Chris Bierl: A One Storied Country
232 Seiten, 35 Euro
Limited Edition von 500 Stück
Fotobuch von Chris Bierl
Blick auf das Kupferwerk Karabaschmed. In der Region herrsche eine gewisse Alternativlosigkeit, sagt Fotograf Chris Bierl. © Chris Bierl
Der verschwiegene Atomunfall von Majak
08:11 Minuten
1957 gab es im Südural einen schweren Reaktorunfall. Anders als der von Tschernobyl ist er kaum bekannt, da es keine offiziellen Untersuchungen dazu gab. Der Fotograf Chris Bierl ist durch die Region gereist und zeigt zerstörte Landschaften.
Der drittgrößte Reaktorunfall in der Geschichte der Menschheit, nach Tschernobyl und Fukushima, ereignet sich im Südural im Jahr 1957. Im russischen Atomkomplex Majak versagt die Kühlung - und obwohl sich die Krankenhäuser schnell mit Strahlenkranken füllten, obwohl Tausende evakuiert wurden und die Bauern ohne Erklärung ihr Vieh schlachten und die Ernte vergraben mussten, gibt es bis heute keine offiziellen Untersuchungen. So weiß man nicht, wie hoch nach wie vor die radioaktive Belastung in der Region ist oder was es für gesundheitliche Auswirkungen auf die Bevölkerung gab und gibt.
Der Fotograf Chris Bierl hat die Region fotografiert. In "A One Storied Country" zeigt er eine karge Region, trostlose Landschaften. "Trotz all der erschreckenden Momente hat es auch eine gewisse Faszination. Ich habe öfter gesagt: 'Boah, so was habe ich noch nie gesehen.' Das möchte ich im Bild festhalten", berichtet Bierl.
Naturschutz? Fehlanzeige
Die Natur vor Ort leide nicht nur immer noch unter dem Reaktorunfall, sondern auch unter den vielen anderen Industriewerken, die es dort gibt. "Es ist eine sehr rohstoffreiche Gegend, es wird viel dort abgebaut jenseits des Urans", erklärt Bierl.
Auf seiner Reise beobachtete er immer wieder eine Schicksalsergebenheit der Menschen. "Man muss dazu sagen, es ist eine sehr arme Region, ganz viele dieser Menschen haben die Region auch nie verlassen", so Bierl. Es herrsche eine gewisse Alternativlosigkeit.
Zu dem Projekt gebracht hat Chris Bierl die Liebe. Seine Frau stammt von dort und erzählte beiläufig, dass sie als Kind nicht im Fluss baden durfte. "Das war der Trigger, um zu sagen: Lass uns ein Projekt daraus machen."
(nho)