Forscherfleiß zahlt sich aus
Das erfolgreiche Klonen menschlicher Stammzellen war einigen Zeitungen in dieser Woche eine Titelstory wert. Es gibt Grund zur Hoffnung, dass es Fortschritte gibt auf dem Weg zur Stammzellentherapie für schwere Krankheiten. Angst vor Klon-Menschen müssen wir hingegen nicht haben, meint Volkart Wildermuth.
Nun können also auch menschliche Stammzellen geklont werden. Eine Nachricht, die mich optimistisch stimmt. Nicht, weil ich glaube, dass es demnächst Klontherapien als Kassenleistung geben wird, sondern weil es zeigt, dass sich auf dem Gebiet der Stammzellbiologie praktische Probleme mit Forscherfleiß lösen lassen. Für neue ethische Debatten gibt es dagegen kaum Anlass. Deutschland hat die Forschung auf diesem Gebiet klar geregelt, Klonexperimente sind eindeutig verboten. Andere Nationen haben unterschiedliche Regelungen, die sich ebenso ethisch begründen lassen. Jetzt den Zeigefinger zu erheben, ist unnötig.
Seit dem Klonschaf Dolly ist klar, dass eine Eizelle in der Lage ist, altes Erbgut wieder fit zu machen und zu neuem Leben zu ermuntern. Das funktioniert nicht nur bei Schafen, sondern auch bei Mäusen und Rindern und Pferden. Bei Menschen sollte es eigentlich auch gehen, allerdings erwies sich die erste Sensationsmeldung dann als gefälscht. Shoukhrat Mitailipov hat sich davon nicht abhalten lassen, an Rhesusaffen hat er die Verfahren verfeinert und konnte nun nach vielen Jahren die Früchte seiner Arbeit ernten.
In seinem Labor verschmolz er eine menschliche Hautzelle mit einer zuvor schonend entkernten Eizelle. Die DNA der Hautzelle war eigentlich festgelegt, nur ihre Hautgene waren aktiv, alle anderen Erbanlagen blockiert. Diese Blockade wurde von der Eizelle aufgehoben, und die kombinierte Zelle begann sich wie ein Embryo zu entwickeln. Soukhrat Mitalipov unterbrauch diese Entwicklung aber schnell wieder, um aus einem Gebilde von vielleicht 150 Zellen die begehrten embryonalen Stammzellen zu gewinnen. Diese ES-Zellen vermehren sich in der Petrischale immer weiter und können zu den unterschiedlichsten Zelltypen werden, zu Nerven, Muskeln oder Leberzellen.
Mehr ist bislang nicht passiert. Wissenschaftlich ist das Experiment sicher eine große Leistung, auch wenn das Ergebnis von vielen Forschern erwartet wurde. Ob es praktische Folgen geben wird, muss sich erst noch zeigen. Es gibt Befürchtungen, dass hier ein erster Schritt zum Klonen von Menschen getan wurde. Das halte ich für unwahrscheinlich, denn anders als im Science Fiction gibt es im wirklichen Leben einfach keine Nachfrage nach geklonten Menschen. Ein Klon wäre nie eine Kopie eines Menschen, sondern immer eine eigenständige Persönlichkeit, denn das Erbgut definiert nur den Ausgangspunkt, nicht den Verlauf der Entwicklung. Ein verlorenes Kind lässt sich nicht zurückklonen. Klone eignen sich auch kaum als lebende Organbanken, einfach weil ein entsprechendes Forschungsprogramm viel zu lange laufen müsste, um etwa einen alternden Diktator zu retten.
Was aber ist mit der Vision von für den Patienten maßgeschneidertem Reparaturgewebe aus geklonten Stammzellen, von dem Shoukhrat Mitalipov träumt? Das ist noch sehr weit weg. Denn das Klonen ist ja nur ein Nebenaspekt der Stammzelltherapie. Es geht dabei vor allem darum, eine mögliche Abstoßungsreaktion zu vermeiden. Dies lässt sich aber auch mit Medikamenten in den Griff bekommen. Viel entscheidender ist die Frage, ob und bei welchen Krankheiten sich Embryonale Stammzellen überhaupt als Therapie eignen. Derzeit laufen einige erste Studien zum Einsatz der ES-Zellen gegen bestimmte Netzhautleiden. Von Wunderheilungen ist da noch nichts zu hören. Andere Stammzellquellen stehen ebenso am Anfang und auch Therapien mit adulten Stammzellen können noch keine durchschlagenden Erfolge vorweisen. Aber all diese Verfahren werden derzeit intensiv von Grundlagenforscher und auch Medizinern untersucht.
Das Beispiel Shoukhrat Mitalipov und seiner geklonten menschlichen ES-Zelle zeigt: Die Probleme lassen sich in hartnäckiger Laborarbeit lösen. Und das spricht dafür, dass die Stammzelltherapien eben doch in absehbarer Zukunft möglich werden könnten. Sicher nicht als Allheilmittel, sicher nicht als Weg zu einem beschwerdefreien, ewigen Leben, aber eben doch als Hilfe bei einigen schweren Leiden. Wenn irgendwann klar ist, welcher Therapieansatz sich für welche Krankheit eignet, wird die Diskussion um die embryonalen Stammzellen auch in Deutschland wieder akut werden. Derzeit besteht dazu noch kein Anlass, denn die Wissenschaftler hierzulande erforschen sehr erfolgreich andere, vielleicht noch wichtigere Aspekte einer künftigen Stammzelltherapie.
Seit dem Klonschaf Dolly ist klar, dass eine Eizelle in der Lage ist, altes Erbgut wieder fit zu machen und zu neuem Leben zu ermuntern. Das funktioniert nicht nur bei Schafen, sondern auch bei Mäusen und Rindern und Pferden. Bei Menschen sollte es eigentlich auch gehen, allerdings erwies sich die erste Sensationsmeldung dann als gefälscht. Shoukhrat Mitailipov hat sich davon nicht abhalten lassen, an Rhesusaffen hat er die Verfahren verfeinert und konnte nun nach vielen Jahren die Früchte seiner Arbeit ernten.
In seinem Labor verschmolz er eine menschliche Hautzelle mit einer zuvor schonend entkernten Eizelle. Die DNA der Hautzelle war eigentlich festgelegt, nur ihre Hautgene waren aktiv, alle anderen Erbanlagen blockiert. Diese Blockade wurde von der Eizelle aufgehoben, und die kombinierte Zelle begann sich wie ein Embryo zu entwickeln. Soukhrat Mitalipov unterbrauch diese Entwicklung aber schnell wieder, um aus einem Gebilde von vielleicht 150 Zellen die begehrten embryonalen Stammzellen zu gewinnen. Diese ES-Zellen vermehren sich in der Petrischale immer weiter und können zu den unterschiedlichsten Zelltypen werden, zu Nerven, Muskeln oder Leberzellen.
Mehr ist bislang nicht passiert. Wissenschaftlich ist das Experiment sicher eine große Leistung, auch wenn das Ergebnis von vielen Forschern erwartet wurde. Ob es praktische Folgen geben wird, muss sich erst noch zeigen. Es gibt Befürchtungen, dass hier ein erster Schritt zum Klonen von Menschen getan wurde. Das halte ich für unwahrscheinlich, denn anders als im Science Fiction gibt es im wirklichen Leben einfach keine Nachfrage nach geklonten Menschen. Ein Klon wäre nie eine Kopie eines Menschen, sondern immer eine eigenständige Persönlichkeit, denn das Erbgut definiert nur den Ausgangspunkt, nicht den Verlauf der Entwicklung. Ein verlorenes Kind lässt sich nicht zurückklonen. Klone eignen sich auch kaum als lebende Organbanken, einfach weil ein entsprechendes Forschungsprogramm viel zu lange laufen müsste, um etwa einen alternden Diktator zu retten.
Was aber ist mit der Vision von für den Patienten maßgeschneidertem Reparaturgewebe aus geklonten Stammzellen, von dem Shoukhrat Mitalipov träumt? Das ist noch sehr weit weg. Denn das Klonen ist ja nur ein Nebenaspekt der Stammzelltherapie. Es geht dabei vor allem darum, eine mögliche Abstoßungsreaktion zu vermeiden. Dies lässt sich aber auch mit Medikamenten in den Griff bekommen. Viel entscheidender ist die Frage, ob und bei welchen Krankheiten sich Embryonale Stammzellen überhaupt als Therapie eignen. Derzeit laufen einige erste Studien zum Einsatz der ES-Zellen gegen bestimmte Netzhautleiden. Von Wunderheilungen ist da noch nichts zu hören. Andere Stammzellquellen stehen ebenso am Anfang und auch Therapien mit adulten Stammzellen können noch keine durchschlagenden Erfolge vorweisen. Aber all diese Verfahren werden derzeit intensiv von Grundlagenforscher und auch Medizinern untersucht.
Das Beispiel Shoukhrat Mitalipov und seiner geklonten menschlichen ES-Zelle zeigt: Die Probleme lassen sich in hartnäckiger Laborarbeit lösen. Und das spricht dafür, dass die Stammzelltherapien eben doch in absehbarer Zukunft möglich werden könnten. Sicher nicht als Allheilmittel, sicher nicht als Weg zu einem beschwerdefreien, ewigen Leben, aber eben doch als Hilfe bei einigen schweren Leiden. Wenn irgendwann klar ist, welcher Therapieansatz sich für welche Krankheit eignet, wird die Diskussion um die embryonalen Stammzellen auch in Deutschland wieder akut werden. Derzeit besteht dazu noch kein Anlass, denn die Wissenschaftler hierzulande erforschen sehr erfolgreich andere, vielleicht noch wichtigere Aspekte einer künftigen Stammzelltherapie.