Ein Huhn für alle Zwecke
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Das massenhafte Töten männlicher Küken in der Legehennenzucht bleibt vorerst erlaubt, hat das Bundesverwaltungsgericht geurteilt. Forscherin Silke Rautenschlein forscht an Zweinutzungshühnern und erklärt die Schwierigkeiten im Vergleich zu Hochleistungstieren.
Jedes Jahr werden allein in Deutschland rund 40 bis 50 Millionen männliche Küken kurz nach der Geburt getötet. Das darf vorerst so bleiben, urteilte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig.
Die Richter hatten abzuwägen, ob Brutbetrieben die Aufzucht der Tiere wirtschaftlich zuzumuten oder ob das Töten der Küken ethisch vertretbar ist. Das Ergebnis: Die wirtschaftlichen Interessen der Brütereien seien zwar allein kein vernünftiger Grund im Sinne des Tierschutzgesetzes. Bis Alternativen zur Verfügung stünden, sei die Fortsetzung der Praxis aber noch rechtmäßig.
Silke Rautenschlein forscht an einer möglichen Alternative: dem Zweinutzungshuhn. Ein solches Huhn ist für die Eierproduktion ebenso geeignet wie für die Fleischproduktion, sagte die Fachtierärztin und Leiterin der Klinik für Geflügel an der Stiftung Tierärztliche Hochschule in Hannover, im Deutschlandfunk Kultur.
"Das ist auf jeden Fall eine Alternative zum Töten von männlichen Küken." Allerdings seien die Bedingungen, um diese Alternative zu wählen, noch nicht gänzlich erforscht. Die bisherige Forschung zeige, dass dieses Zweinutzungshuhn beim Tierschutz viele Vorteile habe. Aber: "Es ist so, dass die Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu anderen Systemen nicht gegeben ist", sagte Rautenschlein. Ihre Forschungsarbeit laufe aber erst seit dreieinhalb Jahre, was ein zu kurzer Zeitraum sei, um Verbesserungen zu erzielen. Die heutigen Hochleistungstiere legten im Jahr etwa 320 Eier im Jahr, die Zweinutzungstiere mit 250 bis 270 Eiern sehr viel weniger.
Die Wirtschaftlichkeit der Tiere müsse noch optimiert werden, sagte Rautenschlein. Das könne vielleicht durch anderes Futter verbessert werden. Das Zweinutzungshuhn sei aber nicht die einzige mögliche Alternative zum Töten der Küken. Als weitere alternative Lösung werde auch eine frühzeitige Geschlechtsbestimmung im Ei diskutiert, sagte die Tierärztin.
(gem)