Otto Reitsperger, "Nachthell"
Fotobuch, Edition Braus, 2016, 96 Seiten, 29,99 Euro
Was die Nacht aus dem Meer macht
Man man reibt sich die Augen: Die an zarte Aquarelle erinnernden Fotos von Otto Reitsperger in seinem Fotobuch "Nachthell" sind tatsächlich Nachtaufnahmen. Fotografiert sind die Meer-Bilder mit extrem langer Belichtungszeit. Das Meer, sagt Reitsberger, fasziniere ihn wegen seiner großen Bandbreite.
"Die Nacht zum Tag werden lassen" war der Kerngedanke, der Otto Reitspergers Fotoserie "Nachthell" zugrunde lag. Mittels analoger Fotografie, extremer Belichtungszeit und dem Vollmond als alleiniger Lichtquelle hat der österreichische Fotograf in Wüsten und am Meer fotografiert.
Entstanden sind stimmungsvolle, malerische Aufnahmen, die eines gemeinsam haben: Sie offenbaren, was das menschliche Auge nicht erfassen kann. Statt nächtlichem Dunkel überraschen die Fotos mit Helligkeit und Farben und sind dabei von einer besonderen Ästhetik. Eindrücklich und flüchtig zugleich machen sie die im Verborgenen liegende Wirklichkeit sichtbar.
Das Eingebundensein des Menschen in die Natur fasziniere ihn, erklärt Reitsperger seine Motivation für die Wahl seiner Fotomotive.
"Das wird einem klar, wenn man in der Nacht stundenlang in die Milchstraße schaut. Dann verändern sich mitunter die Größenverhältnisse. Und dieser griechische, philosophische Satz – der Mensch ist das Maß aller Dinge – relativiert sich da ein wenig."
Der ursprüngliche Gedanke hinter dem Buch sei gewesen, nur Wüsten ohne Sonne zu fotografieren. Aber dann habe er beim Fotografieren des Meeres in Marokko entdeckt, dass das Meer auch bei Nacht eine viel größere Bandbreite an Farben und Reflexionen zu bieten habe.
Mit den Texten, die Reitsperger den Fotos beigestellt hat, habe er eine Art Entschleuniger einbauen wollen: Die kleinen Geschichten sollen "ein Verweilen beim Betrachten" bewirken.