl, ist ganz dünn. Damit kann man sogar ein vertrocknetes Blatt aufheben, ohne dass es verbricht. Die habe ich wirklich immer dabei und mehrere Lupen, eine 20-fach- und eine Zehnfach-Lupe, und aber auch noch Händedesinfektionsspray. In der Tat, so lange ich meine Hose anhabe, habe ich auch diese Dinge immer in so einer Tasche am Gürtel. Und ein kleines Fernglas habe ich auch dabei. Das steckt in so einem Röhrchen und da kann man dann auch in die Ferne ein bisschen schauen, weil manchmal sind die Dinge ja auch so weit weg, dass man sie nicht anfassen kann. Und dann kann man sie wenigstens angucken und durch die Lupe oder durch das Fernglas durchfotografieren."
Kriminalbiologe ist ein Grusel-Fan
Mark Beneckes Rang als forensischer Entomologe, als Spezialist für Insekten, die zur Verbrechensaufklärung benutzt werden, ist unbestritten. Er hat Jahrhunderte alte Mumien in einer Gruft im sizilianischen Palermo erforscht. Gleichzeitig ist der 46-jährige Experte für fast jedes wissenschaftliche Thema, insbesondere liegen ihm die Aufklärung parapsychologischer Phänomene wie Spuk, Marienerscheinungen und spontane Blutungen am Herzen. Dabei sieht er sich selbst nicht als großen Grusel-Fan:
"Ich bin halt Grufti und moderiere auch Grufti-Festivals und so. Da bin ich jetzt aber auch der Einzige im ganzen Fachbereich, auch bei den Kollegen aus der Rechtsmedizin, auch international. Also, die finden das alle irgendwie ja kauzig und lustig, dass ich das mache. Aber der einzige Totenkopf, den ich habe, den haben mir mal die Präparatoren von einem Institut für Rechtsmedizin geschenkt von einem erschlagenen Mann zum Abschied, als ich da mal aufgehört habe zu arbeiten. Und den habe ich dann aber auch erst mal zehn Jahre in den Keller gestellt, also weil ich das irgendwie gruselig fand. Insofern glaube ich, ist das jetzt nicht so ein starker Hang, wie man sich das vorstellen würde."
Trainer auf der "Leichen-Farm"
Seine Haut schmücken mehr als 100 Tattoos, die jetzt im Museum zu sehen sind. Als Kind hat er von den Gästen zuhause erst mal Fingerabdrücke genommen. Seine Sherlock-Holmes-Bücher sollte er später im Auftrag der gleichnamigen Gesellschaft auf die Richtigkeit der darin genannten Ermittlungsmethoden überprüfen. Mark Benecke, der auch mal als Trainer auf der "Leichen-Farm" des FBI in Tennessee gearbeitet hat, publiziert zahlreiche populärwissenschaftliche Bücher und Artikel in Fachzeitschriften, die sehr oft das erforschen, was für die meisten Menschen weit jenseits der Ekelgrenze liegt. Da klingt sein eigenes Ekel-Objekt schon fast banal:
"Also, meine Frau muss immer lachen, weil ich Haare im Ausfluss hasse. Wirklich, also das kann ich nicht leiden. Die möchte ich auch nicht rausholen. Die muss sie dann selber rausholen. Ich habe zum Glück keine langen Haare. Deswegen sind die immer von meiner Frau."
Das Gespräch mit Mark Benecke ist eine Wiederholung vom 17. August 2017.