Sarah Eick: „100 Places in Berlin“
Seltmann Publishers, Berlin 2022
100 Seiten, 29,80 Euro
Fotobuch "100 Places in Berlin"
Völlig losgelöst: Wie viele andere Berliner Bauten zeigt Sarah Eick das Kino International, zu DDR-Zeiten Premieren-Filmtheater im Osten der Stadt, ohne Menschen und vor einem leeren Himmel. © Sarah Eick
Gebäude wie Ufos
07:53 Minuten
So aufgeräumt war Berlin wohl noch nie zu sehen: Die Fotografin Sarah Eick porträtiert die Stadt menschenleer, mit einem Fokus auf markante Bauten. Auch altbekannte Gebäude sind dabei völlig neu zu entdecken, sagt die Schriftstellerin Tanja Dückers.
Die Philharmonie im Tiergarten, das Holocaust-Mahnmal, die ehemalige Abhörstation auf dem Teufelsberg im Grunewald – solche Ansichten von Berlin waren bereits unzählige Male zu sehen. Doch der Fotografin Sarah Eick gelingt es in ihrem Postkartenbuch "100 Places in Berlin", diese und andere Orte auf eine ganz eigene, ungewohnte Art in Szene zu setzen.
Frische Blicke auf vertraute Bauten
Indem Eick jedes Gebäude aus seinem Kontext herauslöse und für sich stehen lasse, ermögliche sie einen neuen Blick auf stadtbekannte Bauten und verleihe ihnen eine besondere Aura, sagt die in Berlin geborene Schriftstellerin Tanja Dückers, die das Vorwort zu dem Fotoband verfasst hat.
"Ikonografische Bilder von Berlin kennen wir alle zur Genüge", sagt Dückers. Eick verleihe den Gebäuden über den reinen Wiedererkennungswert hinaus jedoch "etwas Poetisch-Abstraktes". Indem sie die jeweilige Umgebung ausblende und auch Himmelserscheinungen wie Wolken oder Kondensstreifen durch leichte Retuschen "beruhige", erzeuge sie den Eindruck einer Hyperrealität. Die Gebäude wirkten dadurch "fast wie Ufos", schreibt Dückers in ihrem Vorwort.
Jenseits von Berlin-Klischees
Eick habe viele Schauplätze immer wieder aufgesucht, um sie in einem Moment zu fotografieren, wo keine Passanten mit ins Bild geraten, die den Blick vom Wesentlichen ablenken könnten, erklärt Dückers. Die menschenleeren Fotografien erhielten dadurch eine Anmutung von "Stillleben".
Das sei besonders wohltuend, da Eick damit unbefangene und nicht von vorherein wertende Blicke auf eine Stadt erlaube, die schon so oft "emotional manipulierend" fotografiert worden sei, sagt Dückers: Bilder, die Berlin als "die verrückte Stadt, die coole Stadt, die Multikulti-Stadt" zeigten, fänden sich zuhauf. Mal stehe da ein Punk im Vordergrund, oder eine bunte Community werde ins Bild gesetzt.
Eick dagegen konzentriere sich ganz auf die Gebäude. Sie lenke den Blick auf Brandmauern, zugemauerte Fenster und Türen oder markante Fassaden, lasse die architektonischen Strukturen und Spuren der Stadtgeschichte dabei aber für sich sprechen. "Das finde ich viel stärker, als wenn man merkt, was die Absicht hinter dem Foto ist", sagt Dückers
(fka)