Immer im Kreis
Mit dem Ausscheiden von Michael Schumacher verloren die Deutschen das Interesse an der Formel 1, der letzte Große Preis von Deutschland endete als Verlustgeschäft für die Veranstalter. Dabei hat die Formel 1 durchaus schon glamouröse Zeiten in Deutschland gesehen - und tragische.
Deutschland, einig Autofahrerland. Bei uns brummt und dröhnt es nicht nur auf den Straßen, sondern auch schon lange im Motorsport. Mit einer wechselvollen, zum Teil tragischen, aber auch erfolgreichen Formel 1-Geschichte.
Bereits 1951, ein Jahr nach dem Start der Rennserie, gab es den ersten Weltmeisterschaftslauf auf dem Nürburgring. Zwei Jahre später waren zum einzigen Mal zwei Teams aus der DDR dabei. Es waren die großen Zeiten des fünfmaligen Weltmeisters Juan Manuel Fangio aus Argentinien:
"Taschentücher winken überall. Vielleicht ist Fangio vorn. Jetzt haben wir ihn. Jawoll. Juan Manuel Fangio vorn."
1959 machte die Formel 1 einen einmaligen Abstecher zur Avus, ein Teilstück der Berliner Autobahn. Um Reifenpannen auf dem engen Kurs zu vermeiden, wurde das Rennen in zwei Läufen zu je 30 Runden ausgetragen. Bei dem es einen spektakulären Unfall des Deutschen Hans Herrmann gab, der aber unverletzt blieb.
"Sein Wagen überschlägt sich auf dem Asphalt. Der Fahrer wird aus dem Wagen geschleudert, kann aber aus eigener Kraft wieder aufstehen. Er steht unter Schock, ist aber sonst unverletzt. Ein Wunder."
1970 erstmals am Hockenheimring
Angesichts der immer schneller werdenden Autos forderten die Fahrer ab den 1960er Jahren bessere Sicherheitsvorkehrungen an den Strecken. Am Nürburgring gab es damals noch keine Leitplanken und Fangzäune. Nach dem der Deutsche Gerhard Mitter 1969 tödlich verunglückt war, boykottierten die anderen Piloten den Austragungsort. Allen voran der britische Weltmeister Jackie Stewart, der sich maßgeblich für die Rechte der Fahrer einsetzte. Und so gastierte die Formel 1 1970 erstmals am Hockenheimring.
Nach Umbauarbeiten an der legendären Nordschleife, die die Strecke jedoch nur bedingt entschärften, ging es vorübergehend zurück an den Nürburgring. Aufgrund der Hanglange fehlten breite Auslaufzonen. Weshalb 1976 auch das vorerst letzte Rennen in der Eifel ausgetragen wurde. Und genau dabei verletzte sich der österreichische Weltmeister Niki Lauda schwer. Sein verstorbener Landsmann und ehemaliger Kollege Harald Ertl war in den Unfall verwickelt.
"Lauda hat sich gedreht. Ich weiß nicht aus welchen Gründen. Niki ist rechts in den Fangzaun 'rein, ist zurück auf die Strecke. Brett Langer hat es nicht mehr vermeiden können, ist mit ihm zusammengestoßen, und dann ist das Auto quer über die Fahrbahn zurückgerutscht, und ich bin in das stehende Auto wieder auch 'reingerutscht. Ich konnte auch nicht mehr stehen, worauf Nikis Auto zurückgeschleudert wurde und Feuer gefangen hat."
Lauda erlitt schwere Verbrennungen am ganzen Körper, überlebte aber. Erst später erfuhr er, wie viel Glück er hatte.
"Ich hab's im Fernsehen gesehen und hab' mich gewundert, wie da einer brennt. Dass das dann im Endeffekt ich war, da bin ich dann schnell draufgekommen, aber das war alles, was ich an Erinnerungen hab'."
Der Niedergang des Nürburgrings war nicht aufzuhalten
Gut 30 Jahre drehte der Große Preis von Deutschland seine Runden fast nur noch auf dem Hockenheimring. Unter anderem auch deshalb, weil die Veranstalter sämtliche Werberechte an die Agentur von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone abgetreten hatten. Es begann die große Zeit von Rekord-Weltmeister Michael Schumacher, der 1995 als erster Deutscher einen triumphalen Heimsieg feierte.
"Die letzten Meter. Sie sollten den Jubel hier im Motodrom miterleben. Michael Schumacher gewinnt den Großen Preis von Deutschland mit einer wirklich souveränen und großartigen Leistung."
Der Nürburgring wurde Mitte der 1980er Jahre zwar modernisiert und war noch mehrfach Gastgeber für den Großen Preis von Europa und einige Male auch für den Großen Preis von Deutschland bzw. Luxemburg. Der Niedergang der Rennstrecke war aber nicht mehr aufzuhalten, was sicherlich auch an den zurückgehenden Zuschauerzahlen lag.
"Was halt sehr negativ für die Formel 1 ist, dass die Preise so hoch sind, und dass man nicht ins Fahrerlager darf. Außer wenn man natürlich 1100 Dollar zahlt dafür."
In der Schumacher-Ära noch ein Publikumsmagnet, ließ das Interesse an der Formel 1 in den vergangenen Jahren trotz des viermaligen Weltmeisters Sebastian Vettel und des letztjährigen WM-Zweiten Nico Rosberg deutlich nach. 450 Euro kostete zum Beispiel eine Haupttribünenkarte vor einem Jahr am Hockenheimring. Und so endete der vorerst letzte Große Preis von Deutschland mit einem Minus von zweieinhalb Millionen Euro für die Veranstalter.