Die Selbstheilungskräfte des Waldes verstehen
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Der Waldbrand in Treuenbrietzen wird wissenschaftlich aufgearbeitet - in einer Art Freilandlabor. Ziel der Biologen ist es, besser zu verstehen, wie sich der Wald selbst heilt und was zu tun ist, um künftige Brände zu verhindern.
Der Waldbrand in Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark) im vergangenen Sommer hat bundesweit Schlagzeilen gemacht. Der Schaden war riesig. Nun soll die Wissenschaft auf den verbrannten Flächen erforschen, wie sich künftig solche Katastrophen verhindern lassen.
Die Stadt Treuenbrietzen und die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde arbeiten dafür eng zusammen - knapp 30 Hektar werden zu einem Freilandlabor, wo wissenschaftliche Experimente stattfinden und die Selbstheilungskräfte des Waldes beobachtet werden sollen.
Möglichst wenig ins Ökosystem eingreifen
Der Ansatz sei, möglichst wenig ins Ökosystem einzugreifen, sagte Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung im Deutschlandfunk Kultur. In Deutschland gebe es noch relativ wenig Erfahrung mit Waldbränden. Es sei gut, jetzt hinzuzulernen - denn in Zukunft werde es vermutlich mehr Waldbrände geben, sagte der Biologe.
Auf den verbrannten Flächen gibt es derzeit wenig Leben. Doch schon jetzt könne man Pilze beobachten, die das verbrannte Holz zersetzen, berichtete Ibisch. Der Wald werde nun versuchen, sich selbst zu heilen. Es wird Ibisch zufolge Flächen geben, auf denen neue Bäume gepflanzt werden, auf anderen werde hingegen "gar nichts gemacht".
Was der Professor auf keinen Fall will: das tote, verbrannte Holz entfernen. Denn auch solche Flächen gebe es, diese seien einfach leergeräumt worden - auf diese Weise sei dann das Ökosystem noch weiter zurückgeworfen worden.
Das Risiko für Waldbrände bleibe groß, warnte Ibisch - vor allem aufgrund der ausgedehnten Kiefern-Monokulturen. In Brandenburg gibt es über 1,1 Millionen Hektar Wald. 70 Prozent der Bäume sind Kiefern.
Laub-Misch-Wälder sind aber deutlich weniger anfällig für Feuersbrünste, sie halten mehr Wasser und heizen sich nicht so schnell auf, wie Ibisch berichtete. Diese Einsicht setze sich zunehmend durch, so der Biologe. Die Überzeugungsarbeit sei von den "Extrem-Wetter-Perioden" geleistet worden.
Die Rahmenbedingungen ändern sich stetig
Eine Prognose, wann sich der Wald rund um Treuenbrietzen regeneriert haben wird, will Ibisch nicht abgeben. "Dazu mache ich überhaupt keine Vorhersagen, allemal nicht in Zeiten des beschleunigten Klimawandels", betonte er.
"Noch vor hundert Jahren hätte ich gesagt, in hundert bis 150 Jahren haben wir da einen ganz ordentlichen Wald. Jetzt gehen wir in eine Zeit, wo sich die Rahmenbedingungen stetig verändern, so dass wir nur hoffen können, dass das System sich anpassungsfähig hält."
(ahe)