Die Anderen sind Wir - Bilder einer dissonanten Gesellschaft
17. August bis 13. Oktober 2019
Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst
Dieselkraftwerk, Cottbus
"Wer sagt 'Wir' und wer gehört dazu?"
08:13 Minuten
Angst – vor Veränderung, Abstieg oder dem Wolf. Die Emotion ist der rote Faden in der Ausstellung "Die anderen sind Wir. Bilder einer dissonanten Gesellschaft". Kuratorin Cale Garrido erklärt, die Ausstellung frage, wer das "Wir" in der Gesellschaft sei.
Eine leere Bushaltestelle, fotografiert in schwarz-weiß. Das aus Stein gemauerte Wartehäuschen wirkt trostlos. Das Bild von Hannes Jung gehört zu der Serie "Wehe, wenn der Wolf kommt", Teil der Ausstellung in Cottbus "Die anderen sind Wir. Bilder einer dissonanten Gesellschaft".
"Hannes Jung hat bewusst keinen Wolf fotografiert, weil es ein Phänomen ist, das eigentlich für Angst steht und letztendlich für die Frage: Wie gefährlich ist eigentlich ein Wolf? Warum macht und dieses Symbol in dieser Gesellschaft so viel Angst?", erklärt Kuratorin Cale Garrido. "Er will uns auf Phänomene hinweisen, die uns verunsichern, aber wo es tatsächlich gar keine Bedrohung gibt."
Die Angst und die Frage, was uns warum Angst macht, ist das verbindene Element der Ausstellung. Die Fotografen und Fotografinnen der Künstlergruppe "Apparat" widmen sich verschiedenen Aspekten: So zeigen Hahn und Hartung in ihrer Serie "Den Bach runter" Menschen, die wegen der "Angst vor Überfremdung" nach Ungarn auswandern.
Jakob Ganselmeier porträtiert ehemalige Neonazis, die aus der Szene ausgestiegen sind: Kann der Betrachter den jungen Männern auf den Bildern glauben, dass sie wirklich nichts mehr mit der rechten Szene zu tun haben?
Ausstellung will kein Kommentar sein
Obwohl die Ausstellung in Cottbus, kurz vor den Landtagswahlen in Brandenburg, gezeigt werde, fokussiere sie sich nicht explizit auf die ostdeutsche Gesellschaft, so die Kuratorin. "Wir machen keinen Kommentar, aber wir entscheiden uns natürlich bewusst, auf diese Themen hinzuweisen und eine Debatte zu fordern, die wir für notwendig halten", sagt Garrido. "Insgesamt ist die Ausstellung eine Anregung, darüber nachzudenken, wie das 'Wir' sich in unserer Gesellschaft definiert: Wer sagt 'Wir' und wer gehört dazu?"
Die Künstler und Künstlerinnen zeigten vor allem Widersprüche auf, die sie in der Gesellschaft sähen: "Damit meinen wir die Meinungen, die vielleicht mit unseren eigenen Meinungen nicht zu vereinen sind, diese ganzen Widersprüche und die Komplexitäten, die wir in der Gesellschaft empfinden und mit denen wir nicht umgehen können. Das ist für uns Dissonanz", erklärt Garrido.
(nho)