Über einen Schlüsselmoment der iranischen Geschichte
Spannende Performances, tanzende Männer, Fantasiewesen: Die Fotografin Jila Dejam hat viele Erinnerungen an die Eröffnung des Tehran Museums of Contemporary Art vor 40 Jahren. Nun zeigt sie zahlreiche Fotos davon bei einer Ausstellung in Berlin - eine Weltpremiere.
Bis vor Kurzem wusste sie nicht, was für einen einzigartigen Schatz sie da hatte. Jila Dejam, Fotografin und langjährige Dokumentaristin des Tehran Museum of Contemporary Art, kurz TMoCA. Als dieses einzigartige Museum im Oktober 1977 geöffnet wurde, in Anwesenheit Farah Dibas und des Schahs, war Jila Dejam die einzige, die fotografieren durfte - ein Schlüsselmoment in der iranischen Geschichte.
Internationale Stars aus der ganzen Welt waren da, Politiker wie der amerikanische Vizepräsident waren eingeladen. Es war die größte Party in der Geschichte Irans. Entstanden sind so rund 400 Fotografien, von denen Jila Dejam 40 ausgesucht hat.
"Es gab da Performances, die sehr spannend waren. Männer tanzten vor einem Picasso, halbnackte Figuren in roten Zottelkostümen und Fantasiewesen bewegten sich durch den Raum. Ich war sehr jung, ich wusste nicht, was dieses Treiben sollte, und die meisten um mich herum auch nicht. Aber es gab auch interessante Synthesen, wo Westliches und Iranisches zusammenkam. Das hat mir gefallen."
40 Jahre lang bewahrte Jila Dejam die Fotografien auf, in denen das Lebensgefühl ihrer Zeit steckt. Die sind nicht direkt politisch, aber sie haben es in sich. Mehr als drei Dutzend Bilder hat die Fotografin nach Deutschland gebracht. Fotos, die überhaupt noch nie zu sehen waren, eine Weltpremiere in Berlin.
Und eine Premiere auch für die Fotografin selbst. Denn die hat ihre Werke selbst noch nie so gesehen: gerahmt und groß aufgezogen. Die Bilder waren ja immer im Versteck.
Jila Dejam und ihr fotografischer Glücksmoment
Internationale Stars aus der ganzen Welt waren da, Politiker wie der amerikanische Vizepräsident waren eingeladen. Es war die größte Party in der Geschichte Irans. Entstanden sind so rund 400 Fotografien, von denen Jila Dejam 40 ausgesucht hat.
"Es gab da Performances, die sehr spannend waren. Männer tanzten vor einem Picasso, halbnackte Figuren in roten Zottelkostümen und Fantasiewesen bewegten sich durch den Raum. Ich war sehr jung, ich wusste nicht, was dieses Treiben sollte, und die meisten um mich herum auch nicht. Aber es gab auch interessante Synthesen, wo Westliches und Iranisches zusammenkam. Das hat mir gefallen."
40 Jahre lang bewahrte Jila Dejam die Fotografien auf, in denen das Lebensgefühl ihrer Zeit steckt. Die sind nicht direkt politisch, aber sie haben es in sich. Mehr als drei Dutzend Bilder hat die Fotografin nach Deutschland gebracht. Fotos, die überhaupt noch nie zu sehen waren, eine Weltpremiere in Berlin.
Und eine Premiere auch für die Fotografin selbst. Denn die hat ihre Werke selbst noch nie so gesehen: gerahmt und groß aufgezogen. Die Bilder waren ja immer im Versteck.
Jila Dejam und ihr fotografischer Glücksmoment
Und nun steht sie da, die 64-jährige Dokumentaristin, im Box Freiraum, einem wunderbaren Ausstellungsort in Berlin-Friedrichshain. Jila Dejam mustert eine Aufnahme von Farah Diba, ein Meisterwerk, ein fotografischer Glücksmoment: die Kaiserin beugt sich entspannt über ein Frauenporträt, sie scheint mit dem Kunstwerk zu flirten. "Eines meiner besten Bilder", sagt Jila Dejam, die auch eine scharfsichtige Beobachterin ist.
"Ich bemerkte bei der Eröffnung des Museums, dass das Publikum aus ganz verschiedenen Schichten bestand. Sie alle waren zu den Kunstwerken gekommen waren, verschleierte Frauen, aber auch die intellektuelle Elite. Für mich war das alles ein Fragezeichen, aber ich spürte, dass hier etwas aneinander geraten könnte."
Der Frühling des Museums war von kurzer Dauer. Der Eröffnung 1977 folgte nur zwei Jahre später die Islamische Revolution. Revolutionsgarden besetzten das Museum, stürmten das Depot, zerrten Bilder heraus - zum Beispiel ein Farah-Diba-Porträt von Andy Warhol. Das Bild wurde auf brutale Weise vernichtet.
Bis 2005, bis zu ihrer Pensionierung, arbeitete Jila Dejam im TMoCA.
"Ich habe meine Bilder 40 Jahre lang beschützt. Sie waren die ganze Zeit für mich sehr wertvoll, mit Geld kann man so etwas nicht aufwiegen. Jetzt möchte ich, dass diese Zeitdokumente endlich gezeigt werden - und dass die Geschichte Irans richtig aufgearbeitet wird."
Nach Teheran werden die Bilder wohl nicht zurückkehren. Letztlich sollen sie in den Kunstmarkt gehen. Vielleicht kauft ja ein wohlhabender Exil-Iraner in London oder Los Angeles die ganze Sammlung. Denn darauf wäre unbedingt zu achten: dass die Fotos zusammenbleiben und nicht verstreut werden. Für das Verständnis der iranischen Geschichte sind sie unersetzlich.
Und die gescheiterte große Iran-Ausstellung in der Berliner Gemäldegalerie? Bedauert Jila Dejam, dass die Werke nicht nach Berlin gekommen sind und wohl auch niemals kommen werden?
"Es wäre schön gewesen, wenn die Welt mitbekommen hätte, was für einen fantastischen Schatz wir da haben. Aber es müssen die richtigen Bedingungen gegeben sein. Ich verstehe die berechtigten Sorgen der Iraner, dass die Kunstwerke möglicherweise nicht vollständig zurückkommen und dass der Schatz, den wir mit so viel Mühe bewahrt haben, durch Unachtsamkeit verloren geht."
"Ich bemerkte bei der Eröffnung des Museums, dass das Publikum aus ganz verschiedenen Schichten bestand. Sie alle waren zu den Kunstwerken gekommen waren, verschleierte Frauen, aber auch die intellektuelle Elite. Für mich war das alles ein Fragezeichen, aber ich spürte, dass hier etwas aneinander geraten könnte."
Der Frühling des Museums war von kurzer Dauer. Der Eröffnung 1977 folgte nur zwei Jahre später die Islamische Revolution. Revolutionsgarden besetzten das Museum, stürmten das Depot, zerrten Bilder heraus - zum Beispiel ein Farah-Diba-Porträt von Andy Warhol. Das Bild wurde auf brutale Weise vernichtet.
Bis 2005, bis zu ihrer Pensionierung, arbeitete Jila Dejam im TMoCA.
"Ich habe meine Bilder 40 Jahre lang beschützt. Sie waren die ganze Zeit für mich sehr wertvoll, mit Geld kann man so etwas nicht aufwiegen. Jetzt möchte ich, dass diese Zeitdokumente endlich gezeigt werden - und dass die Geschichte Irans richtig aufgearbeitet wird."
Nach Teheran werden die Bilder wohl nicht zurückkehren. Letztlich sollen sie in den Kunstmarkt gehen. Vielleicht kauft ja ein wohlhabender Exil-Iraner in London oder Los Angeles die ganze Sammlung. Denn darauf wäre unbedingt zu achten: dass die Fotos zusammenbleiben und nicht verstreut werden. Für das Verständnis der iranischen Geschichte sind sie unersetzlich.
Und die gescheiterte große Iran-Ausstellung in der Berliner Gemäldegalerie? Bedauert Jila Dejam, dass die Werke nicht nach Berlin gekommen sind und wohl auch niemals kommen werden?
"Es wäre schön gewesen, wenn die Welt mitbekommen hätte, was für einen fantastischen Schatz wir da haben. Aber es müssen die richtigen Bedingungen gegeben sein. Ich verstehe die berechtigten Sorgen der Iraner, dass die Kunstwerke möglicherweise nicht vollständig zurückkommen und dass der Schatz, den wir mit so viel Mühe bewahrt haben, durch Unachtsamkeit verloren geht."