Der Übergang von "Baba" zu Wörtern im Baby-Sprachlabor
Ab welchem Alter können Kleinkinder Laute unterscheiden? Wie erkennen Sie, dass bestimmte Laute in einer Sprache gebraucht werden und andere nicht? Solche Fragen untersuchen Sprachforscher an der Uni Konstanz in eigens eingerichteten Laboren.
"Also das ist unser Perceptionslabor. Hier machen wir die Wahrnehmungsstudie mit den Babys. Das ist diese dreiseitige Kabine."
Katharina Zahner, arbeitet als Sprachwissenschaftlerin an der Universität Konstanz. Der Raum, den sie gerade aufgeschlossen hat, sieht auf den ersten Blick aus wie eine Wahlkabine: In der Mitte ein Stuhl, drum herum eine Art Sichtschutz – auf einem kleinen Tisch liegen ein Kopfhörer und ein paar Spielsachen – die typische Versuchsanordnung im Konstanzer Baby-Sprachlabor.
Katharina Zahner, arbeitet als Sprachwissenschaftlerin an der Universität Konstanz. Der Raum, den sie gerade aufgeschlossen hat, sieht auf den ersten Blick aus wie eine Wahlkabine: In der Mitte ein Stuhl, drum herum eine Art Sichtschutz – auf einem kleinen Tisch liegen ein Kopfhörer und ein paar Spielsachen – die typische Versuchsanordnung im Konstanzer Baby-Sprachlabor.
Sprachbeispiele von links und rechts
Bettina Braun ist dort als Professorin für Sprachwissenschaft für den Versuchsaufbau zuständig.
"Da sitzt das Baby oder das kleine Kind bei den Eltern auf dem Schoß. Das ist eine dreiseitige Kabine, wo alles dunkel ist. Und was das Kind kriegt, sind Sprachbeispiele, die aus dem linken oder rechten Lautsprecher kommen."
"Die blaue Lagune zieht Leute an. Die blaue Lagune zieht Leute an", ertönt im Labor.
"Wenn wir die Betonungsstudie nehmen, hört das Kind erst die Wörter mit einer hohen betonten Silbe oder mit einer tiefer betonten Silbe."
"Eine kleine Lagune ist schön…Eine kleine Lagune ist schön", klingt es nun aus den Lautsprechern.
"Und nachher schaut man einfach in einer Testphase, ob die Kinder die Wörter wieder erkennen. Und das Wiedererkennen testet man so: Man spielt die Wörter vor, die das Kind vorher gehört hat. Und man spielt andere Wörter vor. Und man vergleicht die Blickdauer zu den beiden Lautsprechern, die rechts und links vom Kind angebracht sind. Über die kindliche Aufmerksamkeit schließt man darauf, ob das Kind das Wort erkannt hat oder nicht. Wir messen die Kopfbewegung."
"Da sitzt das Baby oder das kleine Kind bei den Eltern auf dem Schoß. Das ist eine dreiseitige Kabine, wo alles dunkel ist. Und was das Kind kriegt, sind Sprachbeispiele, die aus dem linken oder rechten Lautsprecher kommen."
"Die blaue Lagune zieht Leute an. Die blaue Lagune zieht Leute an", ertönt im Labor.
"Wenn wir die Betonungsstudie nehmen, hört das Kind erst die Wörter mit einer hohen betonten Silbe oder mit einer tiefer betonten Silbe."
"Eine kleine Lagune ist schön…Eine kleine Lagune ist schön", klingt es nun aus den Lautsprechern.
"Und nachher schaut man einfach in einer Testphase, ob die Kinder die Wörter wieder erkennen. Und das Wiedererkennen testet man so: Man spielt die Wörter vor, die das Kind vorher gehört hat. Und man spielt andere Wörter vor. Und man vergleicht die Blickdauer zu den beiden Lautsprechern, die rechts und links vom Kind angebracht sind. Über die kindliche Aufmerksamkeit schließt man darauf, ob das Kind das Wort erkannt hat oder nicht. Wir messen die Kopfbewegung."
Wann erkennen Kinder Wörter wieder
So erkennen die Wissenschaftler, im welchen Alter Babys und Kleinkinder Wörter wiedererkennen – und wann sie in der Lage sind, selbst unterschiedliche Betonungen der einzelnen Wörter zu unterscheiden. Katharina Zahner:
"Wir kennen im Deutschen hohe betonte Silbe: Wenn ich jetzt sage: ‚Guck mal, der Hase‘, dann habe ich eine hohe betonte Silbe. Aber wenn ich frage: ‚Siehst Du den Hasen?‘, dann bin ich bei ‚h‘ noch tief und erst am Ende des Wortes hoch. Und man weiß, dass die betonte Silbe dazu hilft, die gesprochene Sprache in einzelne Wörter zu zerlegen."
Etwa ab dem neunten Lebensmonat sind Kinder in der Lage, einzelne Wörter voneinander zu unterscheiden. Dabei kommt es auf die Betonung an:
"Unser erstes Ergebnis ist jetzt, dass es einfacher ist für deutsche Kinder, Wörter zu erkennen, wenn die erste Silbe hoch klingt."
Also genau so:
"Guck mal, der Hase – dann wäre die Silbe im Hase hoch"
und nicht so:
"Wenn ich eine Frage stelle: Siehst Du den Hasen? Bin ich in der ersten Silbe ‚Ha‘ noch tief."
"Wir kennen im Deutschen hohe betonte Silbe: Wenn ich jetzt sage: ‚Guck mal, der Hase‘, dann habe ich eine hohe betonte Silbe. Aber wenn ich frage: ‚Siehst Du den Hasen?‘, dann bin ich bei ‚h‘ noch tief und erst am Ende des Wortes hoch. Und man weiß, dass die betonte Silbe dazu hilft, die gesprochene Sprache in einzelne Wörter zu zerlegen."
Etwa ab dem neunten Lebensmonat sind Kinder in der Lage, einzelne Wörter voneinander zu unterscheiden. Dabei kommt es auf die Betonung an:
"Unser erstes Ergebnis ist jetzt, dass es einfacher ist für deutsche Kinder, Wörter zu erkennen, wenn die erste Silbe hoch klingt."
Also genau so:
"Guck mal, der Hase – dann wäre die Silbe im Hase hoch"
und nicht so:
"Wenn ich eine Frage stelle: Siehst Du den Hasen? Bin ich in der ersten Silbe ‚Ha‘ noch tief."
Eltern sprechen Kindersprache
Das liegt daran, dass sich Eltern mit ihren Kindern meistens in der so genannten vereinfachten 'Kindersprache' unterhalten, mit überwiegend hoch klingenden Silben. An die, so Sprachforscherin Katharina Zahner, gewöhnen sich die Kleinkinder entsprechend schneller.
"Trotzdem müssen die Kinder auch lernen, auch tief betonte Silben zu verstehen, weil das bei uns im Deutschen eben so ist. Und somit würde ich eigentlich sagen: man müsste den Kindern ein Sprachangebot mit vielen verschiedenen Konturen anbieten, damit sie lernen, auch mit diesen tiefen Betonungen umzugehen, weil die eben auch in gesprochener Sprache vorkommen."
Somit zeigt die Betonungsstudie im Konstanzer Baby-Sprachlabor eine ganz praktische Methode auf, um Kleinkindern das Erlernen ihrer Muttersprache zu erleichtern. Ein paar Räume weiter, eine weitere Versuchsanordnung.
"Trotzdem müssen die Kinder auch lernen, auch tief betonte Silben zu verstehen, weil das bei uns im Deutschen eben so ist. Und somit würde ich eigentlich sagen: man müsste den Kindern ein Sprachangebot mit vielen verschiedenen Konturen anbieten, damit sie lernen, auch mit diesen tiefen Betonungen umzugehen, weil die eben auch in gesprochener Sprache vorkommen."
Somit zeigt die Betonungsstudie im Konstanzer Baby-Sprachlabor eine ganz praktische Methode auf, um Kleinkindern das Erlernen ihrer Muttersprache zu erleichtern. Ein paar Räume weiter, eine weitere Versuchsanordnung.
Kinderzimmer, aber mit Computer
"Wir sind jetzt in unserem neuen Testraum, für unsere Produktionsstudien. Und hier untersuchen wir Kinder zwischen zwei und acht Jahren, wie sie selber Sprache erwerben in den verschiedenen Altersgruppen."
Talina Weber arbeitet ebenfalls im Team des Baby-Sprachlabors mit: Teddybären, Kindermöbel – der Testraum sieht aus wie ein Kinderzimmer. Mitten drin allerdings: Ein Schreibtisch mit Computer.
Talina Weber arbeitet ebenfalls im Team des Baby-Sprachlabors mit: Teddybären, Kindermöbel – der Testraum sieht aus wie ein Kinderzimmer. Mitten drin allerdings: Ein Schreibtisch mit Computer.
"Ich untersuche einen bestimmten Fragetypus. Da wollen wir schauen, wie die Kinder Fragen schon selbst reproduzieren können, ob die Satzstruktur schon stimmt, wie sie die Sätze und Fragen betonen. Da gibt es denn solche Aufforderungen: Sag mal, frag mal ob das und das."
"Frag mal ob die Bienen summen können. Ja…. Können die…. Frag mal ? Können die…. Und? Können die Bienen summen? Super!"
"Frag mal ob die Bienen summen können. Ja…. Können die…. Frag mal ? Können die…. Und? Können die Bienen summen? Super!"
Phasen des Spracherwerbs
Aus den Antworten in Abhängigkeit vom Alter leiten die Konstanzer Wissenschaftler neue Erkenntnisse über den Prozess des Spracherwerbes ab. Sie unterscheiden dabei mehrere Phasen. Die erste beginnt direkt nach der Geburt:
"Die Kinder fangen eigentlich mit einer ziemlich universellen Sprachwahrnehmung an, so dass sie Laute aus allen möglichen Sprachwahrnehmungen unterscheiden können."
Das sagt die Linguistin Muna Schönhuber, die bereits seit Gründung des Konstanzer Labors dort forscht. Es folgt Phase zwei:
"Im Laufe des ersten Jahres stellt sich die kindliche Wahrnehmung dann doch auf die Muttersprache ein, so dass sie dann die Laute unterscheiden, die für die eigene Sprache relevant sind. Und die Laute, die nicht für die eigene Sprache relevant sind, werden ignoriert."
"Die Kinder fangen eigentlich mit einer ziemlich universellen Sprachwahrnehmung an, so dass sie Laute aus allen möglichen Sprachwahrnehmungen unterscheiden können."
Das sagt die Linguistin Muna Schönhuber, die bereits seit Gründung des Konstanzer Labors dort forscht. Es folgt Phase zwei:
"Im Laufe des ersten Jahres stellt sich die kindliche Wahrnehmung dann doch auf die Muttersprache ein, so dass sie dann die Laute unterscheiden, die für die eigene Sprache relevant sind. Und die Laute, die nicht für die eigene Sprache relevant sind, werden ignoriert."
"Babbling" bis anderhalb Jahre
Ist diese Unterscheidung getroffen, beginnt das Baby zu sprechen; oder was man halt so ‚sprechen‘ nennen mag.
"Das so genannte ‚babbling‘, also irgendwelches ‚Baba‘-Laute, die noch keinen Inhalt haben. Das geht dann so bis ein Jahr, eineinhalb Jahre, die Grenzen sind fließend."
Danach beginnt das Kleinkind, erst einzelne Worte zu sprechen, dem die ‚Mehrwort-Phase‘ folgt. Erst danach wendet es grammatische Regeln an und bildet vollständige Sätze. Auch diese Prozesse lassen sich im Konstanzer Baby-Sprachlabor eindrucksvoll dokumentieren. Dort geht den Forschern auch in Zukunft die Arbeit nicht aus, so Projektleiterin Bettina Braun:
"Soll man Dialekt sprechen? Soll man Hochsprache sprechen? Uns interessieren die Mechanismen: Wie kommen die Kinder zur Sprache. Die kommen in die Kita, hören die Sprache anderer Kinder. Die sind oft falsch ausgesprochen, die Wörter, weil die anderen Kinder noch nicht das ganze Lautinventar haben. Das sind Themen, die uns für zukünftige Forschungen interessieren."