Die Rückgabe ist unumgänglich
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Forscher aus Deutschland und Afrika untersuchen derzeit die Herkunft von Skulpturen. Sie wollen Museen den Vorwand nehmen, aus mangelnden Erkenntnissen nicht handeln zu können. Bei der Auftaktveranstaltung des Projekts gab es eindeutige Empfehlungen.
Die beiden für das Projekt verantwortlichen Historiker, Jürgen Zimmerer von der Universität Hamburg und Osarhieme Benson Osadolor von der Universität Benin, seien beide von der Notwendigkeit des Forschungsprojekts überzeugt. Das sei bei der Auftaktveranstaltung des Hamburger "Benin-Projekts" deutlich geworden, sagte Kulturjournalist Axel Schröder im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur.
Zimmerer habe auch bei der Einführungsveranstaltung keinen Hehl daraus gemacht, dass er für eine vollständige Rückgabe der Benin-Bronzen ist – zu eindeutig sei schon jetzt zu erkennen, dass ein Großteil der Kunstwerke koloniales Raubgut ist.
Pikant sei, dass die Sammlung der wohl wertvollsten und berühmtesten kolonialen Kunstobjekte der Welt demnächst im Berliner Humboldt-Forum gezeigt werden soll. Auch darum sei dieses Projekt zur Herkunftsbestimmung, dass nicht von der Universität Hamburg, sondern privat von der Gerda-Henkel-Stiftung finanziert wird, von besonderem Interesse.
Keine alltäglichen Gegenstände
Tausende dieser Bronzen seien in der Kolonialzeit nach Europa und nach Deutschland gekommen. Der Historiker Osarhieme Benson Osadolor habe erläutert, dass die kolonialen Objekte eben keine normalen Gebrauchsgegenstände gewesen seien. Das sei schon an der bedeutungsvollen Bemalungen vieler Objekte zu erkennen, berichtet Schröder:
"Sie zeigen auf Reliefs Szenen von Heldentaten der Könige und Kriegsszenen. Es sind eben keine einfachen Objekte, sondern Teil der nigerianischen Geschichte und der nigerianischen Identität."
Uneinigkeit zwischen den Museen und Nigeria
Osadolor habe bei der Auftaktveranstaltung gefordert, dass mit Alibiveranstaltungen wie dem "Benin-Dialog" Schluss gemacht werden müsse. Axel Schröder:
"Der ist in Gang gekommen zwischen großen europäischen Museen und nigerianischen Regierungsvertretern. Und von Seiten der Museumsleitung wird dann immer wieder betont, es gebe da eine tolle Einigkeit in diesem Benin-Dialog – einzelne Exponate könnten auch gerne ausgeliehen werden. Und von nigerianischer Seite heißt es ganz klar: 'Wir wollen keine Leihgaben, sondern wir wollen die Rückgabe."
Was das Projekt – mit zwei Doktoranden in Nigeria und einem in Deutschland – untersuche, habe Jürgen Zimmerer erläutert:
"Wir untersuchen den Weg, die Position dieser Benin-Bronzen vor der Invasion bis zur Küste, das macht der Kollege in Nigeria. Mit dem Schiff kam das ja dann im Hamburger Hafen an. Diesen Weg übnernimmt dann der Kollege hier. Wir wollen genau diese Hehlernetzwerke haben, die über Justus Brinkmann, den Gründer des Museums für Kunst und Gewerbe, sehr wesentlich liefen. Und wir untersuchen auch den Diskurs über die Benin-Bronzen, im Grunde seit der Plünderung."
(mle)