Kann jeder zum Mörder werden?
Als forensische Psychiaterin geht Nahlah Saimeh der Frage nach, wie jemand zum Mörder wird. Saimeh ist überzeugt: Meistens sind die Straftäter keine erkennbaren Monster. Sondern einfach nur "Menschen wie wir".
Ein Ehemann, der nach Jahrzehnten der Partnerschaft seine Frau erstickt und verbrennt; eine junge Mutter, die ihre frisch geborenen Säuglinge tötet und in Blumentöpfen vergräbt; ein junger Mann, der seinen Mitbewohner mit einem Schwert töten will, weil ihm dies eine innere Stimme befiehlt. Solche Taten gehören für Nahlah Saimeh zum Berufsalltag.
Als forensische Psychiaterin hat sie jahrelang Schwerststraftäter betreut. Ihre Aufgabe war, herauszufinden, warum die Menschen die Tat begangen haben, ob sie schuldfähig und therapierbar sind. Heute ist sie ärztliche Direktorin des LWL-Zentrums für Forensische Psychiatrie in Lippstadt, einer der größten Einrichtungen in Deutschland.
Es kommt auf den individuellen Trigger an
Ihre Erfahrung ist: "Jeder kann zum Mörder werden. Es kommt nur auf die individuelle Schwelle, den individuellen Trigger an – oder auf die entsprechende totalitäre Ideologie."
Straftäter seien eben nicht die Monster, wie sie oft in reißerischen Reportagen beschrieben würden. Es ist viel erschreckender:
"Es sind Menschen wie wir."