"90 Prozent aller Brände sind menschlichen Ursprungs"
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In Lübtheen brennt ein Wald auf dem Gelände eines ehemaligen Truppenübungsplatzes. Menschliche Unachtsamkeit sei der größte Risikofaktor bei Waldbränden, sagt der Forstexperte Alexander Held. Und auch der Klimawandel spielt inzwischen eine Rolle.
In Mecklenburg-Vorpommern wütet ein Waldbrand auf dem Gelände eines ehemaligen Truppenübungsplatzes bei Lübtheen. Es ist der größte Waldbrand in der Geschichte des Bundeslandes.
"Das ist nur die Spitze des Eisbergs", sagt der Forstexperte Alexander Held. Es brenne überall in Deutschland - bei Lübtheen oder letztens in Jüterbog in Brandenburg werde die Lage allerdings noch verschärft durch die Munitionsbelastung.
"Das Problem ist nicht plötzlich aufgetaucht", betont Held, der als Senior-Experte für Wald, Feuer- und Wildtier-Management im Bonner Büro des European Forest Institute arbeitet. Insgesamt seien rund 500.000 Hektar Fläche bundesweit mit Munition belastet.
Diese Flächen ein für alle mal zu räumen, auch im Hinblick auf den Grundwasserschutz, wäre eine "hochdringliche Aufgabe", sagt Held. "Und wir hätten beim Waldbrand ein Problem weniger."
"Drei Brandursachen: Männer, Frauen und Kinder"
In den munitionsbelasteten Gebieten sei beispielsweise die Selbstentzündung von Phosphorgranaten gefährlich. Die Hülle der Phosphorgranaten erodiert mit der Zeit und das darin enthaltene Phosphor entzündet sich leicht bei direkter Sonneneinstrahlung und niedriger Luftfeuchte.
Das zeitgleiche Entstehen von Brandherden in solchen Gebieten könne deshalb auf mehrere Selbstentzündungen schließen lassen. Genauso wahrscheinlich sei aber Brandstiftung oder Unachtsamkeit, denn:
"Es gibt drei Brandursachen: Männer, Frauen und Kinder. 90 Prozent aller Brände sind menschlichen Ursprungs. Hauptsächlich Unachtsamkeit im Umgang mit Gerätschaften, mit Lagerfeuern. Die menschliche Unachtsamkeit ist der größte Faktor."
Die Hitzewelle tue ein übriges, so Held weiter: "Der Klimawandel verschärft die Brandwetterlage und macht Vegetationstypen brennbar, die sonst nur moderat brennbar sind."
Mischwald als Brandschutz
Verstärkt werde dies noch durch bestimmte Arten der Landnutzung: Ein reiner Fichten- oder Kiefernwald sei brennbarer als ein Ur- oder Mischwald.
Neben kurzfristigen Maßnahmen im Feuermanagement – wie Schneisen und Pufferzonen anlegen – müsse es daher langfristig zu einem "Waldumbau zu nicht risikoanfälligen Waldtypen" kommen.
"Gleichzeitig sorgt die Mischung nicht nur bei Feuer für eine Risikominderung, sondern auch bei Käferbefall, Sturm und anderen Waldstörungen", betont der Forst-Experte.
(abu)